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Wirtschaft: Mächtig und doch schwach: Die neue "Deutsche Dresdner Bank" wird so einflussreich werden wie keine Bank je zuvor (Kommentar)

Die Zahlen sind durchaus beeindruckend. Da entsteht die größte Bank der Welt mit einer Bilanzsumme von 2,5 Billionen Mark und einem Börsenwert von 174 Milliarden Mark.

Die Zahlen sind durchaus beeindruckend. Da entsteht die größte Bank der Welt mit einer Bilanzsumme von 2,5 Billionen Mark und einem Börsenwert von 174 Milliarden Mark. Allein diese Zahlen verursachen leichten Schwindel, denn außer Bankiers und dem ein oder anderen Finanzminister vermag sich niemand vorzustellen, wie viel Geld das eigentlich ist.

Die schiere Größe des entstehenden Finanzkonzerns kann beängstigen, vor allem wenn man bedenkt, dass sich die Banken aus Schwäche zusammenschließen. Da sie allein nicht mehr in der Lage sind, entsprechend der Renditevorstellungen der Vorstandsetage zu wachsen, bleibt ihnen nur, zu verschmelzen und die Skalen- und Synergieeffekte des neuen Konzerns zu nutzen. Die Deutsche und die Dresdner Bank sind zwar wirtschaftlich und politisch mächtig, in der Finanzbranche jedoch im Verhältnis zu anderen europäischen oder US-amerikanischen Banken schwächlich. Ihnen fehlt das nötige Wissen und das Können für das Bankengeschäft der Zukunft - das Investmentbanking.

Schwäche ist ein schlechter Ratgeber. Die Banker werden dies merken, wenn sie ihre Konzerne umbauen und die ehemals gegeneinander arbeitenden Mitarbeiter der Deutschen und der Dresdner Bank konstruktiv und lukrativ zusammenarbeiten sollen. Die Erfahrungen beim Konkurrenten HypoVereinsbank zeigen, dass auch zwei Jahre nach der vollzogenen Fusion keine Harmonie geschweige denn eine produktivere Arbeitsweise in der Bank eingezogen sind.

Aber die Schwäche wird die Chefs des entstehenden Finanzkonzerns nicht davon abhalten, wirtschaftspolitisch mächtig zu trommeln und ihren Einfluss geltend zu machen. Im Gegenteil: Sie werden noch lauter und fordernder auftreten als in der Vergangenheit. Denn die erwähnten Kapitalmassen imponieren durchaus dem ein oder anderen Politiker und stärken das Selbstbewusstsein der Bankiers.

Doch diese Macht korrumpiert, wie nicht zuletzt am Fall Holzmann deutlich wurde. Und die Macht der Finanzkonzerne und der freundlich dazu lächelnden Politiker verhindert das, was alle Beteiligten meinen zu befördern: den freien Wettbewerb. Denn es kann nicht darum gehen, dass jeder mit jedem darf. Der frühere Kartellamtschef Dieter Wolff hat beständig davor gewarnt, dass die Finanzbranche die erste sein wird, in der es bedenkliche Zusammenschlüsse in einer Größenordnung geben wird, die Staatschefs keine Freude machen. Denn allein das von den Fondsmanagers und Devisenhändler innerhalb von 24 Stunden um den Globus gejagte Kapital kann Staaten beben und Währungen einstürzen lassen, wie die Asien- und die Russlandkrisen gezeigt haben.

Ulrike Fokken

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