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Wirtschaft: Marken: Nie wieder Püree ohne Klümpchen. Moulinex hat sich verramscht und muss jetzt dafür büßen

Morgen wird sich alles entscheiden. Und egal, wie es ausgeht, es wird eine Erlösung sein nach sechs langen Wochen der Ungewissheit.

Morgen wird sich alles entscheiden. Und egal, wie es ausgeht, es wird eine Erlösung sein nach sechs langen Wochen der Ungewissheit. Der Zorn, die Wut auf die, die sich bereichert und das Unternehmen kaputt gemacht haben, ist Angst gewichen. Jetzt warten sie nur noch auf die Entscheidung.

Dabei hätte bis zum 6. September niemand ernsthaft geglaubt, dass die Traditionsfirma Moulinex vor dem Ende stehen könnte. Die Marke ist in Frankreich so bekannt wie Michelin, Peugeot oder Citroën, wurde 1997 sogar zur "Marke des Jahrhunderts" gekrönt. 45 Millionen Produkte hat die Haushaltsgeräte-Gruppe, zu der auch die deutsche Kaffeeautomaten-Produzent Krups gehört, jedes Jahr verkauft. Doch nach vielen Besitzerwechseln und erfolglosen Umstrukturierungen ist die Firma heruntergewirtschaftet. Am Montag entscheidet das Handelsgericht in Nanterre bei Paris, wem die Pleite-Firma zugeschlagen wird. Nicht nur die Franzosen hoffen, dass die Interessenten - die Investorengruppe Fidei und der Moulinex-Konkurrent SEB - zumindest die Marke retten.

Jean Mantelet wäre nicht glücklich gewesen. Weil der Franzose es satt hatte, dass seine Frau ihm immer wieder Kartoffelbrei mit Klümpchen vorsetzte, hatte er 1932 die Püriermaschine "Moulinette" erfunden - und damit Millionen Frauen glücklich gemacht. Mantelet, der nach dem Krieg auch die erste elektrische Kaffeemühle auf den Markt brachte, wusste das geschickt zu nutzen: Ab 1962 warb er mit dem Slogan "Moulinex befreit die Frau".

Doch nach dem Tod des Firmengründers geriet das Unternehmen in Schwierigkeiten. Ein Fehler war, wie sich später herausstellen sollte, der Einstieg ins Mikrowellengeschäft Ende der 70er Jahre. Das Management hatte die fernöstliche Konkurrenz unterschätzt, 1985 rutschte Moulinex erstmals in die roten Zahlen. Die Krisen in Russland, Asien und Lateinamerika Ende der 90er Jahre gaben dem Haushaltsgerätehersteller den Rest. Aber auch die Marke war vernachlässigt worden. "Moulinex hat seine Produkte zu billig verkauft", sagt Bernd Michael, Marketingexperte der Werbeagentur Grey. "Dadurch hat die Marke an Wert verloren."

Ende 2000 übernahm die italienische Holding Elfi der Brüder Nocivelli die Aktienmehrheit. Sie verschmolz das Traditionsunternehmen mit ihrer Tochter Brandt. Doch der Plan, Moulinex-Mixer und -Kaffeemaschinen mit Brandt-Waschmaschinen und Kühlschränken unter einem Dach zu vermarkten, ging gründlich daneben. Anfang September erklärte sich Moulinex angesichts eines Schuldenberges von umgerechnet 1,5 Milliarden Mark für zahlungsunfähig. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten 22 000 Menschen für die Gruppe. Als auch noch der Verdacht aufkam, die Gebrüder Nocivelli häten sich persönlich bereichert, entfachten wütende Arbeiter vor dem Werk im normannischen Cormelles-le Royal ein Feuer. Morgen werden sie wissen, ob sie ihren Job behalten können.

Maren Peters

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