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© dpa

Maschinenbau: 25.000 Arbeitsplätze weniger

Die Krise hat den deutschen Maschinenbau erreicht - und trifft vor allem kleine Unternehmen.

Berlin - Die Krise hat das Rückgrat der deutschen Wirtschaft erreicht. Der Maschinenbau wird in diesem Jahr mit weniger Aufträgen, Kurzarbeit und Stellenstreichungen zu kämpfen haben, warnte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Die Produktion werde um sieben Prozent zurückgehen, sagte Verbandspräsident Manfred Wittenstein am Dienstag in Frankfurt am Main. Man rechne 2009 mit 25 000 Arbeitsplätzen weniger, allein durch Insolvenzen dürften 10 000 Jobs wegfallen. „Wir haben 50 000 Leiharbeiter, die zur Atmungsreserve der Betriebe gehören“, sagt Wittenstein. Entlassen werde zunächst aus diesem Kontingent. Die Betriebe wollten ihre Fachkräfte halten. Deshalb werde es künftig mehr Kurzarbeit geben, sagte VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann dem Tagesspiegel.

Die Entlassungen von Ingenieuren beim Abschwung 2001 hatten sich als folgenschwer herausgestellt: Wenige Jahre später ging es wieder bergauf – bis zum Spitzenjahr 2008, als die knapp 6000 Unternehmen ihren Umsatz um acht Prozent auf 205 Milliarden Euro steigerten. Noch vor einem Jahr hatten Arbeitgeber und Berufsverbände deshalb das Fehlen von Fachkräften lautstark beklagt. Schließlich konnten deutsche Maschinenbauer im vergangenen Jahr die Zahl der Beschäftigten um 40 000 auf 970 000 erhöhen, 17 Prozent sind Ingenieure.

Wachstumstreiber war die starke Nachfrage in Asien. Rund 75 Prozent der in Deutschland produzierten Maschinen gehen ins Ausland. Die Eigenkapitalquote der Betriebe lag zuletzt bei durchschnittlich fast 34 Prozent, dem höchsten Wert seit Jahrzehnten.

In Berlin sieht die Lage ähnlich aus, wobei Schätzungen zufolge von hier nur die Hälfte der Güter exportiert wird. Eine Absatzschwäche im Ausland macht sich in Berlin demnach nicht so schnell bemerkbar wie im Südwesten Deutschlands. Rund 50 Maschinenbaufirmen gibt es in Berlin. Der größte Arbeitgeber der Branche in der Stadt ist Siemens.

Die Gewerkschaft warnt derweil vor zu viel Panik. Die meisten Unternehmen zehrten noch lange vom Auftragsbestand, sagte Klaus Abel von der IG Metall. Das sieht Martin Kupp, Industrieexperte an der Berliner Privathochschule European School of Management and Technology, ähnlich. „Es wird eher kleinere Unternehmen treffen, die großen Hersteller sind gut aufgestellt“, sagte Kupp dem Tagesspiegel. Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeitern hätten hingegen oft zu wenig finanzielle Reserven. Die Krise könnten sie nur mit Krediten überstehen, die es derzeit kaum gibt. Die meisten Firmen sind Mittelständler mit 150 Mitarbeitern.

Zu Krisenbeginn vor vier Monaten hatte der VDMA gehofft, dass die Produktion nur stagnieren werde. Die Lage habe sich aber deutlich verschärft. Viele Kunden im In- und Ausland reagierten mit wachsender Verunsicherung und verhängten Ausgabenstopps, sagte Verbandschef Wittenstein. Im vierten Quartal 2008 seien die Aufträge um 29 Prozent eingebrochen – dies sei der stärkste Rückgang in einem Quartal seit Beginn der Erhebungen vor 40 Jahren.

Doch gibt es in der Branche große Unterschiede. Vor allem Hersteller von Druck-, Textil- und Werkzeugmaschinen haben Schwierigkeiten, neue Aufträge zu bekommen – was mit der Krise der Medienbranche und der Absatzflaute vieler Automarken erklärt wird. Der weltweit größte Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck erwartet für das Geschäftsjahr 2008 deutliche Verluste. Der Konzern will 2500 seiner knapp 20 000 Stellen streichen. Vergleichsweise gut gehe es hingegen Maschinenbauern aus der Agrar- und Nahrungsmitteltechnik, sagte Reinhard Pätz, Geschäftsführer des VDMA Ost, dem Tagesspiegel. Der bayerische Traktorhersteller Fendt etwa rechnet nach einem Rekordjahr 2008 dank gefüllter Auftragsbücher auch in diesem Jahr mit einem Plus.Vermutlich weil die Leute trotz Krise unverändert viel essen.

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