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Ex-VW-Chef Martin Winterkorn verdiente 2015, im Jahr des Diesel-Skandals, insgesamt 11,7 Millionen Euro, 2014 waren es 15 Millionen Euro.

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Mehr Fixgehalt und eine Obergrenze: Wie VW seinen Chef künftig bezahlen will

Der VW-Aufsichtsrat baut das Vergütungssystem für die Vorstände um. Der Konzernchef soll maximal zehn Millionen Euro verdienen und weniger variable Bezüge erhalten. Experten sind skeptisch.

Der VW-Aufsichtsrat will das Vergütungssystem der Top-Manager umbauen und dem Vorstandschef künftig höchstens zehn Millionen Euro Gehalt erlauben. Das Kontrollgremium soll darüber in seiner Sitzung am 24. Februar beraten. Die Initiative dazu hatten das Land und der Betriebsrat ergriffen, wie zu hören ist. Geplant sei, das Fixgehalt anzuheben und den variablen Anteil zu senken. Dieser beträgt bisher meist ein Vielfaches der Fixsumme.

Ex-VW-Chef Martin Winterkorn hatte 2015, im Jahr des Diesel-Skandals, insgesamt 11,7 Millionen Euro verdient, 2014 waren es 15 Millionen Euro gewesen. Zuletzt hatte es Kritik gegeben, weil Christine Hohmann-Dennhardt nach nur gut einem Jahr Arbeit als VW-Vorstand für Integrität und Recht zu ihrem Abschied eine Zahlung von über zwölf Millionen Euro erhält.

Dax-Chefs verdienen im Schnitt 5,1 Millionen Euro

„Es gibt in Deutschland nicht viele Vorstandschefs, die zehn Millionen Euro verdienen“, sagte Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Im Schnitt hätten die Chefs der 30 Dax-Konzern im Geschäftsjahr 2015 (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor) rund 5,1 Millionen Euro verdient. „Die Grenze von maximal zehn Millionen Euro ist sehr hoch angesetzt.“ Dass es überhaupt eine Obergrenze gebe, sei nicht neu. Der Corporate-Governance-Kodex für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung schreibt diese vor. Dort heißt es: „Die Vergütung soll insgesamt und hinsichtlich ihrer variablen Vergütungsteile betragsmäßige Höchstgrenzen aufweisen.“ Auch ein höherer Anteil der fixen Vergütung ist Kurz zufolge „durchaus problematisch“. Vorstände sollten stärker am Erfolg, aber eben auch am Misserfolg ihres Unternehmens beteiligt werden.

Je höher der fixe Vergütungsanteil, desto geringer der Anreiz

Vergütungsexperten sehen dies ähnlich. „Es ist generell sinnvoll, mit hohen variablen Bezügen zu arbeiten, wenn es sich nicht um klassische Risikogeschäfte – wie etwa im Finanzbereich – handelt“, sagte Helmuth Uder, Vergütungsexperte des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson, dem Tagesspiegel. Ein Anteil von 30 Prozent Fixgehalt und 70 Prozent kurz- und langfristig variablen Anteilen sei „Industriestandard im Dax“. Uder: „Das ist keine exzessive Aufteilung. Je höher der fixe Teil, desto geringer der Hebel, um Anreize zu setzen.“

Bei der Frage, wie das Gehalt des Vorstandsvorsitzenden gedeckelt werden sollte, rät Uder von festen Beträgen ab.. "Die Höhe der Gesamtvergütung muss wettbewerbsfähig und angemessen sein. Eine Grenze nach oben ist sinnvoll, aber es sollte keine absolute Summe definiert werden", sagte der Experte. "Besser ist ein bestimmter, begrenzter Multiplikator für die variablen Bezüge."

Vergütungssysteme werden immer komplizierter

Bei der Definition der kurz- und langfristigen Vergütungssysteme sind die börsennotierten Unternehmen immer kreativer geworden. Das hat dazu geführt, dass die Regelwerke immer komplizierter wurden. Neben klaren Maßstäben wie dem Umsatz oder Gewinn seien "weiche" und schwer quantifizierbare Kategorien wie etwa die Kundenzufriedenheit als Maßstab für die Bezahlung eingeführt worden.

"Es gibt Vorstände, die verstehen ihre eigene Vergütungsstruktur nicht mehr", sagte Jürgen Kurz. Dies habe dazu geführt, dass Vergütungsberater Hochkonjunktur hätten. Auch viele Aufsichtsräte seien überfordert - und unterschätzten die Wirkung besonders großzügiger Regeln in geschäftlich erfolgreichen Jahren. "Viele Aufsichtsräte haben die Vergütungssysteme nicht durchgerechnet und können Aktionären keine Auskunft geben, wie hoch die höchste variable Vergütung ist, die innerhalb des Systems möglich ist", sagte der DSW-Sprecher.

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