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Der Ökonom Marcel Fratzscher

© dpa

Marcel Fratzscher: Neuer DIW-Präsident sieht Mindestlohn skeptisch

Bislang war das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin eher links orientiert. Der neue Chef Marcel Fratzscher ändert nun den Kurs - und spricht sich gegen einen einheitlichen Mindestlohn aus.

Marcel Fratzscher, der neue Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), sieht einen feste Lohnuntergrenze skeptisch. „Ich wäre vorsichtig mit einem einheitlichen Mindestlohn“, sagte er dem Tagesspiegel. „Wenn man ihn zu niedrig ansetzt, bringt er kaum etwas. Setzt man setzt ihn zu hoch an, kostet er Jobs, vor allem der Arbeitnehmer, die man eigentlich schützen wollte.“ Der Lohn eines Arbeitnehmers solle seine Produktivität „sehr eng“ widerspiegeln. Damit geht Fratzscher auf Distanz zu SPD und Grünen, die einen einheitlichen gesetzlichen Mindestlohn anstreben. Für das Berliner DIW, das bislang eher links orientiert war, bedeutet dies eine Kursänderung.

Fratzscher, der von der Europäischen Zentralbank kommt, warnte überdies vor einem internationalen Währungskrieg. „Ich hoffe, dass Europa bei diesem Abwertungswettlauf nicht mitmacht. Er bringt niemandem etwas.“ Es sei nicht möglich, den Wechselkurs dauerhaft zu manipulieren. Europa solle alles daran setzen, die anderen Wirtschaftsblöcke ins Boot zu holen und einen Währungskrieg zu verhindern, riet er. „Denn ein solcher Konflikt bedeutend ein Scheitern der weltweiten wirtschaftspolitischen Koordinierung, die vor allem in der schwierigen globalen Wirtschaftslage wichtiger denn je ist.“

Mit Blick auf die Finanzkrise sagte er, diese sei „mit Sicherheit noch nicht vorbei“. Zwar habe sie sich seit Mitte 2012 beruhigt. Das Wachstum sei weiterhin schwach, aber die Risiken blieben – die Wahl in Italien, Spaniens Bankensektor oder Zypern. „Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass wir wieder in eine Spirale aus sich verstärkender Angst, nervösen Finanzmärkten und steigenden Zinsen erleben.“

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