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Weniger himmlisch. Banken sind beim Auszahlen von Boni an ihre Top-Manager seit der Finanzkrise vorsichtiger geworden.

© dpa

Managervergütung: Aufseher prüfen Banker-Boni

Die Bafin will 23 Geldhäuser untersuchen. Experten glauben nicht, dass die Institute viel zu befürchten haben - weil ihre Hausaufgaben gemacht haben.

Die Banken haben die im Oktober 2010 verschärften Vorgaben für Gehaltszahlungen und Manager- Boni nach Ansicht von Experten weitgehend umgesetzt. Deshalb werden die von der Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin angekündigten Sonderprüfungen bei den 23 bedeutendsten Banken auch kaum Überraschungen zutage fördern, glaubt Werner Klein, Partner der Unternehmensberatung Hostettler, Kramarsch und Partner. „Die Banken haben ihre Hausaufgaben gemacht. Deshalb ist jetzt ein guter Zeitpunkt, die Vergütungssysteme zu überprüfen“, sagt Klein. Bei den Vorschriften geht es nicht um die absolute Höhe der Zahlungen, sondern vor allem darum, dass durch möglicherweise überzogene Bonuszahlungen falsche Anreize gesetzt werden und verantwortliche Banker deshalb zu hohe Risiken eingehen.

Die Bafin sieht rund zweieinhalb Jahre nach der Einführung der Vorgaben den richtigen Zeitpunkt, die Umsetzung bei den Banken zu überprüfen. Die Prüfungen sollen im Laufe des Jahres stattfinden, sagte Bafin-Sprecher Sven Gebauer am Montag. Hinweise auf Verstöße gebe es nicht. „Aber die Kontrolle von Gehältern und Boni ist ein wichtiges Instrument, um Fehlentwicklungen im Bankensystem entgegenzuwirken.“ Betroffen sind Geldhäuser mit einer Bilanzsumme von mehr als zehn Milliarden Euro. Namen nennen die Aufseher nicht. Haben Institute die Vorschriften nicht umgesetzt, drohen Bußgelder, möglicherweise wird ihnen untersagt, Boni auszuzahlen.

Im Fokus stehen nicht nur die Vorstände, sondern auch Mitarbeiter, die als „Risikoträger“ gelten, weil sie wichtige Geschäftsbereiche verantworten. Nach Exzessen, die 2008 mitverantwortlich für den Ausbruch der Finanzkrise waren, weil Boni in vielen Fällen am kurzfristigen Geschäftserfolg ausgerichtet waren, hatten sich Regierungen und Bankenaufseher darauf verständigt, verschärfte Regeln für variable Gehaltszahlungen aufzustellen.

Dabei geht es nicht nur um die Höhe der Boni, sondern auch darum die Auszahlung zu strecken. Im Detail sehen die geänderten Regeln vor, dass „mindestens 40 Prozent der variablen Vergütung über einen Zurückbehaltungszeitraum von mindestens drei bis fünf Jahren gestreckt werden“. Dieser Anteil soll je nach Höhe des Bonus und Stellung des Begünstigten auf bis zu 60 Prozent steigen. Generell sollen die Banken bei der Bezahlung jegliche Anreize zur Eingehung unverhältnismäßig großer Risiken vermeiden.

Aufgrund der Finanzkrise sind die Banken nach Ansicht von Vergütungsexperte Klein außergewöhnlich stark von Vorschriften zur Gestaltung der Gehälter betroffen, auch wenn generell keine Obergrenze für das Gesamtgehalt gezogen ist. „Es gibt keine andere Branche wie die Finanzbranche, die sich eine so strikte Regulierung der Gehaltssysteme gefallen lassen muss.“ Generell seien die Banken aber auf einem richtigen Weg. „Die meisten Institute dürften die Bonuszahlungen über den Mindestzeitraum von drei Jahren strecken. Die Deutsche Bank will dies auf fünf Jahre ausdehnen und liegt damit am oberen Ende“, sagt Klein. Die beiden neuen Chefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, hatten im September Ex-BASF-Chef Jürgen Hambrecht als Chef einer Kommission zur Überprüfung der Gehaltsstrukturen eingesetzt. Im März wird er seinen Bericht vorlegen. Boni für die 150 wichtigsten Manager zahlt die Bank künftig erst nach fünf Jahren. Eine Obergrenze für Manager-Gehälter wird es aber auch künftig nicht geben. Dem Vernehmen nach wird die Deutsche Bank die Boni für 2012 um 15 bis 20 Prozent kürzen. Dies ergibt sich allein schon aus dem deutlich geringeren Ergebnis, das die Bank für 2012 verbuchen dürfte. In den ersten neun Monaten war der Netto-Gewinn um fast ein Drittel auf 2,8 Milliarden Euro geschrumpft.

Klein zufolge werden die meisten Banker für das vergangene Jahr weniger auf ihrem Konto sehen – „wegen der problematischen Ertragslage, des schwierigen Umfeldes und wegen erhöhter Kapitalanforderungen“. Hinzukomme, so der Experte, dass die variablen Vergütungen über mindestens drei Jahre gestreckt ausgezahlt würden.

Jüngsten Umfragen zufolge sind die Grundgehälter 2012 zwar leicht gestiegen, bei den allermeisten Instituten aber werden die Boni nur gehalten oder gekürzt.

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