zum Hauptinhalt
Lufthansa

© ddp

Lufthansa: Zeichen stehen auf Streik

Mitten in der Hauptreisezeit steuert die Lufthansa auf unbefristete Streiks ihrer 50.000 Mitarbeiter am Boden und an Bord zu. Am Freitag sollen die Ergebnisse der Urabstimmung bekannt gegeben werden, es zeichnet sich eine hohe Zustimmung zu Arbeitsniederlegungen ab.

Nach dem Pilotenstreik steht die Lufthansa vor weiteren Arbeitskämpfen. Die Gewerkschaft Verdi will an diesem Freitag das Ergebnis ihrer Urabstimmung unter dem Personal am Boden und in der Kabine bekanntgeben und in Berlin erste Streikpläne vorstellen. In der Branche wird davon ausgegangen, dass es ab Montag erneut zu massiven Arbeitsniederlegungen kommen könnte, die viele Reisende mitten in der Urlaubssaison treffen würden. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber mahnte die Belegschaft zur Besonnenheit und appellierte, die gute Stellung des Unternehmens nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen.

Bereits durch den 36-Stunden-Streik von Piloten zweier Lufthansa-Töchter waren am Dienstag und Mittwoch rund 900 Flüge ausgefallen. Berechnungen zufolge waren davon rund 30.000 Passagiere betroffen. Lufthansa buchte sie auf andere Maschinen oder die Bahn um, teilweise wurden auch Tickets storniert. Der Streik war damit der folgenreichste seit 2001, als die Vereinigung Cockpit erstmals den Abschluss eigenständiger Tarifverträge bei Lufthansa durchsetzte. In der Folge mussten auch am Donnerstag noch 15 Flüge gestrichen werden, weil die Maschinen frühmorgens nicht an den den geplanten Flughäfen standen, teilte das Unternehmen mit. Die Vereinigung Cockpit hofft nun, dass Lufthansa ein neues Angebot vorlegt und will sonst über weitere Arbeitsniederlegungen beraten.

Mayrhuber droht mit Stellenabbau

"Wir halten an unserem Fahrplan fest, und demzufolge geht es aller Voraussicht nach in den Streik", sagte der Verdi-Sprecher. Zwar habe die Lufthansa die Gewerkschaft aufgerufen, den Tarifkonflikt durch einen unabhängigen Sachverständigen schlichten zu lassen und wolle dadurch in letzter Minute mögliche Arbeitsniederlegungen verhindern. "Eine Schlichtung ist aus unserer Sicht jedoch nicht notwendig, wir brauchen schlicht ein Angebot, das die Beschäftigten an der Geschäftsentwicklung beteiligt", sagte der Sprecher.

Mayrhuber warnte die Belegschaft der größten deutschen Airline in einem offenen Brief, überzogene Lohnforderungen könnten zu einem Stellenabbau führen. "Um es klar zu sagen: Nur profitable Arbeitsplätze sind sicher." Gewinnmargen von derzeit rund sieben Euro pro Passagier reichten nicht aus, "um unser Wachstum zu finanzieren und Ihnen Arbeitsplatzsicherheit zu geben". Deswegen dürfe die Kranich-Airline die Sympathien und das Vertrauen ihrer Kunden nicht durch Streiks aufs Spiel setzen, erklärte Mayrhuber.

Arbeitsniederlegungen zur Urlaubszeit könnten für die Lufthansa "richtig teuer werden", erklärte Mayrhuber weiter. Er rief seine Mitarbeiter auf, das Verständnis der Kunden für Streiks nicht überzustrapazieren: "Wir verärgern diejenigen, die Ihnen Arbeit geben, denn es sind letztlich die Kunden, die Ihre Vergütung sichern", erklärte Mayrhuber.

Verdi hält an Lohnforderung von 9,8 Prozent fest

Die Gewerkschaft Verdi gab sich angesichts der indirekten Drohungen über einen Stellenabbau gelassen. "Das sind Horrorszenarien, die an die Wand gemalt werden, um die Beschäftigten zu verunsichern", sagte der Verdi-Sprecher. Die Lufthansa stehe wirtschaftlich gut da. Zudem habe die Airline langfristige Kerosin-Lieferverträge abgeschlossen. Deswegen sei sie - anders als Konkurrenzunternehmen - gegen einen Anstieg der Ölpreise abgesichert. "Vor diesem Hintergrund wird die Lufthansa von den Schwierigkeiten der Branche eher noch profitieren und ihr Geschäft weiter stärken." Die Gewerkschaft halte deswegen an ihrer Lohnforderung von plus 9,8 Prozent fest.

Mayrhuber dagegen sieht den finanziellen Spielraum der Airline mit dem nachgebesserten Angebot von 6,7 Prozent ausgeschöpft: "Mehr geht nicht, das muss deutlich gesagt werden." Die hohen Kerosin-Preise brächten auch die Lufthansa in Bedrängnis.

Die Tarifverhandlungen bei der Kranich-Airline waren vor rund zwei Wochen gescheitert, nachdem Verdi und die Lufthansa sicht nicht über die künftige Vergütung des Boden- und Kabinenpersonals einigen konnten. Verdi hatte daraufhin die Urabstimmung über einen unbefristeten Streik eingeleitet. (nim/dpa/AFP)

Zur Startseite