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Überdosis. Im James-Bond-Klassiker wird Jill Mastersons Körper ganz mit Goldfarbe bemalt, so dass sie daran erstickt.

© picture-alliance/Mary Evans Picture Library

Märkte: Gold verliert seinen Glanz

Der Preis für das Edelmetall fällt auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Experten sehen viele Gründe für den Absturz.

Der legendäre Investor George Soros hat es längst getan. Jetzt folgen ihm die institutionellen Anleger: Sie verkaufen Gold – massenhaft. In den vergangenen zehn Jahren hatte das Edelmetall immer wieder neue Höchstpreise erzielt. Sein Allzeithoch bei 1920 Dollar je Feinunze hatte das Edelmetall im September 2011 erreicht. Doch die „goldene Dekade scheint ein jähes Ende zu finden“, wie die NordLB in einer aktuellen Analyse schreibt. Am Montag stürzte der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) in der Spitze um 8,3 Prozent auf 1355,80 Dollar ab. Das war der höchste Tagesverlust in mehr als 30 Jahren. Zudem notiert das Gold nun so niedrig wie zuletzt im Februar 2011. Schon am Freitag war der Goldpreis um fünf Prozent gesunken.

Einen markanten Auslöser für den rasanten Absturz binnen zweier Handelstage gibt es nicht. Experten nennen vielmehr eine ganze Reihe von Gründen, warum Investoren sich jetzt vom Gold trennen. Gold bringt keine Zinsen, erweist sich in unsicheren Zeiten jedoch als relativ wertstabil. „Für viele Anleger war das Gold eine Versicherung gegen die Krise“, sagt Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege der Commerzbank. „Doch die Schuldenkrise verliert ihren Schrecken. Diese Entwicklung können Sie an den Kapitalmärkten in den vergangenen Monaten ablesen.“ Sie zeige sich auch an den Renditen spanischer und italienischer Staatsanleihen, die sich auf einem mehrjährigen Tiefpunkt bewegten. Dass die Anleger entspannter auf die Schuldenkrise reagierten, merke man auch daran, dass die Nachrichten aus Zypern die Märkte kaum noch bewegt hätten, sagt Schickentanz. „Die Marktteilnehmer sind überzeugt, dass die von der Europäischen Zentralbank angekündigten Maßnahmen wirken werden.“

Allerdings erklärt das nicht, warum der Goldpreis jetzt so heftig eingebrochen ist. Schickentanz denkt nicht, dass es die Ankündigung der zyprischen Nationalbank war, sich von Goldreserven zu trennen. Andere Beobachter hatten darin einen möglichen Auslöser gesehen. Doch abgesehen davon, dass die zyprische Notenbank dies später dementierte, stünden einem möglichen Verkauf von ihrer Seite Goldkäufe anderer Notenbanken etwa aus Asien oder Afrika entgegen, sagt Schickentanz.

Er ist wie auch Alexander Zumpfe von der Metallhandelsgesellschaft Heraeus überzeugt, dass technische Reaktionen zu dem Absturz geführt haben. Wann immer Kurse wichtige Marken durchbrechen, lösen sie bei institutionellen Anlegern Kauf- oder Verkaufsaufträge aus. „Am Freitag und Montag hat der Goldpreis gleich mehrerer Marken durchbrochen“, sagt Zumpfe. Je nachdem, wie lange die Investoren bereits im Gold engagiert waren, wollen sie auf diese Weise ihre Gewinne sichern oder Verluste begrenzen. Gold ist in Zeiten hoher Inflation gefragt, doch die ist ausgeblieben. „Die Wirtschaft hat sich gut entwickelt, und es gibt Anzeichen, dass die USA ihre Politik des billigen Geldes langsam zurückfahren“, sagt Zumpfe. „Steigende Zinsen aber sind Gift für das Gold.“

Zumpfe geht jedoch davon aus, dass der Goldpreis nicht im jetzigen Tempo weiter abstürzen wird. Während nämlich große Akteure wie George Soros oder auch Goldman Sachs, Société Génerale, Citigroup oder die Bank of America massiv Gelder aus den Goldfonds abzogen, steigen Privatanleger ein, wie Zumpfe beobachtet hat. „Die Großen gehen raus, die Kleinen rein“, sagt der Goldhändler. Auch Schickentanz sieht in der aktuellen Schwäche eher eine Möglichkeit, die Goldbestände aufzustocken. „Dazu ist aber keine unmittelbare Eile nötig“, sagt der Anlagestratege. „Wir erwarten nicht, dass der Goldpreis bereits in vier Wochen wieder einen Höchststand erreichen wird.“

Abgesehen von den Anlegern macht die physische Goldnachfrage den weitaus größten Teil der Gesamtnachfrage aus, etwa für die Schmuckindustrie in Indien und China. Hier hat sich die Nachfrage zuletzt auch schwächer entwickelt als erwartet. Allerdings schwankt sie weniger stark als die Nachfrage der Goldinvestoren.

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