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Wirtschaft: Magere Zeiten für die Deutsche Bahn

BERLIN (uwe).Das Bündnis für Arbeit bei der Bahn ist gefährdet.

BERLIN (uwe).Das Bündnis für Arbeit bei der Bahn ist gefährdet.Das sagte Bahn-Personalchef Horst Föhr dieser Zeitung.Auf 300 Mill.DM beziffert Föhr den beschäftigungspolitischen Beitrag der Bahn, der nicht betriebswirtschaftlich begründbar sei.Das entspreche dem erwarteten Betriebsergebnis für 1998.Zudem würden die Beamten als Mitarbeiter zum Problem.Ihr Status sei nahezu unantastbar.Dies führe dazu, daß sich auch die Angestellten der Bahn Zugeständnissen verweigerten, um nicht schlechter gestellt zu werden.

Da durch die laufende Tarifrunde - ein Lohnprozent kostet das Unternehmen 140 Mill.DM - weitere Kosten auf das Unternehmen zukämen, müßten sich die Bundesanstalt für Arbeit, die Tarifpartner und die Beschäftigten der Bahn auf neue Modelle verständigen, wenn man betriebsbedingte Kündigungen verhindern wolle.

So bilde die Bahn bisher über den eigenen Bedarf hinaus aus.Das koste das Unternehmen rund 200 Mill.DM im Jahr.In der Tochtergesellschaft DB Arbeit, in der überzählige Mitarbeiter auf neue Jobs vermittelt werden, erspare man den Arbeitsämtern rund 100 Mill.DM an Lohnersatzleistungen.Wer wolle, daß sich die Bahn diese Ausgaben, "die nicht betriebswirtschaftlich begründbar sind", auch in Zukunft leiste, der müsse sich an den Lasten beteiligen, fordert Föhr.So erwarte er von der Bundesanstalt für Arbeit einen finanziellen Beitrag, von den Tarifpartnern Zugeständnisse bei den Entgelten in der DB Arbeit, von den Beschäftigten mehr Flexibilität und von den Auszubildenden einen höheren Beitrag zur Wertschöpfung des Unternehmens.

Es sei nicht hinnehmbar, daß Lokführer rund die Hälfte ihrer Arbeitszeit untätig in der Bahn herumsäßen, weil sie auf der Rückfahrt von einem Einsatz seien.Föhr erwartet von ihnen wie auch von Zugbegleitern und Rangierern, daß sie in Zukunft in diesen Zeiten für andere Beschäftigungen zur Verfügung stehen - zum Beispiel, indem sie den Schaffnern bei der Arbeit helfen.Lehrlinge im zweiten und dritten Berufsjahr will Föhr regelmäßig im regulären Dienst einsetzen.Bisher dürfen sie noch nicht einmal auf die Dienstpläne.

Vor dem Hintergrund der gestern bekanntgewordenen Zahlen über den Rückgang des Fernverkehrs stellt sich die Situation noch prekärer dar.Die "Süddeutsche Zeitung" hatte berichtet, die Bahn habe beim Fernverkehr in den ersten elf Monaten des Jahres 1998 um 370 Mill.DM unter Plan gelegen.Föhr sagte dem Tagesspiegel, daß die Bahn ohne den Bundeszuschuß für die Beamten im Unternehmen längst wieder rote Zahlen schriebe.Immer noch lägen die Personalkosten über der Wertschöpfung des Unternehmens.Im laufenden Jahr werde sich die Bahn von weiteren 18 000 Mitarbeitern trennen.

Zunehmend problematisch sei die hohe Zahl der Beamten im Unternehmen, die kreative und beschäftigungsfördernde Vereinbarungen verhindere, sagte Föhr.Allein die Tatsache, daß für die Beamten der Tarifabschluß im öffentlichen Dienst maßgebend sei, habe dramatische Folgen.Weil die Angestellten eine Schlechterstellung nicht akzeptierten, die Beamten sich aber dem Bundeseisenbahnvermögen als Arbeitgeber stärker verpflichtet fühlten als dem Unternehmen Deutsche Bahn, sei nahezu jede Bereitschaft der Beschäftigten, sich an den Lasten des Personalüberhangs zu beteiligen, gelähmt.Weder eine leistungsgerechte Bezahlung noch Arbeitszeitdifferenzierung mit nur teilweisem Lohnausgleich sei möglich, klagte Föhr.

Die bei anderen Unternehmen längst übliche Praxis, Tochtergesellschaften outzusourcen, sei bei der Bahn ebenfalls nahezu blockiert, sagte der Personalchef.Verzichte die Bahn AG nämlich auf die Mehrheit in diesen Gesellschaften, sei ihr das nur mit Zustimmung eines jeden einzelnen Beamten möglich, der in die neue Gesellschaft wechseln soll.Dazu komme, daß das Unternehmen der neuen Gesellschaft für jeden Beamten, den sie übernehme, horrende Summen an Abfindungen zahlen müsse.

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