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Wirtschaft: Märklin schließt Werk in Thüringen

Der Modellbahnbauer streicht 310 Stellen und senkt seine Preise

München - Die neuen Eigentümer des traditionsreichen Modellbahnproduzenten Märklin greifen hart durch. Um die Kosten zu senken, schließt Märklin in den nächsten Monaten ein Werk in Sonneberg in Thüringen. Auch an den Standorten Nürnberg und in der Zentrale in Göppingen werde gespart, teilte das schwäbische Unternehmen gestern mit. Insgesamt sollen bis Ende dieses Jahres 310 Stellen wegfallen.

„In der ersten Phase der Sanierung haben wir den Umsatz stabilisiert. Jetzt machen wir uns daran, auch die Kosten in den Griff zu bekommen“, sagte Finanzchef Jan Kantowsky dem „Handelsblatt“. Statt an vier Standorten werde künftig nur noch in zwei Fabriken gefertigt: Im Stammhaus in Göppingen und in Ungarn. Kantowsky: „Wir müssen den Teiletourismus beenden.“ Gleichzeitig kündigte Märklin an, die Investitionen in Anlagen sowie in Forschung und Entwicklung um die Hälfte auf 15 Millionen Euro zu erhöhen.

Der britische Finanzinvestor Kingsbridge Capital hat Märklin letztes Frühjahr übernommen. Damals stand das hoch verschuldete Unternehmen kurz vor dem Aus. Weil die 22 Alteigentümer hoffnungslos zerstritten waren, zog sich der Verkauf über Monate hin. Den Einstieg der Beteiligungsgesellschaft haben Betriebsrat und IG Metall angesichts der kritischen Lage ausdrücklich begrüßt.

Märklin war mit seinen Modellbahnen in den vergangenen Jahren weit aufs Abstellgleis gefahren. Die Umsätze des fast 150 Jahre alten Unternehmens gingen rasant zurück. Vor fünf Jahren erreichten die Schwaben noch mehr als 170 Millionen Euro, 2005 waren es gerade noch 123 Millionen Euro. Schon 2004 mussten deshalb 340 Mitarbeiter gehen.

Den Konkurrenten ging es nicht viel besser. Der österreichische Wettbewerber Roco stürzte bereits vor zwei Jahren ab und musste Konkurs anmelden. Im vergangenen Herbst ging schließlich auch der traditionsreiche Gartenbahn-Hersteller LGB aus Nürnberg pleite. Wie Märklin hat aber auch LGB inzwischen einen neuen Eigentümer gefunden. Den Unternehmen macht zu schaffen, dass sich immer weniger Jugendliche für Modelleisenbahnen begeistern. Sammler allein reichen nicht aus, um das Geschäft zu erhalten.

Mit einem neuen Management versucht Kingsbridge, Märklin jetzt wieder auf die Beine zu bringen. Die Chefs kommen von Alix Partners, einem auf Sanierung spezialisierten Unternehmen, das in Deutschland bereits beim Allgäuer Strumpfhersteller Kunert tätig ist. Das US-Unternehmen berät Firmen in Sanierungsfragen und entsendet Manager für einige Monate, um die Restrukturierung zu leiten. Nach getaner Arbeit übergeben die Berater die Verantwortung dann an Führungskräfte, die für längere Zeit bleiben.

Kantowsky kündigte an, künftig verstärkt Warenhäuser und Spielwarenhändler zu beliefern. Dazu entwickelt Märklin Startpackungen, die deutlich billiger sein sollen als die bisherigen Produkte. Die Lokomotiven aus Göppingen kosten oft mehrere Hundert Euro. jojo (HB)

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