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Ready for Takeoff. Es geht voran bei der Lufthansa. Die eigene Gewinnprognose wird die Airline wohl erfüllen.

© promo

Lufthansa: Warum die Aktie im Höhenflug ist

Trotz neuer Streikdrohungen legt die Aktie der Airline mächtig zu. Der Grund: Im Sommer liefen die Geschäfte gut.

Überraschende Wende: Nach der Tragödie um den Absturz von Flug 4U9525 der Tochter Germanwings und trotz neuer Streikandrohungen der Pilotenvereinigung Cockpit hat die Lufthansa am Freitag die Märkte begeistert. Die Aktie der Fluggesellschaft zog um fast fünf Prozent an, die Lufthansa war damit die Überfliegerin im Deutschen Aktienindex (Dax). Das ist umso bemerkenswerter, als der Dax am Freitag in die Knie ging und die Anleger empfindliche Verluste hinnehmen mussten.

Wie kam es zu dem Höhenflug? Anlass war ein Interview. „Wir hatten den besten Sommer überhaupt“, hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr Reuters TV erzählt. „Das Geschäft ist im Juli und August deutlich besser gelaufen als wir erwartet haben.“ Deshalb werde die Lufthansa den angepeilten bereinigten Gewinn von mehr als 1,5 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit) in diesem Jahr „komfortabel erreichen“.

Vor allem bei der Billigflugtochter Germanwings läuft es besser als erwartet. Die Tochter, die die Kurzstrecken außerhalb der Drehkreuze Frankfurt und München bedient, werde in diesem Jahr zum ersten Mal schwarze Zahlen schreiben. „Wir wollten eine schwarze Null schreiben“, sagte Spohr. Nun stellt er einen Gewinn von mehr als zehn Millionen Euro in Aussicht.

Die Börse honorierte die Ankündigung mit einem satten Kursplus. Die Lufthansa-Aktie war die einzige Gewinnerin im Dax. Dabei war sie bei der Überprüfung der Indizes am Donnerstag knapp an einem Abstieg in den MDax vorbeigeschrammt. „So wie die Lufthansa zur deutschen Wirtschaft gehört, gehört auch die Lufthansa-Aktie in den Dax“, sagte Spohr. In den nächsten Jahren müsse das wieder zu einer Selbstverständlichkeit werden.

Spohr bleibt bei Eurowings hart

Der Erfolg von Germanwings bestätigt Spohr in der Strategie, mit Eurowings auch über Deutschland hinaus eine Zweitmarke zu etablieren. „Dafür ist Platz, weil der Billigflug-Anteil auf unseren Heimatmärkten Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien viel niedriger ist als anderswo in Europa.“ Bei den 5000 Lufthansa-Piloten stößt der Plan, Eurowings in Österreich anzusiedeln und die Eurowings-Piloten deutlich schlechter zu bezahlen als die Lufthansa-Kräfte jedoch auf Kritik. Die Pilotenvereinigung Cockpit droht mit Streiks. Lufthansa versucht, diese abzuwenden. Am Freitag lud die Airline die Pilotengewerkschaft zu neuen Tarifgesprächen ein.

Die jüngste Eskalation im Konflikt zwischen der Lufthansa und der Vereinigung Cockpit sorgt nicht für Verärgerung bei Kunden, sondern auch für erheblichen Unmut bei der Flugbegleiter-Gewerkschaft (Ufo). Die Piloten hatten die Tarifgespräche am Mittwoch überraschend platzen lassen. „Es steht zu viel auf dem Spiel, als dass wir als mittelbar Betroffene hierzu weiter schweigen könnten“, sagt Uwe Hien, bei Ufo für Tarifpolitik verantwortlich. Er fordert die Piloten zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf, wenn gewünscht auch unter Beteiligung von Ufo. Den Disput auf der Straße und durch weitere Streiks auszutragen führe keinen Schritt weiter, heißt es in einer ungewöhnlich deutlichen Stellungnahme. Hien warnt davor, dass weitere Blockaden und Streiks zur Streichung von Arbeitsplätzen führen könnten.

Streit unter Gewerkschaften

Ufo steht selbst in intensiven Verhandlungen mit der Lufthansa und betont die prinzipielle Streikbereitschaft. Allerdings soll vorerst bis zum 1. November weiter verhandelt werden. Zwar appelliert Ufo an beide Konfliktparteien, aber vor allem das Verhalten der Pilotenvereinigung sei „nicht hilfreich“, so Hien. Der Konflikt habe schon jetzt einschneidende Auswirkungen auf die Fluggesellschaften des Konzerns und deren Beschäftigte. „Verhärtete Positionen, die weiter einzementiert werden, führen letztlich dazu, dass Arbeitsplätze der gesamten Lufthansa bedroht werden“, warnt Hien. Gegenwind für die Piloten kommt auch vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). Mittlerweile werde seit April 2012 verhandelt, wobei die Gespräche acht Mal abgebrochen worden seien und es zwei Mal zu juristischen Auseinandersetzungen gekommen sei. Damit hat der Konflikt nach Ansicht des IW-Experten Hagen Lesch schärfere Dimensionen angenommen als die Auseinandersetzung zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Bahn. Lesch hält den Lufthansa-Piloten vor, dass sie mit dem Aufbau von Eurowings eine unternehmerische Entscheidung der Lufthansa verhindern wollten. Letztlich aber müssten sie sich beugen, so schmerzlich die Einkommenseinbußen auch sein mögen. „An der unternehmerischen Verantwortung kann eine Gewerkschaft nicht rütteln.“ mit rtr

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