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Wirtschaft: Lufthansa wertet Berlin auf

Konzept für den neuen Flughafen in der alten Heimat: 30 zusätzliche Verbindungen und Tickets ab 49 Euro

Berlin - Die Wiege der Lufthansa stand in Berlin: 1926 ist das Unternehmen hier gegründet worden. Und jetzt soll der neue Berliner Flughafen wieder die Startbasis sein für ein neues Modell, mit dem die Kranich-Linie deutschlandweit Kosten senken und die Zahl der Passagiere steigern will. Mit dem neuen Konzept sei es möglich, die Produktivität um ein Drittel zu steigern und den Ticketpreis auch bei Flügen zu Zielen in Europa bei 49 Euro beginnen zu lassen, sagte Josef Bogdanski am Mittwoch in Berlin. Er hat das Projekt „Zukunft Berlin“ geleitet, das am Mittwoch vorgestellt wurde.

Zum Start des Flughafens Berlin-Brandenburg Willy Brandt am 3. Juni 2012 will Lufthansa 30 neue Ziele anbieten; unter anderem nach Barcelona, Rom oder Stockholm. Die Zahl der Starts und Landungen am künftigen Flughafen steigt um 35 Prozent auf mehr als tausend. Die Tickets ab 49 Euro für den einfachen Flug enthielten auch die Gebühren und Steuern, sagte Bogdanski. Nur bei den neu aufgenommenen Flügen nach Beirut und Tel Aviv liege der günstigste Preis bei 149 Euro.

Lufthansa wolle in Berlin überproportional wachsen, sagte Vorstandsmitglied Carsten Spohr. Hauptkonkurrent ist Air Berlin. Die Fluggesellschaft will Berlin zu einem Drehkreuz machen. An die Aufnahme von Langstreckenflügen, etwa nach Amerika, könne man aber frühestens nach einem Jahr denken, sagte Spohr. Zunächst müsse der erweiterte Europa-Verkehr erfolgreich sein. Die Lufthansa werde rund 60 Millionen Euro in Berlin investieren. Nach zwei Jahren will der Konzern im Flugbetrieb „schwarze Zahlen“ schreiben.

Um das erweiterte Angebot fliegen zu können, erhöht Lufthansa die Zahl der in Berlin stationierten Maschinen von neun auf 15. Insgesamt sollen im Berlin-Verkehr konzernweit 35 Flugzeuge eingesetzt werden. Keines davon werde älter als zwei Jahre sein, versprach Bogdanski. Die junge Airbus-Flotte habe den Vorteil, dass die Wartungskosten sinken und die modernen Triebwerke weniger Treibstoff brauchen als ältere Typen. Noch nie habe Lufthansa auf einen Schlag an einem Flughafen so viele neue Verbindungen angeboten und zusätzliche Maschinen stationiert wie jetzt in Berlin, sagte Spohr.

Auch die Zahl der Mitarbeiter wird steigen: von derzeit 3500 auf etwa 4000, sagte Spohr. Gesucht werden unter anderem 130 Piloten und 230 Flugbegleiter. Während es fürs Cockpit gelungen sei, einen Tarifvertrag abzuschließen, der die Stückkosten um 20 Prozent senke, sei dies beim Kabinenpersonal gescheitert, sagte Spohr. Hier werde es befristete Verträge und eine andere Altersvorsorge geben. Dagegen hätten die Piloten vor etwa einem Jahr konzernweit Zugeständnisse gemacht, um den defizitären Betrieb auf Flughäfen ohne großen Umsteigerverkehr profitabler machen zu können, sagte Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels. Davon profitiere jetzt Berlin.

Ein klassisches Drehkreuz werde es für Lufthansa in Berlin zumindest in den nächsten Jahren nicht geben, sagte Spohr. Im Berlin-Geschäft dominiere der Lokalverkehr. Aber zehn bis 15 Prozent Umsteiger seien vorstellbar. Lufthansa setzt auf den Punkt-zu-Punkt-Verkehr mit zum Teil mehreren Flügen am Tag auch zu Zielen in Europa. Starten wolle man gegen sieben Uhr; die letzten Maschinen sollen gegen 22 Uhr zurückkehren, sagte Bogdanski. Damit nutzt Lufthansa die erlaubten Flugzeiten in der Nacht nicht voll aus, obwohl sich der Konzern gegen Beschränkungen vehement gewehrt hatte.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bezeichnete das verstärkte Engagement der Lufthansa als wichtigen Schritt zur immer besseren weltweiten Vernetzung Berlins. Und Flughafenchef Rainer Schwarz erwartet mittelfristig weitere Destinationen, auch im Interkontinentalbereich. 49 Flugziele werden Lufthansa und ihre Partner 2012 anbieten. Zumindest auf 50 wolle man ganz schnell kommen, sagte Spohr.

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