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Wirtschaft: „Mandela hat das Land geöffnet“

Herr Falke, wie ist Ihr Unternehmen 1969 nach Südafrika gekommen?Wie das häufig ist, reiner Zufall.

Herr Falke, wie ist Ihr Unternehmen 1969 nach Südafrika gekommen?

Wie das häufig ist, reiner Zufall. Befreundete deutsche Unternehmer aus der Textilwirtschaft waren bereits dort und haben meinen Vater und meinen Onkel auf die großen Chancen hingewiesen. Schon damals war die Textil- und Bekleidungsindustrie in Südafrika ein großer Wirtschaftssektor. Heute produzieren wir dort Strümpfe für den Inlandsmarkt und exportieren auch nach Australien, Neuseeland und in die USA.

Was ist das Besondere an Südafrika?

Natürlich die landschaftliche und klimatische Schönheit, dazu die Mentalität, die Offenheit, Freundlichkeit und der Optimismus der Menschen. 16 Jahre nach dem Ende der Apartheid durchläuft Südafrika einen erstaunlich positiven Veränderungsprozess.

Offenbar sind die Bedingungen für deutsche Unternehmen gut.

Mit der Übernahme der Regierung durch Nelson Mandela und den ANC hat sich das Land geöffnet. Es gibt eine liberale Rechts- und Wirtschaftspolitik, die unternehmerisches Handeln ermöglicht. Die Regierung sorgt für vertrauensbildende und nachhaltige soziale Veränderungen. Das führt zu wirtschaftspolitischer Stabilität und schafft Vertrauen.

Und Sie profitieren von geringen Kosten.

Die Lohnkosten in Südafrika sind vergleichbar mit Portugal. Es gibt Gewerkschaften, die einen Branchentarif aushandeln, und die Arbeitszeit liegt bei 42 Stunden die Woche. Das Arbeits- und Sozialrecht ist übrigens zum großen Teil nach deutschem Vorbild entstanden.

Keine Ausbeutung mehr der Schwarzen?

Wir behandeln unsere Mitarbeiter im besten traditionellen Sinne eines Familienunternehmens. Dabei spielt für uns die Hautfarbe der Menschen keine Rolle. Letztendlich sind das Ausbildungsniveau und die Leistungsfähigkeit sowie die Loyalität der Mitarbeiter für unseren Erfolg entscheidend.

Wie stark belastet Aids die Lebens- und Arbeitsverhältnisse?

Zu diesem Thema gibt es ein Umdenken bei der neuen Regierung unter Präsident Zuma. Das Problem ist erkannt und die Versorgung der betroffenen Bevölkerung mit Medikamenten ist weitgehend sichergestellt. Aber natürlich handelt es sich um eine Tragödie, inoffiziell sind bis zu 40 Prozent der Südafrikaner infiziert.

Wie erleben Sie Südafrika wenige Wochen vor dem Eröffnungsspiel?

Das ganze Land fiebert. Wie die eigene Mannschaft abschneidet, ist dabei nicht so entscheidend. Das Wichtigste ist das „nation building“, um das Zusammengehörigkeitsgefühl in einem Land mit 110 unterschiedlichen Stämmen und diversen Sprachen zu stärken.

Franz-Peter Falke

leitet mit seinem Vetter den gleichnamigen Strümpfehersteller aus dem Sauerland. In Südafrika beschäftigt Falke 1200 Mitarbeiter. Mit Falke sprach Alfons Frese.

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