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Wirtschaft: McDonald’s verschärft Angriff auf Starbucks

Burger-Brater will der Kaffeekette jetzt auch in den USA mit eigenen McCafés die Kunden wegschnappen

Berlin - Deutsche Konsumenten haben sich an den Anblick von Espressomaschinen, Ledersesseln und Porzellangeschirr beim Burger-Brater McDonald’s schon gewöhnt. In den USA steht der Kulturschock noch bevor: Alle 14 000 Filialen des Konzerns sollen künftig spezielle Kaffee-Theken bekommen, berichtet das „Wall Street Journal“ am Montag. Es sei die einschneidendste Veränderung seit 30 Jahren, wenn künftig auch Cappuccinos und Café Lattes von „Baristas“ serviert würden. US-Kunden kannten das bisher nur aus dem Italienurlaub – oder reinen Coffeeshops wie dem schwächelnden US-Konkurrenten Starbucks, den McDonald’s auf dem Heimatmarkt jetzt noch offensiver angreifen will.

In Deutschland ist der Kampf längst entbrannt. Schon vor zwei Jahren fing die Hamburger-Kette an, McCafés aufzubauen. Heute gibt es die Coffeeshops in rund 400 der 1280 deutschen Filialen, 14 davon in Berlin. Bis zum Jahresende werde die Zahl deutschlandweit auf 500 steigen, sagte McDonald’s-Sprecher Matthias Mehlen dieser Zeitung. Doch die Konkurrenz ist groß. Auch Wettbewerber wie Einstein, Balzac, Segafredo oder Starbucks, die gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen waren, haben längst entdeckt, dass Kunden für einen frischen Latte Macchiato, den sie auch bequem im Pappbecher ins Büro tragen können, gern etwas mehr Geld ausgeben. Mehr als 1200 Coffeeshops gibt es inzwischen in Deutschland, vor fünf Jahren waren es gerade 400. Ein Ende des Trends nach mehr Bequemlichkeit ist nicht abzusehen. Vielen Kunden ist es sogar zu anstrengend geworden, für einen Fertigkaffee die Straßenseite zu wechseln.

McDonald’s hatte sich jahrzehntelang vor allem darauf konzentriert, den Umsatz mit Buletten im Brötchen zu steigern. Die heiße, schwarze Brühe, die die Amerikaner als Kaffee verkauften – wie vor allem europäische Kritiker höhnten – galt als Nebensache. Unbemerkt vom Rest der Welt fing der Konzern aber schon 1993 in Australien an, das Bohnengetränk zu verfeinern und später in eigenen McCafés zu verkaufen. Der erste Versuch, das Konzept inklusive Ledercouch 2001 in die USA zu übertragen, scheiterte noch kläglich. Die schicken Kaffee-Lounges wollten nicht zur Drive-In-Mentalität der Kunden passen, erklärte Manager Don Thompson im „Wall Street Journal“. Zwei Drittel der Burger wurden damals direkt ins Auto verkauft.

Seitdem hat sich vieles geändert, nicht nur die Konsumgewohnheiten. McDonald’s hat die Filialen modernisiert, verkauft auch Salat und wagt jetzt einen zweiten Versuch mit McCafé in den USA. „Wir erschließen neue Kundengruppen“, sagte Deutschlandsprecher Mehlen, der den Bericht aber nicht bestätigte. Durch den Kaffeeverkauf werde auch in normalen Filialen mehr Umsatz erzielt. Internen Dokumenten zufolge will McDonald’s auch den US-Umsatz von 22 Milliarden Dollar um eine Milliarde Dollar steigern. Franchise- Nehmer haben aber Bedenken angemeldet: Viele Kunden, sagen sie, wüssten nicht einmal, was ein Latte ist. Noch ist die Bohne nicht angekommen. M. Peters

M. Peters

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