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Wirtschaft: Manager-Fehler treiben Firmen in den Ruin

Studie: Den Chefs fehlt meist der Überblick über Produktion und Geld. Dabei wären viele Pleiten vermeidbar, sagen Experten

Berlin - Geht eine Firma pleite, sind meistens Fehler des Managements dafür verantwortlich. Oft fehlt dem Führungspersonal der Überblick über Produktionsabläufe und Finanzen, außerdem legen viele Chefs einen zu autoritären Arbeitsstil an den Tag und ignorieren Gefahren für ihr Unternehmen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der Kreditversicherung Euler Hermes und der Universität Mannheim. Bei einer Befragung von 125 ausgewählten Insolvenzverwaltern sagten 71 Prozent, die wichtigste Pleiten-Ursache sei die Geschäftsführung.

Leistungen von Managern sind vor allem durch das Aus der ehemaligen Siemens-Handysparte in den Fokus gerückt. Eine unzureichende Führung wird auch den Vorständen des Flugzeugbauers Airbus vorgeworfen. Sie mussten die Auslieferung des Großraumjets A380 diese Woche bereits zum dritten Mal verschieben. Die Zahl der Firmenpleiten hierzulande hat sich seit 1993 auf 37 000 fast verdoppelt. Davon betroffen waren im vergangenen Jahr 168 000 Arbeitsplätze. 2006 bleiben Gläubiger vermutlich auf Forderungen von 21 Milliarden Euro sitzen.

79 Prozent der Insolvenzverwalter machten in der Studie als häufigsten Grund von Insolvenzen mangelnde Kontrolle von Unternehmensprozessen aus. Auf dem zweiten Platz folgen Finanzierungslücken mit 76 Prozent und ein mangelndes Schuldenmanagement mit 64 Prozent. Eine autoritäre Führung mit Entscheidungsschwäche und Festhalten an alten Konzepten machen 57 Prozent für die Probleme verantwortlich. Die befragten Fachleute, in der Regel Anwälte, sind befasst mit bundesweit 19 000 Insolvenzfällen. Schuld an Pleiten sind aber oft auch externe Probleme, eine schlechte Zahlungsmoral von Schuldnern etwa. Viele der Experten finden zudem, dass Insolvenzanträge oft zu spät gestellt werden. Bei einem früheren Antrag beim zuständigen Amtsgericht seien die Chancen auf eine Rettung der Firma viel größer.

Angelika Amend, Vorstand beim Verband der Insolvenzverwalter Deutschlands, sieht derartige Probleme bei kleinen Betrieben ebenso wie bei großen Konzernen. „Viele angeschlagene Unternehmer hoffen zu lange, dass die Zeiten wieder besser werden – und unternehmen nichts“, sagte die Kronberger Anwältin dieser Zeitung. Zudem sorge das deutsche Recht dafür, dass die Firmenchefs mitunter zu wagemutig agierten. „In Großbritannien stehen die Manager mit einem größeren Teil ihres Besitzes in der persönlichen Haftung – deshalb wirtschaften sie auch viel behutsamer.“

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