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Luxus

© Wolff

Luxusgüter: Maserati unterm Weihnachtsbaum

Die Luxusindustrie erwartet auch 2008 ein kräftiges Wachstum. Immer mehr Kunden kommen aus Russland und China.

Berlin - Wer noch eine Kleinigkeit fürs Fest suchte, der konnte vergangene Woche in Dubai fündig werden. Im International Financial Centre der Golfstadt präsentierte Autohersteller Maserati seinen neuen, 2,2 Millionen Dollar teuren Maserati MC12 Corsa 2008, der auf der Emirates Millionaire Show zum ersten Mal überhaupt gezeigt wurde. Nebenan glänzten der Ferrari Enzo und ein Rolls Royce Phantom neben einer 30 Millionen Dollar teuren Yacht sowie Möbeln von Incanto Giovianno Sforza.

Die schlechten Zeiten für die Luxusgüterindustrie sind definitiv vorbei. Seit drei Jahren machen die Hersteller, die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, dem Ausbruch der Lungenkrankheit Sars und dem Beginn des Irakkrieges in eine Krise gestürzt waren, wieder hervorragende Geschäfte. Auch von der Krise am Kreditmarkt und der Dollarschwäche ist in der Branche nichts zu spüren.

„Das Weihnachtsgeschäft läuft sehr gut, noch besser als im Vorjahr“, sagt Claudia Lenz, Luxusgüteranalystin der Schweizer Bank Vontobel. Anfang des Monats hat Dolce & Gabbana seinen Shop in New York wiedereröffnet, Gucci plant für Februar sein größtes Geschäft überhaupt im Trump Tower an der Fifth Avenue, Ermenegildo Zegna will in die Nachbarschaft ziehen. Dass der Luxusmarkt wächst, hat der berühmte Juwelier Tiffany gerade bewiesen: Er hat seinen Umsatz in New York im vergangenen Quartal um 25 Prozent gesteigert.

Auch auf der anderen Seite der Welt wird investiert: Im November hat Bulgari gleich zwei neue Filialen in Tokio aufgemacht, der „flagship-store“ in Ginza erstreckt sich über 940 Quadratmeter, verteilt auf vier Etagen. Japan gilt noch immer als der profitabelste Markt der Welt, Japaner sind die größten Abnehmer edler Handtaschen, Juwelen und Uhren.

Nach Angaben der Unternehmensberatung Bain ist der Umsatz mit Luxusgütern im vergangenen Jahr (2006) insgesamt um neun Prozent auf 159 Milliarden Euro gestiegen, für dieses Jahr wird eine Steigerung auf rund 170 Milliarden Euro erwartet – das wäre doppelt so viel wie 1996. Bernard Arnault, Chef des weltweit größten Luxuskonzerns Moët Hennessy Louis Vuitton (LVMH), erwartet fast eine Verdoppelung der Umsätze in den kommenden fünf Jahren. Um die Kunden muss sich die Branche keine Sorgen machen. Noch nie hat es auf der Welt so viele Superreiche gegeben wie 2007. Und: „Die Reichen werden immer reicher“, sagt Analystin Lenz. „In den Schwellenländern kommen aus den unteren Schichten immer mehr Wohlhabende hinzu.“

Das stärkste Wachstum bei exquisiten Handtaschen und teuren Kleidern erwarten die Hersteller denn auch in Wachstumsländern: Russland, die arabischen Emirate und vor allem China, wo die Nachfrage nach Luxus im vergangenen Jahr um rund 50 Prozent nach oben geschnellt ist. Versace-Boss Giancarlo Di Risio schätzt das Potenzial der chinesischen Reichen, die sich „Superluxus“ leisten können, auf 120 Millionen Menschen. Der Italiener Ermenegildo Zegna war 1991 der Erste, der ein Geschäft in China aufgemacht hat, heute hat er mehr als 50 Filialen im ganzen Land.

Versace, Bulgari, Gucci und fast alle anderen großen Marken sind ihm inzwischen nachgefolgt. Hugo Boss ist seit Ende 2006 in Schanghai, und auch der ziemlich edle deutsche Uhrenhersteller Lange & Söhne, der inzwischen zum Schweizer Richemont-Konzen gehört, wird sein zweites Geschäft überhaupt im kommenden Jahr in Schanghai eröffnen.

Doch ganz ohne Sorgen sind auch die Luxusgüterhersteller nicht. Einer der Gründe hängt indirekt mit den Chinesen zusammen. Zwar wird der Großteil der Produkte noch immer in Europa produziert, besonders Waren aus italienischer Produktion genießen weltweit hohes Ansehen. Doch das Image hat Kratzer bekommen, seit ein Fernsehreport der italienischen Journalistin Sabrina Giannini („Sklaven des Luxus“) enthüllt hat, dass in vielen italienischen Luxusfabriken chinesische Migranten für erbärmliche Stundenlöhne Luxusware „Made in Italy“ produzieren.

Noch haben Prada, Gucci & Co. keine Probleme. Im Luxussegment werden die Preise in jedem Jahr durchschnittlich um rund fünf Prozent erhöht. Bei teuren Uhren ist die Nachfrage so groß, dass etwa bei der Rolex Daytona Wartezeiten von bis zu fünf Jahren anstehen. Bei der „Lange 31“, einer mechanischen Uhr von Lange & Söhne, die 135 000 Euro kostet, müssen sich Interessenten schon jetzt bis zu einem Jahr gedulden. Frühestens im kommenden Jahr könnte das edle Stück dann unterm Weihnachtsbaum liegen.

Maren Peters

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