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Ferdinand Piëch.

© dapd

MAN AG: Der lange Schatten des Ferdinand Piëch

Hauptversammlung bei MAN: Der Aufsichtsratsvorsitzende kann seine Vertrauten aus dem VW-Konzern (noch) nicht durchsetzen.

München - Staubtrocken und beiläufig verkündete Ferdinand Piëch am Montagvormittag auf der Hauptversammlung die wichtigste Nachricht: Für den Aufsichtsrat der MAN AG werden nicht, wie geplant, drei neue Leute aus dem VW-Lager kandidieren. Die EU-Kommission hat Bedenken, weil noch nicht geklärt ist, inwieweit MAN, VW und der schwedische Lkw-Bauer Scania fusionieren. Die drei Anwärter sitzen nämlich auch im Scania-Aufsichtsrat, und Scania ist weiterhin ein Konkurrent von MAN. Es handelt sich um die VW-Vorstände Jochem Heizmann und Hanns Dieter Pötsch sowie um VW-Chef Martin Winterkorn. Mit dem Rückzug verzögert sich der angestrebte Coup Piëchs weiter. Der 74-Jährige VW-Patriarch wollte mit seinen Leuten seine Macht beim Nutzfahrzeughersteller MAN festzurren – fünf der acht Aufsichtsräte wären dann nämlich von VW gekommen. Nun will VW erst einmal bei der EU grünes Licht einholen für ein Verschmelzen der einzelnen Unternehmen.

VW, Scania, MAN – das ist eine komplizierte Dreiecksbeziehung. Egal, von welcher Seite man sie ausleuchtet – immer sitzt Piëch wie die Spinne im Netz. VW baut selbst leichte Nutzfahrzeuge und in Brasilien auch Lkw, ist mit 70 Prozent an Scania beteiligt und mit 30 an MAN. Alles zusammen soll eine große Brummi-Allianz ergeben. Vor eineinhalb Jahren musste MAN-Vorstandschef Hakan Samuelsson seinen Posten auch deshalb räumen, weil er sich gegen Piëchs Einverleibungsstrategie gewehrt hatte. Sein Nachfolger Georg Pachta-Reyhofen redet dagegen von „großen Chancen“, die die Partnerschaft bringe. Man könne „Teil eines größeren Ganzen werden“. Ein MAN-Insider: „Als der den Job übernommen hat, war doch klar, dass das auf eine enge Anbindung an VW hinausläuft.“

Mit dem Verzicht der drei Aufsichtsratskandidaten war der Schwung schnell raus aus der Hauptversammlung. Denn einzig gegen diese neue VW-Mehrheit wollten sich viele Aktionäre stemmen. Piëch ist aber dennoch alles andere als wohlgelitten, man erlebte am Montag in München das reinste Piëch-Bashing. Einerseits kontrolliert dieser als Aufsichtsratschef VW, andererseits auch MAN – deshalb sieht ihn Harald Petersen von der „Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger“ (SDK) als den „personifizierten Interessenkonflikt“. MAN habe mit ihm einen „Schatten, der immer größer wird“. Für VW müsse er MAN besonders günstig übernehmen, aus MAN-Sicht sollte er besonders teuer verkaufen. Ein Vertreter des Fonds-Unternehmens Union-Investment fragt: „Herr Piëch, welches Spiel spielen Sie?“ Er spricht sich gegen eine erneute Kandidatur Piëchs als Aufsichtsratschef aus. Am Ende der Amtszeit wäre er 79 Jahre alt, obwohl Aufsichtsräte nicht älter als 70 sein sollen.

Piëch selbst, der weiter vom Automobil-Giganten träumt und daran arbeitet, scheint das alles ziemlich kalt zu lassen. Zügig und ziemlich schroff leitet er die Versammlung in München. Und in nicht einmal fünf Minuten antwortet er auf die vielen Fragen und lässt jedwede Kritik abperlen. Interessenkonflikte? „Die sind nicht aufgetreten.“ Damit ist das Thema beendet. Patrick Guyton

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