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Der Hit unter den aktuellen Shows des zu Bertelsmann gehörenden Senders RTL ist „Deutschland sucht den Superstar“, hier mit Kandidatin Zazou Mall.

© dpa

Medienunternehmen: Melodien für Millionen

Medienkonzern Bertelsmann erzielt eine Rekordrendite – und will das Musikrechtegeschäft ausbauen.

Das schönste Geschenk zum 175. Jahr des Bestehens des Unternehmens hat sich Bertelsmann selbst gemacht: Das Jubiläumsjahr 2010 ist gleichzeitig eines der erfolgreichsten in der Geschichte von Europas größtem Medienkonzern aus Gütersloh gewesen, sagte Vorstandschef Hartmut Ostrowski bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag in Berlin.

656 Millionen Euro verdiente der Konzern, der weltweit rund 104 000 Mitarbeiter beschäftigt, im vergangenen Geschäftsjahr unter dem Strich. „Wir haben unsere eigenen Erwartungen übertroffen“, sagte Ostrowski. Noch im Krisenjahr 2009 hatte Bertelsmann gerade einmal 35 Millionen Euro verdient und nur knapp schwarze Zahlen geschrieben. Grund für den enormen Sprung im vergangenen Jahr sei die allgemeine konjunkturelle Erholung insbesondere in den Werbemärkten gewesen, sagte Ostrowski.

2010 stieg der Umsatz um 4,5 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro. Die Rendite erreichte den bisherigen Bestwert von 11, 7 Prozent – das heißt, dass von 1000 Euro Erlös 117 Euro als Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen übrig blieben. „Noch nie waren unsere Geschäfte so profitabel“, sagte Ostrowski.

Vor allem die RTL Group, die mit einem Umsatz von knapp 5,6 Milliarden Euro und einer Rendite von knapp 20 Prozent erneut wichtigster Ertragsbringer für Bertelsmann war, und der Verlag Gruner + Jahr („Stern“, „Gala“, „Brigitte“) haben von der anziehenden Werbekonjunktur profitiert. Zum positiven Wachstum bei Umsatz und Gewinn trugen auch die Dienstleistungstochter Arvato und der Buchverlag Random House bei, bei dem auch der Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin erschienen ist.

Sorgenkind bleibt dagegen die Buchclubsparte Direct Group. In der Nachkriegszeit war sie für Bertelsmann Motor des Aufstiegs zum Weltkonzern, heute ist sie nur noch die kleinste der fünf Säulen des Unternehmens. Ihre Erlöse schrumpften 2010 um 200 Millionen Euro, mehrere ausländische Töchter unter anderem in den USA, Großbritannien und Portugal wurden verkauft, auch in Frankreich stehen die Signale auf Rückzug. In Deutschland soll ein neues Konzept nun neue Kunden bringen. Hoffnungen ruhen auch auf dem digitalen Geschäft. Mit der Plattform „Pubbles“ betreibt die Direct Group einen „digitalen Kiosk“, wo Zeitungen und Zeitschriften für Tablet-PCs wie das iPad vertrieben werden. Ebenso Bücher in digitalisierter Form, die sogenannten E-Books, die als wachsender Markt gelten.

Nicht nur in dieser Sparte, sondern insgesamt will Bertelsmann weiter wachsen und hat sich vorgenommen, den Erfolg aus dem Jubiläumsjahr im Geschäftsjahr 2011 fortzusetzen. Ostrowski kündigte an, die Kerngeschäfte zu stärken, das Portfolio weiterzuentwickeln und in neue Wachstumsfelder zu expandieren. Etwa eine Milliarde Euro stehen für Investitionen bereit, sagt Finanzvorstand Thomas Rabe.

Fließen sollen die auch in das Geschäft mit Musikrechten, das Bertelsmann ausbauen will. 2008 war die Bertelsmann Music Group (BMG) aus dem klassischen Musiklabelgeschäft ausgestiegen. Während in Zeiten von digitalen Abspielgeräten die Renditen in der CD-Vermarktung weiter stark sinken, gilt das Geschäft mit den Rechten an Songs wie für Werbespots und Radiosendungen als hochprofitabel.

Derzeit ist BMG Publishing mit Hauptsitz in Berlin weltweit die Nummer fünf im Musikgeschäft mit Rechten an mehr als 300 000 Songs. Darunter sind ältere Titel von Elvis, aber auch neuere wie von den Black Eyed Peas – nun sollen zahlreiche weitere Lieder dazukommen. So ist Bertelsmann an dem Rechtekatalog des angeschlagenen britischen Musiklabels EMI interessiert, ebenso an dem Katalog von Warner. „Ziel ist es, bis 2015 eines der größten und eines der bestgeführten Musikrechteunternehmen zu werden“, sagte Finanzvorstand Rabe. Es gehe „auch emotional um eine Rückkehr in die Musikwelt“.

Hartmut Ostrowski will offenbar vorerst da bleiben, wo er ist: auf seinem Vorstandsposten. Der 53-Jährige deutete am Dienstag an, seinen 2012 auslaufenden Vertrag verlängern zu wollen.

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