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Wirtschaft: Lufthansa: Unternehmen will Star Alliance weiter ausbauen

Die Deutsche Lufthansa AG ist "fit für das 21. Jahrhundert" und ein für die Anleger attraktives, werthaltiges Unternehmen", sagte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Weber am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Berlin.

Die Deutsche Lufthansa AG ist "fit für das 21. Jahrhundert" und ein für die Anleger attraktives, werthaltiges Unternehmen", sagte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Weber am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Berlin. Obwohl der Gewinn auf 1,96 Milliarden Mark (1998: 2,48 Milliarden) gesunken sei, stelle das Ergebnis dennoch eine europäische Bestleistung dar und sei das zweitbeste Vorsteuerergebnis in der Firmengeschichte. Wie in den Vorjahren wurde eine Dividende von 1,10 Mark pro Aktie beschlossen, womit mehr als ein Drittel des Konzernergebnisses auf die Aktionäre entfällt.

Nach dem erfolgreichen Umbau des Unternehmens zu einem Aviation-Konzern steht mit einer zunehmenden Konzentration auf elektronische Medien jetzt die Weiterentwicklung zu einem "e-Viation-Konzern" bevor. Dabei soll das Flugzeug selbst in den kommenden ein bis zwei Jahren zu einem Internet-Träger für die Reisenden werden. Es gelte, das bestehende Geschäft aktiv auf die Anforderungen der "neuen Ökonomie" auszurichten, um künftig noch deutlicher alle Prozesse und Produkte auf die Vorgaben der Kunden statt auf die eigenen Produktionsbelange auszurichten.

Auch der weitere Ausbau der Star-Alliance mit bisher zwölf Partnergesellschaften und einem Netz von mehr als 800 Zielorten in 130 Ländern hat Priorität. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet die Lufthansa mit einem zehnprozentigen Passagierzuwachs und einem um gut zehn Prozent auf mehr als 1,5 Milliarden Mark (1999: 1,4 Milliarden Mark) verbesserten, operativen Konzernergebnis.

Heftige Kritik übte Weber erneut an den Engpässen in der europäischen Flugsicherung. Jährlich zahle die Lufthansa zwei Milliarden Mark für eine unzulängliche Leistung, klagte Weber. 69 Prozent aller Flüge seien deshalb verspätet, mit dem Mehrverbrauch von rund 100 000 Litern Kerosin hätte ein Airbus A320 880 Mal um die Erde fliegen können. Acht zusätzliche Flugzeuge müssten nur zum Ausgleich dieser Mängel bereitgehalten werden. Der Lufthansa-Chef forderte die europäischen Staaten auf, endlich ihre nationalen Egoismen in diesem Bereich aufzugeben und zu kooperieren.

Ebenso wie in der Luft müssten die Infrastruktur-Defizite auch am Boden beseitigt werden, sagte Weber. Der Bau einer weiteren Startbahn in Frankfurt müsse dringend in Angriff genommen werden, wenn der dortige Airport keinen Infarkt erleiden und wirtschaftliches Wachstum andernorts in Europa stattfinden soll. Für den neuen Berliner Großflughafen müsse Leipzig als Beispiel gelten, wo man die neue Interkontinental-Startbahn samt Gebäudeerweiterung in einer Rekordzeit von vier Jahren realisiert habe. Angesichts steigender Fluggastzahlen sei man in der Lage, das Berlin-Angebot durch den Einsatz größerer Maschinen zu erweitern, betonte Weber. Er kündigte an, das Lufthansa oder ein Partner voraussichtlich ab Sommer 2001 wieder die bisher der britischen Konkurrenz überlassene London-Route bedienen werden.

Die Hauptversammlung wurde vor und im ICC durch Protestkundgebungen gegen die Abschiebung von Ausländern an Bord von Lufthansa-Flugzeugen begleitet. Demonstranten unterbrachen die Reden von Jürgen Weber und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus G. Schlede mit Sprechchören und Transparenten. Sie wurden nach Rangeleien mit dem Ordnungspersonal aus dem Saal gewiesen. Der Dachverband der Kritischen Aktionäre forderte, wegen der Abschiebepraxis Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Jürgen Weber sprach von "blindwütigen Angriffen", die in jüngster Zeit in die persönliche Bedrohung seiner Person und seiner Familie gegipfelt seien. Die Lufthansa bleibe bei ihrer bereits im Vorjahr beschlossenen Praxis, zu ihrer Beförderungspflicht zu stehen, den Transport von Betroffenen, die erkennbaren Widerstand leisten, jedoch abzulehnen. Der richtige Adressat für die Abschiebeproblematik sei nicht die Lufthansa, sondern die Regierung, hatte zuvor bereits Klaus Schlede betont.

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