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Wirtschaft: Mehdorn will mehr Macht für die Bahnzentrale

Verkehrspolitiker kritisieren geplanten Umbaudes Managements/Konzern fördert Fußball-WM

Berlin - Bei der Deutschen Bahn sind tiefe Einschnitte auch beim Management geplant. In einem Mitarbeiterbrief schreibt Konzernchef Hartmut Mehdorn, die Konzernstruktur solle gestrafft werden. Dadurch wolle sich die Bahn „deutlich schlanker“ aufstellen. Vorgesehen sei, die bisher fünf Unternehmenssäulen zu drei zusammenzufassen. Die Bahn macht zwar keine Angaben zu den Folgen, doch Ziel dürfte auch ein Stellenabbau im höheren Management sein. Verkehrspolitiker kritisierten das Vorhaben. Albert Schmidt, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, sagte dem Tagesspiegel, die Pläne halte er nicht für kompatibel mit dem Ziel, mehr Wettbewerb zu schaffen. Es drohe auch ein schwerer Konflikt mit der EU-Kommission.

Mehdorn ist offenbar nicht zufrieden damit, wie in einigen Konzernbereichen die Sparvorgaben umgesetzt werden. In dem Mitarbeiterbrief kritisiert er auch, dass die jetzige Konzernstruktur zu „oft zu langwierigen Entscheidungsprozessen“ geführt hätte. Bisher hat die Bahn fünf Bereiche mit jeweils eigenen Vorständen und Aufsichtsräten: Personenverkehr, Transport und Logistik, Personenbahnhöfe, Fahrweg und Dienstleistungen. Diese sollen jetzt zusammengefasst werden zu den Bereichen Personenverkehr, Infrastruktur und Transport und Logistik. Die sollen direkt aus dem Holdingvorstand geführt werden.

Grünen-Politiker Schmidt sagte, der Personenfern- und der -nahverkehr dürften nicht miteinander verschmolzen werden. Schließlich steckten in dem Nahverkehr jedes Jahr 4,5 Milliarden Euro an Staatsgeldern. Außerdem müssten die Vorgaben des Eisenbahngesetzes zur Privatisierung der Bahn eingehalten werden. Danach muss es mindestens vier eigenständige AGs geben.

Die Bahn steht weiterhin unter einem großen Spardruck. In dem Mitarbeiterbrief schreibt Mehdorn auch, das bisherige Sparprogramm werde durch ein neues fortgeführt. Trotzdem müsse die Bahn ihre Prognosen für die kommenden Jahre reduzieren, schreibt Mehdorn. Bis 2009 rechne der Konzern zwar immer noch mit einem jährlichen Anstieg der Gewinne im dreistelligen Millionenbereich, habe seine Erwartungen jedoch angesichts der weiter schwierigen konjunkturellen Lage zurückgeschraubt.

Doch auf großes Verständnis stößt Mehdorn zurzeit bei seinen Mitarbeitern nicht. „Wir gehen davon aus, dass ein immenser Personalabbau betrieben werden wird“, sagte Horst Fischer von der Lokführergewerkschaft (GDL). Deshalb sei auch der in Aussicht gestellte Beschäftigungspakt unter Umständen Makulatur. Die bisherige Regelung schließe zwar betriebsbedingte Kündigungen aus. Doch seien personenbedingte Kündigungen erlaubt – etwa wenn ein Mitarbeiter, dessen Stelle abgebaut wird, nicht an den Ort eines als Alternative angebotenen Arbeitsplatzes ziehen kann oder will. Ein Sprecher der Eisenbahnergewerkschaft Transnet sagte, man versuche die „echten Schwächen“ des bisherigen Pakts auszuräumen. Trotzdem sei man zuversichtlich, am 14. Dezember wie geplant eine Einigung für eine Verlängerung zu finden. Der bisherige Pakt läuft zum Jahresende aus.

Trotz der angespannten Lage wird die Bahn nationaler Förderer der Fußball-WM 2006. Bei den monatelangen Verhandlungen war vor allem der Preis ein Streitpunkt. Jetzt hat das WM-Organisationskomitee (OK) mit der Bahn den sechsten und letzten nationalen Förderer gefunden. Am kommenden Dienstag werden Details in Berlin bekannt gegeben. „Die Bahn ist der optimale Partner“, heißt es beim OK.

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