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Lufthansa: Kleiner Scherz aus Irland

Der irische Billigflieger Ryanair schreibt rote Zahlen - und spricht von einer möglichen Übernahme der Lufthansa. Die Börsianer halten das für einen Witz.

Frankfurt am Main - Auch wenn der irische Billigflieger Ryanair zum ersten Mal überhaupt ein Geschäftsjahr mit Verlust abschließen musste, setzt Unternehmenschef Michael O'' Leary weiter auf Expansion. Dabei wirft er auch ein Auge auf die Lufthansa. „Wir sehen uns Lufthansa ernsthaft an“, sagte er in seiner gewohnt flapsigen Art auf der Bilanz-Pressekonferenz am Dienstag in London. „Wir könnten sie fast mit Barmitteln kaufen“, fügte er hinzu, um dann aber gleich wieder einen Rückzieher zu machen. In absehbarer Zeit sei keine Offerte geplant.

Fakt allerdings ist, dass Ryanair mit 5,32 Milliarden Euro an der Börse derzeit höher bewertet wird als die Deutsche Lufthansa mit 4,62 Milliarden Euro. Börsianer bezeichneten O'' Learys Aussagen allerdings als Witz. Trotzdem legten Lufthansa-Aktien zeitweise um mehr als zehn Prozent zu.

Sorgen macht man sich bei der Lufthansa ohnehin nicht, zumal ein ausländischer Investor allenfalls 50 Prozent minus eine Aktie kaufen könnte.

Ganz abgesehen davon muss Ryanair zunächst einmal die eigenen Probleme in den Griff bekommen, die aktuell in erster Linie aus der gescheiterten Übernahme des irischen Konkurrenten Aer Lingus herrühren. Vor allem wegen Abschreibungen auf die 30-Prozent-Beteiligung rutschte Ryanair im Geschäftsjahr 2008/2009, das Ende März abgeschlossen wurde, mit 169 Millionen Euro ins Minus, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 391 Euro verbucht worden war. Ohne die Belastung durch Aer Lingus, die die Iren mit 222 Millionen Euro beziffern, liegt Ryanair noch mit 105 Million Euro im Plus, was allerdings trotzdem einem Gewinneinbruch von 80 Prozent entspricht. Grund waren unter anderem die um 59 Prozent höheren Treibstoffkosten.

Dennoch sieht sich der irische Billigflieger als Krisengewinnler, wie Ryanair-Managerin Tracey McCann am Dienstag in Frankfurt am Main sagte. Der Umsatz stieg im vergangenen Geschäftsjahr um acht Prozent auf 2,94 Milliarden Euro. Man gewinne wegen der Wirtschaftskrise viele Passagiere dazu, etwa von Lufthansa oder Britisch Airways. Tatsächlich kletterte die Zahl der Fluggäste bei Ryanair im vergangenen Geschäftsjahr um 15 Prozent auf 58,5 Millionen. In Deutschland waren es neun Millionen. In der laufenden Periode soll eine weitere Million dazukommen, unter anderem wegen des zehnten Flughafens, den Ryanair anfliegt. Künftig wird auch Memmingen in das Streckennetz einbezogen.

Unter dem Strich will Ryanair den Gewinn im laufenden Jahr auf 200 bis 300 Millionen Euro steigern. Dabei soll das Durchschnittsticket um 15 bis 20 Prozent billiger werden und nur noch 32 Euro kosten, nachdem der Preis im abgelaufenen Geschäftsjahr bereits um acht Prozent auf 40 Euro je Strecke gesunken ist.

Allerdings greifen die Iren den Passagieren immer stärker bei den Gebühren in die Tasche und schränken gleichzeitig ihre Dienstleistungen ein. So werden bis Oktober die Check-In-Schalter an allen knapp 150 Flughäfen dichtgemacht, die Ryanair anfliegt. Die Fluggäste müssen sich schon jetzt ihre Bordkarten über das Internet zu Hause ausdrucken, wofür Ryanair pro Ticket und Strecke trotzdem fünf Euro verlangt. Wer das nicht kann oder wenn dies aus technischen Gründen nicht klappt, muss der Passagier für das Ausstellen der Bordkarte am Flughafen pro Strecke und Kopf 40 Euro zahlen.

Auch beim Gepäck langt Ryanair immer kräftiger zu. Das erste Gepäckstück kostet zehn Euro – allerdings auch nur dann, wenn es bereits im Internet angemeldet wird. Am Flughafen verlangen die Iren die doppelte Gebühr. Ohnehin darf der Koffer oder die Tasche nicht mehr als 15 Kilo wiegen. Sonst wird es noch teurer.

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