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Mit 15,86 Millionen Euro ist der ehemalige VW-Konzernchef Martin Winterkorn 2014 Top-Verdiener unter den Dax-Vorständen gewesen. Nur 1,6 Millionen Euro waren Fixgehalt, der Rest entfiel auf Sonderzahlungen.

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Update

Managergehälter: Auch VW-Vorstände sollen Boni zurückzahlen

Millionengehalt trotz Abgasskandal: Aktionärsschützer fordern bei Volkswagen eine mögliche Rückforderung von Managerboni. Vorbild ist die Deutsche Bank.

Der Druck auf die Anteilseigner von Volkswagen und den VW-Aufsichtsrat, Bonuszahlungen für die VW-Vorstände zu überprüfen, steigt. Nach Unionsfraktionsvize Michael Fuchs sehen auch Aktionärsschützer Handlungsbedarf. „Die Vorstände können nicht für Erfolge bezahlt werden, die auf Softwaremanipulationen und Betrug beruhen“, sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jürgen Kurz, dem Tagesspiegel. Der Aufsichtsrat müsse klären, ob eine Rückforderung oder Einbehaltung der Boni vertraglich möglich ist. Falls der Aufsichtsrat das nicht tue, setze sich das Gremium selbst Haftungsrisiken aus.

Der CDU-Wirtschaftsexperte Michael Fuchs hatte am Vortag gefordert, dass VW-Vorstände auch bereits erhaltene Boni zurückzahlen sollen. Dafür sollten die Großaktionäre, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und VW-Miteigentümer Ferdinand Piëch, sorgen. Weil solle so viel Mut aufbringen wie die Deutsche Bank, sagte Fuchs. Weil betonte, der Zukunftspakt und die Vorstandsvergütung seien zwei unterschiedliche Themen. "Unabhängig davon steht die zukünftige Vorstandsvergütung bei Volkswagen derzeit auf dem Prüfstand", sagte Weil am Sonntag Abend. Bezogen auf die vergangenen Jahre fände zudem bekanntlich eine Prüfung von Haftungsansprüchen statt.

Volkswagen hatte am Freitag den Abbau von bis zu 30.000 Stellen weltweit und 23.000 Arbeitsplätzen in Deutschland angekündigt. Die Abgasaffäre hat den Autokonzern in die tiefste Krise seiner Unternehmensgeschichte gestürzt. Die erfolgsverwöhnten Wolfsburger weisen für das vergangene Jahr einen Betriebsverlust von 4,1 Milliarden Euro aus – vor allem wegen der Rückstellungen in Höhe von 16,2 Milliarden Euro, um die Lasten des Skandals zu bezahlen. Im Vorjahr hatte Volkswagen dagegen noch einen operativen Gewinn von 12,7 Milliarden Euro eingefahren. Ex-Konzernchef Martin Winterkorn war 2014 mit 15,86 Millionen Euro Topverdiener unter den Dax-Vorständen gewesen. Nur 1,6 Millionen Euro waren Fixgehalt, der Rest entfiel auf Sonderzahlungen.

Nur wenn der Kurs weiter absackt, bekommen Vorstände das Geld nicht

Niedersachsen hatte im Frühling die Boni der VW-Vorstände um 30 Prozent kappen wollen. Der VW-Vorstand konnte das jedoch entschärfen. Zwar behält der Konzern jetzt tatsächlich etwa 30 Prozent der variablen Vergütung der Vorstände ein, das Geld wird aber in Aktien umgewandelt und geparkt. Nach drei Jahren wird geprüft, wie sich der Aktienkurs entwickelt hat. Liegt der Kurs um ein Viertel über dem Krisen-Niveau, werde das Geld ausgezahlt, steigt der Aktienkurs noch höher, gibt es sogar entsprechend mehr Geld. Nur wenn der Kurs weiter absackt, bekommen die betroffenen Vorstände das Geld nicht.

Die Diskussion um Boni und Erfolgsprämien hatte unlängst die Deutsche Bank angestoßen. Sie will frühere Vorstände zur Verantwortung ziehen. Boni für elf inzwischen ausgeschiedene Vorstände liegen auf Eis, darunter angeblich 5,3 Millionen Euro für Ex-Chef Anshu Jain, bei Jains Vorgänger Josef Ackermann sollen es 3,5 Millionen Euro sein. Im Zuge der Finanzkrise hatte die Deutsche Bank ihr Bonussystem verändert. Knapp die Hälfte der variablen Vergütungen wird nicht sofort, sondern über einen Vierjahreszeitraum gestaffelt ausgezahlt. Eine Klausel, auch bereits ausgezahlte Boni zurückzuholen, gibt es in den Altverträgen aber nicht. Eine solche Regelung ist für die gesamte Finanzbranche erst ab dem Jahr 2017 geplant – für neue Verträge.

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