zum Hauptinhalt

Managergehälter: Winterkorn ist der Bestverdiener unter den Dax-Vorständen

Die Dax-Vorstände verdienen im Durschnitt 3,2 Millionen Euro. Sie bekommen damit das 53-Fache eines Durchschnittsverdieners.

Von Carla Neuhaus

Berlin - 14,5 Millionen Euro. Von einem solchen Jahresgehalt kann ein Durchschnittsverdiener nur träumen. Für VWChef Martin Winterkorn bedeutet die Summe dagegen Verzicht. Im vergangenen Jahr verdiente er gut zwei Millionen Euro weniger als noch 2011 – freiwillig. Alles im allem gilt aber: Wer bei Volkswagen in die Führungsriege aufsteigt, hat es geschafft. Kein anderer Konzern in Deutschland zahlt seinen Vorständen mehr Geld als der Autobauer aus Wolfsburg. Das zeigt eine Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

VW-Vorstände verdienten 2012 im Schnitt 6,8 Millionen Euro. Die anderen Dax-Konzerne liegen deutlich darunter – im Schnitt kassieren Vorstände bei ihnen 3,2 Millionen Euro. Das ist immer noch das 53-fache dessen, was ein Durchschnittsverdiener bekommt. Insgesamt sind die Vorstandsgehälter 2012 weniger stark gestiegen als noch in den Jahren zuvor: Sie legten um 2,5 Prozent zu. Dieser „moderate Anstieg“ sei vertretbar, sagt Wirtschaftsprofessor Gunther Friedel von der TU Müchen – schließlich hätten die Unternehmen Rekordgewinne erzielt.

Für bedenklich hält Friedel allerdings, dass die Konzerne zunehmend das Festgehalt erhöhen und die variable Vergütung senken. So werde „ein hohes Gehaltsniveau zementiert, das Unternehmen zwingt, auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten hohe Gehälter zu zahlen“.

Besonders sticht dabei die nach wie vor angeschlagene Commerzbank hervor. So ist das Festgehalt von Vorstandschef Martin Blessing 2012 von 569 000 auf 1,4 Millionen Euro gestiegen. Friedel räumt ein, dass das Institut Nachholbedarf hatte – weil die Commerzbank staatliche Unterstützung bekam, war Blessings Gehalt gedeckelt worden. Mit der Erhöhung sei das Institut aber „deutlich über das Ziel hinausgeschossen“. Die Höhe des Festgehalts liege nun „erheblich über dem Niveau vor der Krise“.

Spätestens seit sich die Schweizer im März für mehr Mitbestimmung der Aktionäre bei den Vorstandsgehältern ausgesprochen haben, wird auch in Deutschland darüber diskutiert. Auch hierzulande sollen die Anteilseigner mehr Mitsprache bekommen. Das sieht ein Gesetz vor, das der Bundestag am vergangenen Donnerstag auf den Weg gebracht hat. Demnach sollen die Aktionäre künftig über die Höhe der Vorstandsgehälter entscheiden.

Schon jetzt stellen die Dax-Konzerne zwar das Vorstandsgehalt in der Hauptversammlung zur Abstimmung. Allerdings war die Meinung der Aktionäre bislang nicht verbindlich, der Aufsichtsrat konnte immer noch anders entscheiden.

Die CDU hatte für das Gesetz argumentiert, die Aktionäre wüssten am besten, welche Vergütung angemessen sei. „Hohe Gehälter gehen zulasten der ihnen zustehenden Ausschüttungen“, sagte CDU-Mann Stephan Harbarth. Der SPD geht das Stimmgewicht der Aktionäre beim Gehalt hingegen zu weit. „Das Gesetz reduziert den Einfluss der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat“, sagte der SPD-Finanzexperte Joachim Poß dem Tagesspiegel. Er halte das Gesetz nicht für geeignet, um die Vorstandsgehälter zu senken. Stattdessen müsse man definieren, in welcher Relation die Vergütung zum Gehalt eines Durchschnittsverdieners stehen dürfe. Die SPD setzt deshalb auf den Bundesrat. Der kann das Gesetz bis nach der Wahl verzögern. Dann müsste es neu verhandelt werden.

Gunther Friedel verglich die Vorstände am Montag mit Fußballern: Wie der FC Bayern die besten Spieler nur mit hohen Gehältern halten könne, müssten auch die Konzerne ihren Managern „wettbewerbsfähige Vergütungen“ gewähren. Gemessen an den Amerikanern sind die deutschen Vorstände allerdings noch zurückhaltend. So verdiente Walt-DisneyChef Robert Iger im vergangenen Jahr 37,1 Millionen Dollar (28,9 Millionen Euro). Dagegen wirkt selbst das Gehalt von VW-Chef Winterkorn wie Peanuts.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false