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Wirtschaft: Lufthansa: Nach dem Streik ist vor dem Streik

Die Macht der Gewohnheit kennt keine Grenzen. Das gilt auch für die Piloten-Streiks.

Die Macht der Gewohnheit kennt keine Grenzen. Das gilt auch für die Piloten-Streiks. Den meisten Bürgern ist es herzlich egal, ob sich die Streithähne schon diese oder erst nächste Woche einigen. Donnerstag ist Streiktag. Na und? Das große Chaos findet nicht statt. Die Passagiere sind flexibel. Und: Es gibt Spannenderes als die Inszenierung der mal mehr, mal weniger imposanten Drohgebärden und die Gewissheit, dass die Piloten mittlerweile nicht mehr viel zu verlieren haben. Denn: Lautlos hat sich aus der Sozialneiddebatte, die den Piloten-Streik von Anfang an begleitete, eine Diskussion um die Zukunft des deutschen Flächentarifvertrags entwickelt. Die traditionellen Gewerkschaften, das zeigen die Äußerungen aus dem Führungszirkel von IG Metall und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aus diesen Tagen, haben Angst, dass ihnen aus ihrer eigenen Klientel Konkurrenz erwächst, wenn das Beispiel Lufthansa Schule macht. Das sagen sie zwar nicht so. Aber sie denken es. Und sie haben allen Grund zur Sorge. Setzt sich die Interessenvertretung der Piloten, die Vereinigung Cockpit, mit ihren Forderungen annähernd durch, werden auch andere Berufsgruppen über den Erfolg ihrer gewerkschaftlichen Interessenvertreter nachdenken. Im Hause Lufthansa hat sich bereits das Kabinen- und Bodenpersonal entsprechend neu formiert und denkt an Nachschlagsforderungen - nach dem Streik ist vor dem Streik. Kehren die Leistungsträger den Gewerkschaften tatsächlich den Rücken, müssen die Arbeitnehmervertreter mit alten Tabus brechen. Ohne flexiblere, an einzelnen Berufsgruppen und Betrieben ausgegrichteten Tarifverträgen wird es eng für die deutschen Gewerkschaften.

Martina Ohm

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