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Wirtschaft: Mehr Gründer für Deutschland

Studie: Selbstständigkeit aus wirtschaftlicher Not

Berlin - Erstmals seit vier Jahren ist in Deutschland der Anteil von Gründern unter den Erwerbsfähigen wieder gestiegen. Dies ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der KfW Bankengruppe und des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB). Demnach haben 2005 etwa 5,4 Prozent aller 18- bis 64-Jährigen ein Unternehmen gegründet oder dies in den letzten dreieinhalb Jahren getan. Damit liegt der Wert leicht über dem des Vorjahres mit 5,1 Prozent. Ein wesentlicher Antriebsfaktor ist die schwierige wirtschaftliche Lage. Die Untersuchung wird jährlich durchgeführt. Mehr als 100 000 Bürger und rund 1300 Experten in 35 Ländern werden befragt.

Deutschland liegt bei Unternehmensgründungen trotz der Verbesserung auf Platz 23 hinter Industrienationen wie den USA und Großbritannien und nur knapp vor Frankreich. In Berlin ist laut Senatsverwaltung für Wirtschaft die Zahl der Existenzgründungen zwischen 2004 und 2005 sogar um etwa 6,3 Prozent zurückgegangen. Kfw-Chefvolkswirt Norbert Irsch bemängelt bei den Deutschen die geringe Risikobereitschaft und macht ein ausgeprägtes Sicherheitsstreben aus: „Im internationalen Vergleich zeichnen sich die Deutschen durch hohen Pessimismus und besonders geringes Selbstbewusstsein aus.“ Zu den Stärken des Standortes zählten jedoch die öffentlichen Förderprogramme.

Der wesentliche Grund für den leichten Anstieg der Gründungen in Deutschland ist nach der Studie ökonomische Not. Selbstständigkeit ist für viele ein letzter Ausweg. „Arbeitslosigkeit erhöht die Neigung, sich selbstständig zu machen“, sagt Ulrich Walwei vom IAB. Gründer mit dem Motiv der Selbstverwirklichung hätten jedoch in der Regel mehr Erfolg auf dem Markt. Sie verfügen oft über mehr Kapital, sind besser ausgebildet und haben innovativere Konzepte. Sie schaffen auch längerfristig Arbeitsplätze. Insgesamt gab nur jeder fünfte Gründer an, in den nächsten Jahren mindestens 20 Beschäftigte einzustellen. hez

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