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Manager-Gehälter: Ackermann ist längst nicht an der Spitze

9,4 Millionen Euro zahlt die Deutsche Bank Josef Ackermann für 2011. Andere Dax-Chefs verdienen ähnlich gut. Für normale Arbeitnehmer reicht es nur zum Inflationsausgleich.

Der Topverdiener im Kreis von Deutschlands Konzernen ist Josef Ackermann schon lange nicht mehr. Dafür kann der scheidende Chef der Deutschen Bank aber in den kommenden Jahren noch auf zahlreiche Zahlungseingänge vertrauen, wenn er sich auf ruhigere Posten in seiner Heimat Schweiz zurückgezogen haben wird.

Bis 2016 führt ihn die größte deutsche Bank auf der Vergütungsliste, Aktien und Boni im Wert von 9,4 Millionen Euro stehen ihm bis dahin noch als leistungsabhängige Bezahlung für 2011 zu. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor, den die Deutsche Bank am Dienstag vorlegte. Hinzu kommen, wie in nahezu jedem Unternehmen, die Pensionszahlungen an die verdienten Kräfte.

Sogar im eigenen Haus gibt es Manager, die auf deutlich mehr Geld kommen als Ackermann. Anshu Jain, bislang oberster Investbanker und ab Juni neben Jürgen Fitschen Ko-Chef, verdiente 9,8 Millionen Euro und übertrumpfte so erneut seinen Vorgesetzten.

Klar an der Spitze der Vorstände im Deutschen Aktienindex liegt Martin Winterkorn. Fast 17,5 Millionen Euro überwies ihm sein Arbeitgeber Volkswagen für 2011, ein Jahr zuvor waren es 9,3 Millionen. Zwar stellte er zehntausende Leute ein, führte VW zu einem Rekordgewinn und vermutlich bald an die Spitze der Autobranche – doch die enorme Summe löste eine neue Diskussion über die Höhe der Vorstandsbezüge aus.

Winterkorn weiß um die Brisanz. „Ich kann verstehen, dass manche sagen, das ist zu viel“, sagte er auf einer Managertagung. Seine Bezahlung sei an den Konzernerfolg gekoppelt. Wenn ein Unternehmen so erfolgreich sei wie VW in den vergangenen Jahren, „dann kommt so ein Betrag dabei heraus“, sagte Winterkorn.

Ein Plus wie der VW-Chef können zwar nicht alle Dax-Konzernlenker vorweisen. Es geht dennoch klar nach oben – im Schnitt haben sich die Topgehälter seit 2003 fast verdoppelt, wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) errechnet hat, die sich für die Belange der Aktionäre einsetzt.

Kam ein Vorstandsvorsitzender damals im Mittel auf 2,6 Millionen Euro, waren es 2010 bereits 5,1 Millionen. Nicht einmal die Wirtschaftskrise 2009 hat die Gehälter merklich gedrückt. Die Vergütungen für 2011 haben noch nicht alle Firmen offengelegt – doch die Unternehmensberatung Towers Watson gibt das aktuelle Durchschnittssalär der Bosse mit 5,5 Millionen Euro an.

Wie schneiden normale Arbeitnehmer ab?

Im starken Kontrast dazu stehen die Bezüge der normalen Arbeitnehmer. Laut Wirtschaftssachverständigenrat stiegen ihre Tarifverdienste seit 2003 um rund 16 Prozent. Die Verbraucherpreise legten im selben Zeitraum um knapp 14 Prozent zu. Unter dem Strich haben sich die Reallöhne also kaum bewegt – obwohl die Arbeitslosigkeit seit Jahren sinkt und in vielen Branchen Fachkräfte fehlen. Zudem gilt ein Tarifvertrag nur für zwei Drittel der Arbeitnehmer in den alten Ländern, in den neuen nur für ein Drittel.

Bei den Dax-Vorständen bilden Winterkorn, Siemens-Chef Peter Löscher (9,8 Millionen Euro) und Daimler-Mann Dieter Zetsche (9,6 Millionen) das Spitzentrio. Am unteren Ende finden sich Lufthansa-Chef Christoph Franz (2,3 Millionen), der Beiersdorf-Vorstandsvorsitzende Thomas-Bernd Quaas (1,4 Millionen) sowie Martin Blessing von der Commerzbank, dessen Salär wegen des Staatsanteils an seinem Institut auf 500.000 Euro gedeckelt ist.

Festgelegt werden die Vorstandsgehälter von den Aufsichtsräten – sie werden von den Aktionären bestimmt. Sie finden Exzesse bei der Bezahlung problematisch.

Der Aufsichtsrat müsse aufpassen, dass „die Bäume nicht in den Himmel wachsen“, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler dem Tagesspiegel. „Aus Sicht der DSW würde aktuell einen Deckelung bei zehn Millionen Euro durchaus Sinn machen.“

Zudem dürften die Bezüge nicht nur eine Richtung kennen. Tüngler: „Sind die Ergebnisse gut, können die Gehälter ruhig spürbar steigen. Werden die Ziele aber nicht erreicht oder gar Verluste ausgewiesen, müssen die Gehälter auch wieder fallen“, verlangte er. „Im Zweifel muss die variable Vergütung bis auf null Euro sinken.“

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