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Wirtschaft: MEHDORN FÜR HUNOLD

Air Berlin kämpft mit Turbulenzen.

Nicht mal engste Berater soll Joachim Hunold eingeweiht haben. An einem Morgen im August kam der 62-Jährige in die Zentrale seiner Air Berlin am Saatwinkler Damm beim Flughafen Tegel und sagte im kleinen Kreis: „Ich höre auf.“ Am Vorabend habe er mit seinem Freund Hartmut Mehdorn telefoniert. Der würde es übergangsweise machen. Ein Mann im Frührentenalter lässt sich ersetzen durch einen Mann im Rentenalter. Mehdorn wird im kommenden Jahr 70.

„Wir sind fast vom Stuhl gekippt“, sagte eine Mitarbeiterin damals. Denn Air Berlin ohne „den Achim“, wie soll das gehen? Er war es, der in fast 20 Jahren aus einer Mini-Fluglinie mit zwei Fliegern einen Milliardenkonzern mit fast 150 Flugzeugen geschaffen hat. Er war es, der immer die Prügel eingesteckt hat – von Analysten, Journalisten, Gewerkschaftern.

2011 lief es zunächst gar nicht gut: Steigende Schulden, steigende Spritpreise, die neue Luftverkehrssteuer. Die Aktie fiel immer tiefer. Dann kamen noch die kritischen Fragen über kostenlose Promi-Flüge und First-Class-Behandlung für Bundestagsabgeordnete auf. Das war das perfekte Stress-Umfeld für Mehdorn. Der Mann hat sich in seinen fast zehn Jahren an der Spitze der Deutschen Bahn schmerzfrei gezeigt, was öffentlichen Druck angeht. Bei seinem Jobantritt am 1. September spotteten die Leute in Internetforen: „Fallen jetzt auch bei Air Berlin die Klimaanlagen aus?“ Doch Mehdorn überraschte – zunächst die Mitarbeiter: Jeder durfte ihm zum Amtsantritt Fragen schicken. Er beantwortete sie ausführlich per Videoansprache im Intranet. Er ließ Arbeitsgruppen bilden, in denen Mitarbeiter nach Sparmöglichkeiten fahnden. In der Chefetage läuft der Alltag jetzt straff koordiniert und konzentriert ab, hört man.

Und kurz vor Weihnachten gelang ihm ein echter Coup: Er präsentierte die arabische Gesellschaft Etihad als neuen Großinvestor und strategischen Partner. Die Scheichs leihen den klammen Berlinern sogar Geld. Die endgültige Rettung ist das noch nicht, aber die Stabilisierung, eine Perspektive für die 8900 Mitarbeiter und Air Berlins neuen Heimatflughafen BER, der im Juni eröffnet wird. kph

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