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Wirtschaft: Markenrechte: Der Name Mercedes kostet annähernd 47 Milliarden Mark

Markenrechte gewinnen für die Wirtschaft immer größere Bedeutung. So schätzen Experten "Coca-Cola" als teuersten Markennamen der Welt auf einen Wert von gut 160 Milliarden Mark.

Markenrechte gewinnen für die Wirtschaft immer größere Bedeutung. So schätzen Experten "Coca-Cola" als teuersten Markennamen der Welt auf einen Wert von gut 160 Milliarden Mark. "Mercedes" wird als deutsche Nummer eins auf 47 Milliarden Mark taxiert. Allein beim Deutschen Patentamt in München hat sich die Zahl der Anmeldungen für Markenrechte von 1993 bis 1999 auf gut 76 000 verdoppelt. Der eingetragene Bestand ist auf weit über eine halbe Million Marken gewachsen.

Schon deshalb werden Markennamen derzeit verstärkt zum wirtschaftlichen Engpass, warnt Patentanwalt Volker Spitz. Vor allem von Jungunternehmen favorisierte Markenbezeichnungen oder auch Internetadressen seien häufig schon besetzt. Wird das erst beim Start eines Produkts entdeckt, komme das die betroffenen Firmen oft teuer zu stehen. Vor zwei bis drei Jahren hätten in dann oft folgenden Auseinandersetzungen die umstrittenen Namensrechte noch für 5000 bis 15 000 Mark gekauft werden können. Mittlerweile hätten die Forderungen mit bis zu 700 000 Mark "unverschämte" Dimensionen erreicht, weiß Spitz und nennt Beispiele. Daimler-Chrysler habe jüngst 200 000 Mark für die Verwendung des Markennamens "Classe E" gezahlt. Für den Domainnamen " bigbrothertv.com " verlangt ein Niederländer derzeit drei Millionen Mark. Für keine Summe wollte die Deutsche Telekom der Post für deren Aktien die Verwendung des von der Telekom geschützten Markennamens "P-Aktie" erlauben. Auch die Bundesbahn wird laut Spitz auf Granit beißen, falls sie bei ihrem Börsengang mit einer "B-Aktie" an den Start gehen möchte. Auch die Markenrechte dafür liegen bei der Deutschen Telekom.

Dieser Engpass bei den begehrten Kürzeln ist aber nur zum Teil ein natürlicher. Immer öfter versuchen "Trittbrettfahrer" aus der Not ein Geschäft zu machen, hat Spitz beobachet. So habe er über seine Firma Brandstock AG eine deutsche Privatperson ausfindig gemacht, die sich rund 450 Markennamen hat schützen lassen. Ziel einer solchen Vorratsbeschaffung sei es, diese Rechte später an Unternehmer zu verkaufen, die mit einer Firma oder einem Produkt gleichen Namens operieren, aber eine Markenrecherche versäumt haben. Rechtlich ist das seit einer europaweiten Änderung des Markenrechts möglich, bestätigt der Leiter der Markenprüfstelle im Deutschen Patentamt, Wolfgang Repenn. War Markenschutz früher an einen Betrieb gekoppelt, kann heute jedermann auch ohne Geschäftsabsicht einen Begriff anmelden, warten bis er irgendwo verwendet wird und dann abkassieren. Diese legale Unsitte "nimmt großen Umfang an," sagt Repenn. Auf langwierige Rechtsstreits lassen unter Zeitdruck stehende Unternehmen es meist nicht ankommen und zahlen jährlich global Milliardensummen, schätzt der Experte.

Aus diesem Dilemma heraus ist im April die Münchner Internetfirma Brandstock AG entstanden, die Spitz zusammen mit Anwaltskollegen gegründet hat. Das Start Up-Unternehmen handelt zum einen mit garantiert konfliktfreien Markenrechten und Internetadressen. Darüber erworbene Bezeichnungen sind weltweit auf bereits bestehende Schutzrechte geprüft. Auch allein Recherchen oder Wertgutachten für Marken biete das per Internetportal oder Telefon erreichbare Unternehmen an, wirbt Spitz für seine Idee. Dazu nötig sei ein Expertennetzwerk wie er es gerade aufbaut oder spezielle Software. Zum Beispiel gebe es derzeit über 100 000 schon geschützte Varianten mit dem Namensbestandteil "world". Spitz und Partner glauben an gute Geschäftschancen, weil ein Dienstleister wie Brandstock bislang einzigartig sei. Gewinne soll das Unternehmen schon im laufenden Jahr abwerfen. 2001 soll sich der Umsatz auf zehn Millionen Mark verzehnfachen. In zwei Jahren peilen die Markenhändler die Börse an.

tmh

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