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Wie geht es weiter mit VW? In den Aufsichtsrat rücken nun Louise Kiesling und Julia Kuhn-Piëch ein.

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Update

Machtkampf bei Volkswagen: VW ernennt neue Aufsichtsratsmitglieder

Der Autokonzern Volkswagen hat zwei neue Aufsichtsratsmitglieder ernannt, nachdem am Samstag das Ehepaar Ferdinand und Ursula Piëch zurückgetreten war. Neue Mitglieder im Kontrollgremium von VW werden Louise Kiesling und Julia Kuhn-Piëch.

Der Aufsichtsrat des Autobauers Volkswagen ist nach dem Rücktritt von Chefkontrolleur Ferdinand Piëch und seiner Ehefrau Ursula wieder vollzählig. Mit Louise Kiesling (57) und Julia Kuhn-Piëch (34) ziehen zwei Frauen in das 20-köpfige Kontrollgremium ein, wie die Volkswagen AG am Donnerstag mitteilte. Beide stammen aus dem Familienclan der VW-Großeigner Porsche/Piëch. Unklar bleibt aber bis auf weiteres, wer der nächste Aufsichtsratsvorsitzende wird. Mit den beiden Frauen erfüllt die Seite der Kapitaleigner im VW-Aufsichtsrat die ab 2016 geltende Zielvorgabe von 30 Prozent Frauenanteil schon heute. Annika Falkengren ist die dritte Frau auf der insgesamt zehnköpfigen Kapitalseite. Aufseiten der Arbeitnehmer sitzt bisher erst eine Frau: Babette Fröhlich von der IG Metall.

Kiesling, 57, Automobildesignerin und erfahrene Geschäftsführerin

Die zwei rücken mit sofortiger Wirkung für das am Samstag zurückgetretene Ehepaar Ferdinand und Ursula Piëch nach. Beide stammen aus dem PS-Clan der Porsches und Piëchs. Louise Kiesling ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Kreisen der Salzburger PS-Dynastie eine Tochter der verstorbenen Louise Daxer-Piëch (1932 bis 2006). Ihr Mutter Louise Porsche (1904 bis 1999) ist wiederum eine Tochter des Porsche-Gründers und VW-Käfer-Ingenieurs Ferdinand Porsche (1875 - 1951). Sie hatte in den Namen Piëch hineingeheiratet, weswegen der PS-Clan seither nicht mehr einheitlich Porsche heißt. Julia Kuhn-Piëch ist laut den dpa-Informationen eine Tochter von Hans Michel Piëch, der bereits im Aufsichtsrat sitzt und Ferdinand Piëchs jüngerer Bruder ist. Seine Generation umfasst vier Geschwister. Die beiden Nachrücker entstammen beide der vierten Familiengeneration. Louise Kiesling ist 57 Jahre alt. Sie hat den Angaben zufolge nach Studienabschlüssen in Modedesign (Universität für Angewandte Kunst, Wien) und Automobildesign (Royal College of Art, London) als Designerin in Deutschland, Österreich und Großbritannien gearbeitet. Sie ist Gesellschafterin und Geschäftsführerin mehrerer Wirtschaftsunternehmen, darunter befindet sich die Textilmanufaktur Backhausen GmbH (Hoheneich, Österreich).

Kuhn-Piëch, 34, Juristin und Immobilienkauffrau

Julia Kuhn-Piëch ist 34 Jahre alt, wohnt wie Großteile des PS-Clans in Salzburg und ist Immobilienkauffrau. Sie übt bereits eine Aufsichtsratsfunktion bei der VW-Nutzfahrzeugtochter MAN aus. Sie studierte Jura und anschließend an der Technischen Universität Wien Immobilien- und Liegenschaftsmanagement. VW-Patriarch Ferdinand Piëch (78) und seine Ehefrau Ursula (58) waren am Samstag von ihren Ämtern zurückgetreten. Mit der Nachbesetzung geht der PS-Clan nun auch erste Schritte eines Generationenwechsels. Eine Vorentscheidung für den Chefposten der Kontrolleure sind die beiden Personalien aber noch nicht. Er wird aktuell kommissarisch vom Vize-Aufsichtsratschef Berthold Huber geführt. Der ehemalige Chef der IG Metall wird auch die VW-Hauptversammlung nächsten Dienstag leiten.

Frauenquote verlangt mindestens drei Frauen im zehnköpfigen Vorstand

Die Berufung der beiden Frauen erfolgte auf Antrag des VW-Vorstandes über das Amtsgericht in Braunschweig. Das ist grundsätzlich erst nach drei Monaten Vakanz der Fall, kann „in dringenden Fällen“ aber auch früher geschehen. Die als Ersatz bestellten Mitglieder brauchen nun, sollte es demnächst nicht anders geregelt werden, die Amtszeit des Ehepaars Piëch auf - das wäre bis Frühling 2017.
Ab 2016 müssen Aufsichtsrats-Neubesetzungen eine Zielvorgabe von 30 Prozent berücksichtigen. Nach dem Ausscheiden von Ursula Piëch saß zunächst mit Annika Falkengren nur noch eine Aufsichtsrätin auf der Kapitalseite. Wäre die anstehende Nachbesetzung mit Männern erfolgt, hätten künftige Wechsel ab 2016 nur noch mit Frauen laufen dürfen - bis es drei gewesen wären. (dpa)

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