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Wirtschaft: Lufthansa will Swiss zum Rabattpreis

Geplante Übernahme soll höchstens 40 Millionen Euro kosten / Markenname bleibt / EU signalisiert Zustimmung

Frankfurt am Main/Genf - Für die Übernahme der Schweizer Fluggesellschaft Swiss soll die Lufthansa höchstens 30 bis 40 Millionen Euro bezahlen. Dies wurde am Montag aus vertrauten Kreisen bekannt. Offenbar muss die Lufthansa nur die Kleinaktionäre der Swiss abfinden. Die bisherigen Großaktionäre – die schweizerische Regierung, Kantone, Gemeinden und Banken –, die 86 Prozent der Anteile halten, sollen lediglich zu einem symbolischen Preis verkaufen. Dabei beläuft sich der Wert der Swiss Experten zufolge auf rund 400 Millionen Euro. Das gefiel der Börse: Die Aktie der Lufthansa legte am Montag um 1,52 Prozent auf 11,34 Euro zu. Swiss-Papiere stiegen zunächst sogar um 19 Prozent, lagen dann aber nur bei 6,80 Euro (plus 0,74 Prozent).

Bei einer ersten Übernahmeofferte vom Herbst 2003 hatte die Lufthansa noch auf eine Kapitalspritze durch die Swiss-Altaktionäre gepocht. Dieses Thema scheint nun vom Tisch. Denn mittlerweile hat die aus der zusammengebrochenen Swissair hervorgegangene Swiss die tiefste Krise hinter sich. Schwarze Zahlen schreibt das Unternehmen zwar nicht. So flog die Swiss im vergangenen Jahr 140 Millionen Schweizer Franken Verlust ein – im Jahr zuvor waren es aber noch 690 Millionen Franken. Darüber hinaus hat die Langstreckenflotte der Swiss mit 18 Maschinen eine Größenordung, die nach Ansicht der Lufthansa ab Zürich rentabel eingesetzt werden kann.

Die Übernahme soll schon in den nächsten Wochen über eine Zwischenholding abgeschlossen werden. Dabei soll die Swiss erhalten bleiben und unter eigenem Namen weiter fliegen. „Das ist eine hochattraktive Marke“, sagte Lufthansa-Sprecherin Christine Ritz. Dabei schielt die Lufthansa vor allem auf Schweizer Geschäftsreisende, die die Business Class füllen dürften.

Außerdem besitzt die Swiss wichtige Verkehrsrechte im arabischen Raum und in Afrika, auf die die Lufthansa alleine keinen Zugriff hätte. Allerdings dürfte es auch Einschnitte im Streckennetz geben. Auf 350 Verbindungen pro Woche seien Swiss und Lufthansa Konkurrenten, hatte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber im Sommer vergangenen Jahres betont. Das Drehkreuz Zürich soll laut Lufthansa aber erhalten bleiben, möglicherweise jedoch in abgespeckter Form. Ob mit der Übernahme auch der Verkauf von Jets und der Abbau von Arbeitsplätzen verbunden ist, ließ die Lufthansa am Montag offen. Freilich hat die Swiss selbst bereits angekündigt, bis Mitte 2006 weitere 800 bis 1000 der derzeit noch 6600 Stellen zu streichen. Im vergangenen Jahr waren gut 1400 Arbeitsplätze weggefallen. Schweizer Gewerkschaften forderten nun für die Zeit nach der Übernahme eine dreijährige Arbeitsplatzgarantie.

Mit der Übernahme der Swiss will die Lufthansa bei der überfälligen Konsolidierung des Luftverkehrs in Europa eine führende Rolle spielen. „Wir wollen nicht zuschauen wie sich andere Gesellschaften formieren“, sagte Lufthansa-Sprecherin Ritz. EU-Verkehrskommissar Jaques Barrot hat bereits grundsätzliche Zustimmung signalisiert. Der weltweite Wettbewerb erfordere „solide und starke europäische Airlines“.

Das wird auch in der Schweiz so gesehen. Der Deal sei „unvermeidlich“, bestätigten Politiker. Offiziell will sich aber der Schweizer Bund erst bei Vorliegen der endgültigen Verhandlungsresultate äußern. Auch die anderen Eigner – die Kantone und Gemeinden sowie die beiden Banken UBS und Crédit Suisse – gaben keinen Kommentar ab.

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