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Managergehälter: Löscher und Zetsche verdienen am besten

Siemens-Chef Peter Löscher ist mit knapp elf Millionen Euro Jahreseinkommen Spitzenverdiener im Dax. Dieter Zetsche, Daimler-Vorstandsvorsitzender, kommt auf 5,7 Millionen. Die eingebrochenen Börsenbewertungen haben bisher kaum Einfluss.

Peter Löscher wird vermutlich in diesem Jahr zum bestverdienenden Chef der führenden deutschen Konzerne aufsteigen. Mit knapp elf Millionen Euro Jahreseinkommen steht der Siemens-Chef bislang unangefochten an der Spitze der 30 Dax-Konzerne. Denn seit dem Wochenende ist klar, dass sein schärfster Verfolger, der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche, 5,73 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2008 bekommt und damit knapp die Hälfte der Vorjahresbezüge.

Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, der in den zurückliegenden Jahren die Liste der Topverdiener mit zweistelligen Millioneneinkommen angeführt hatte, wird diesmal nach Expertenschätzungen vielleicht auf fünf Millionen Euro kommen. Löscher wird sich damit eindeutig an die Spitze setzen.

Dies geht aus einer Auswertung der ersten Vergütungsberichte durch den Spezialisten Heinz Evers hervor. Evers berät Topmanager in Fragen der Vergütung und hat die bislang vorliegenden neun Geschäftsberichte analysiert. Darunter sind noch keine Finanzinstitute, obwohl Allianz, Commerzbank und Deutsche Bank ihre Jahresergebnisse schon präsentiert haben. Die Vergütungsberichte werden oft erst Wochen später veröffentlicht.

Wasser auf die Mühlen der SPD

Kaum Auswirkungen haben die auf breiter Front eingebrochenen Börsenbewertungen der Unternehmen. Das schlägt sich allenfalls langfristig nieder, falls die Aktienkurse niedrig bleiben. Dann sind die Optionen zum Kauf eigener Aktien, die Manager als Anreize bekommen, praktisch wertlos.

Nach den vorliegenden Zahlen zeichnet sich ab, dass der scharfe Konjunktureinbruch bei vielen Vorständen auch Spuren im Gehalt hinterlässt. Allerdings nicht in den recht rezessionsresistenten Branchen Telekommunikation oder Energieversorgung. Eine Ausnahme bildet überraschenderweise der Industriekonzern MAN. Dort liegen laut Evers alle Vergütungskomponenten (feste Bezüge, Jahrestantieme und „Longterm Incentives“) im Plus, obwohl das Geschäft des Lkw-Herstellers eingebrochen ist.

Solche Fälle dürften Wasser auf die Mühlen der SPD sein, die offenbar erneut versucht, eine Deckelung von Vorstandsbezügen gesetzlich durchzusetzen. SPD-Chef Franz Müntefering warnte CDU und CSU in einem Interview mit dem „Spiegel“ davor, bei der nächsten Sitzung des Koalitionsausschusses am Mittwoch eine schärfere Kontrolle der Gehälter von Spitzenmanagern zu blockieren. „Wir brauchen schärfere Regeln und zwar schnell“, sagte Müntefering. Hilfreich in der wieder heftiger geführten Debatte um Managergehälter könnte der freiwillige Verzicht auf Boni sein. Das hoffen offenbar Josef Ackermann und Post-Chef Frank Appel. Sie haben inzwischen einen solchen teilweisen Verzicht verkündet – ohne bislang allerdings zu sagen, wie hoch ihre Jahresboni denn gewesen wären.

Nachhaltigkeit muss erreicht werden

Für den Vergütungsexperten Evers ist Transparenz in dieser Frage allerdings die entscheidende Voraussetzung für Glaubwürdigkeit. Evers stellt nach den vorliegenden Zahlen aus den Konzernen zudem fest, dass der Trend zu steigenden Fixgehältern sich verstärkt hat: Spitzenreiter sind inzwischen Zetsche (1,5 Millionen Euro), Löscher (fast 2,0 Millionen Euro) und RWE-Chef Großmann (2,7 Millionen Euro). Bei Großmann kommen noch zwei Millionen Fixum für die Altersversorgung hinzu. „Die anhaltende Kritik an kurzfristiger Erfolgsorientierung darf nicht zum Ausbau der Festbezüge dienen“, warnt der Berater. Stattdessen müssen kurzfristige in langfristige Tantiemen umgewandelt werden. Nur so sei Nachhaltigkeit zu erreichen.

Bereits im Geschäftsjahr 2007 war es in Mode gekommen, die fixen Bezüge aufzustocken. Sie erreichten ein Drittel der durchschnittlichen Jahresvergütung von 5,3 Millionen Euro unter den Dax-Konzernchefs. Damit waren die Festbezüge so hoch wie das Gesamtgehalt eines Dax-Chefs vor zehn Jahren. Bei „Grundbezügen von mehr als einer Million Euro pro Jahr trägt ein Manager praktisch kein Risiko mehr“, kritisiert Evers.

Dieter Fockenbrock

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