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Medienkonzerne: Murdoch greift nach "Wall Street Journal"

Medienmogul Rupert Murdoch will den US-Konzern Dow Jones und damit auch die einflussreiche Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal" kaufen. Bisher beißt er mit seiner Offerte auf Granit.

New York - Murdochs Mediengruppe News Corp kündigte ein "freundliches" Gebot von insgesamt fünf Milliarden Dollar (knapp 3,7 Milliarden Euro) an. Die Familie Bancroft, die die Mehrheit der Stimmrechte bei Dow Jones hält, lehnt dieses Angebot aber ab, wie das "Wall Street Journal" in seiner Online-Ausgabe berichtete.

Murdoch sagte in seinem eigenen US-Sender Fox News, das "Wall Street Journal" sei "die beste Zeitung in Amerika, eine der besten weltweit". Bei der Zeitung arbeiteten "großartige Journalisten", die eine weit größere Zahl von Lesern verdienten, schmeichelte er. "Da gibt es noch eine Menge zu tun." Das wichtigste sei, noch mehr zahlende Kunden für den Internet-Auftritt des Blatts zu finden.

Analysten: Siegestrophäe für Murdoch

Branchenanalysten erklärten das Gebot von News Corp mit persönlichen und geschäftlichen Interessen: Das "Wall Street Journal" sei für Murdoch eine Siegestrophäe: "Er liebt es, solche Dinge zu besitzen", sagte Rick Edmonds vom Poynter Institute für Medienstudien. Die Übernahme von Dow Jones passe aber zugleich zu Murdochs Plänen, einen Fernsehsender für Wirtschaftsnachrichten zu gründen.

Bedenken, mit einem Einstieg der News Corp - bekannt für Zeitungen und Sender im Boulevard-Stil - könnte die Qualität des "Wall Street Journal" leiden, teilte der Medienexperte nicht. Auch bei Murdochs Übernahme der traditionsreichen "Times" in London sei damals geargwohnt worden, Qualität und Auflage des Blattes würden sinken. Dies habe sich aber nicht bewahrheitet, sagte Edmonds.

News Corp bietet 60 Dollar je Aktie des Traditionsunternehmens Dow Jones. Dieser Preis liegt um mehr als 60 Prozent über dem am Vortag zuletzt gehandelten Kurs. Ein Vertreter der Familie Bancroft, Michael Elefante, habe dem Management von Dow Jones aber versichert, Familienmitglieder und deren Treuhänder würden sich mit zusammen etwas mehr als 50 Prozent der Stimmrechte gegen die Offerte aussprechen, wie "Wall Street Journal" online berichtete. Die Bancroft-Familie hält 24 Prozent des Kapitals an Dow Jones, aber mehr als 62 Prozent der Stimmrechte.

Traditionsunternehmen Dow Jones

Dow Jones ist in der Finanzwelt weltweit seit weit über 100 Jahren ein Begriff. 1882 gegründet, begann die auf Börsennachrichten spezialisierte Firma ab 1884 mit der Berechnung von Indizes der an der New Yorker Börse gehandelten Aktien. Der "Dow Jones"-Index der 30 wichtigsten Standardwerte an Wall Street ist heute das bekannteste Börsenbarometer überhaupt. Nachrichten von dem rasant wachsenden Börsenplatz verbreitete Dow Jones ab 1889 als "Wall Street Journal", das seit mehreren Jahrzehnten auch in eigenen Regionalausgaben für Europa und Asien verlegt wird. Neben Finanznachrichten, die gedruckt und elektronisch verkauft werden, gehören inzwischen auch 23 Zeitungen zu der Gruppe. In Deutschland kaufte Dow Jones 2004 das Nachrichtengeschäft der Wirtschaftsnachrichtenagentur VWD.

Murdochs Weltkonzern kontrolliert neben dem TV-Sender Fox und der britischen "Times" das Fox-Filmstudio in den USA, den britischen Sender BSkyB, die britische Zeitung "Sun" und die "New York Post". In Australien, wo Murdochs Konzern groß geworden war, stehen über 110 Zeitungstitel auf der Konzernliste, darunter "The Australian". News Corp setzte im vergangenen Jahr gut 25 Milliarden Dollar um und verdiente dabei über 2,3 Milliarden Dollar. (tso/AFP)

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