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Kirsten Niehuus.

© promo

Medienboard-Geschäftsführerin: "Berlin ist ein Sehnsuchtsort"

Frau Niehuus, der deutsche Kinofilm hat im vergangenen Jahr die Hälfte seiner Zuschauer verloren. Sind die falschen Filme gefördert worden?

Frau Niehuus, der deutsche Kinofilm hat im vergangenen Jahr die Hälfte seiner Zuschauer verloren. Sind die falschen Filme gefördert worden?

Nein, aber leider kann nicht jedes Jahr ein Superjahr wie 2009 für den deutschen Film sein. Da spielen viele Faktoren eine Rolle: konkurrierende Events wie eine Fußball-WM zum Beispiel. Im Übrigen kann sich unsere Bilanz durchaus sehen lassen. Mehr als die Hälfte der knapp 21 Millionen Zuschauer, die 2010 einen deutschen Film im Kino gesehen haben, haben sich für einen Film entschieden, den das Medienboard gefördert hat. Und: Bei der Berlinale laufen acht von uns geförderte Filme im Wettbewerb.

Sie plädieren dafür, bei der Förderung „eine Schaufel draufzulegen“. Das Medienboard liegt bundesweit doch schon auf Platz zwei – knapp hinter NRW.

Die Haupstadtregion ist im Hinblick auf den Output der Filmstandort Nummer Eins in Deutschland. Wir haben im vergangenen Jahr 213 Filmprojekte mit insgesamt 23,7 Millionen Euro unterstützt. Das Geld ist sehr gut angelegt. Denn die Filmproduktionen, die in der Region gearbeitet haben, haben an mehr als 1700 Drehtagen rund 110 Millionen Euro ausgegeben. Jeder Euro Filmförderung löst also etwa fünf Euro an Investitionen in der Region aus. Um diese Spitzenposition langfristig zu erhalten, wäre eine Aufstockung um drei Millionen Euro aus Sicht der Filmbranche wünschenswert, denn die anderen Standorte schlafen nicht, vor allem die Bayern rüsten finanziell auf. Im Übrigen sind Filme aus Berlin auch Imagewerbung für die Stadt.

Wofür wird das Geld gebraucht?

Filmemachen ist teuer und riskant, da man vorher nicht weiß, ob der Film beim Publikum funktioniert. Deshalb drehen die Filmemacher dort, wo es gute Bedingungen und ausreichend Geld gibt. Berlin-Brandenburg hat sich nachhaltig als Standort auch für Filme von Hollywood bis Bollywood etabliert. Mit etwas mehr Mitteln könnte der Standort national und international konkurrenzfähig bleiben.

Geht es der Filmbranche wie der regionalen Gesamtwirtschaft – sie wächst dynamischer als andere Regionen, dies aber auf niedrigem Niveau?

Das Niveau ist ziemlich hoch und die internationale Anziehungskraft des Filmstandorts ist – gemessen am Rest der Berliner Wirtschaft – überdurchschnittlich.

Auf den Punkt: Was macht den Filmstandort Berlin aus?

Berlin ist ein Sehnsuchtsort mit langer Filmtradition und coolen Locations zum Drehen, aber auch zum Ausgehen. Hier treffen Kreative auf Gleichgesinnte. Und die Stadt ist noch nicht zu teuer. Daraus hat sich mittlerweile ein sehr professionelles Umfeld entwickelt, das den Vergleich mit Hollywood nicht mehr scheuen muss.

Kirsten Niehuus ist Geschäftsführerin der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH. Sie ist seit 2004 für den Bereich Filmförderung zuständig. Mit ihr sprach Henrik Mortsiefer.

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