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Wirtschaft: „Mehr Kontrolle ist berechtigt“

KLAUS KALDEMORGEN ist Geschäftsführer der Fondsgesellschaft DWS, die zur Deutschen Bank gehört. Foto: Marcus Thelen Herr Kaldemorgen, noch weigern sich die meisten Vorstände von börsennotierten Unternehmen, ihre individuellen Bezüge offen zu legen.

KLAUS

KALDEMORGEN

ist Geschäftsführer der

Fondsgesellschaft DWS, die zur

Deutschen Bank gehört.

Foto: Marcus Thelen

Herr Kaldemorgen, noch weigern sich die meisten Vorstände von börsennotierten Unternehmen, ihre individuellen Bezüge offen zu legen. Haben Sie dafür Verständnis?

Es ist immer unangenehm, der Öffentlichkeit sein Einkommen darzulegen. Insofern kann man das  Zögern verstehen. Auf der anderen Seite stehen aber die Interessen der Aktionäre. Sie fordern mehr Transparenz. Es hat Auswüchse bei Erhöhungen gegeben, obwohl das betreffende Unternehmen schlechter abgeschnitten hat. Größere Offenheit und mehr Kontrolle ist deshalb auf jeden Fall berechtigt.

Welchen Stellenwert hat eine solche Information für den Anleger?

Der Anleger muss überprüfen können, ob die Vergütung angemessen ist. Angemessen in Relation zu den Gehältern bei Konkurrenzfirmen und zur  Entwicklung des eigenen Unternehmens.

Festgehalt ist das eine, Optionen, Prämien, Bezugsrechte und weitere variable Gehaltsbestandteile sind das andere. Kann der Aktionär Informationen über die Bezüge überhaupt richtig einordnen?

Leider ist das derzeit ein Problem. Die zum Teil komplexen Vergütungsregeln sind nur schwer durchschaubar. Einfachere Wege gäben einen besseren Einblick.

Woran sollte der Verdienst eines TopManagers ausgerichtet sein?

Vor allem am Unternehmensergebnis und am Vergleich zur Konkurrenz. Und am Cash Flow, also an den selbst erwirtschafteten, verfügbaren Mitteln. Zum Teil auch am Aktienkurs.

Brauchen wir, wie es die Cromme-Kommission plant, die Pflicht zur Veröffentlichung der Vorstandsbezüge?

In den USA ist die Offenlegung an der Tagesordnung, sogar der Präsident muss detailliert über sein Einkommen berichten. Warum sollte das in Deutschland denn anders sein? 

Werden deutsche Top-Manager angemessen bezahlt? Wenn man ins Ausland schaut, scheinen sie nicht überbezahlt zu sein.

Man muss die Bezüge von deutschen Top-Managern an internationalen Standards messen, ihre Firmen agieren schließlich weltweit, was auch erhebliche Haftungsrisiken mit sich bringt. Eine andere Frage ist, ob etwa die Gehälter amerikanischer Top-Manager angemessen sind. Auch dort wird Kritik geäußert.

BDI-Chef Rogowski wirft manchen Top-Managern Raffgier vor. Stimmen Sie zu?

Wir hatten mit Sicherheit Exzesse. Aber man kann es nur im Einzelfall beurteilen. Im Großen und Ganzen wurden die Gehälter angemessen angepasst. Wir müssen uns in jedem Fall vor einer Neid-Diskussion hüten.

Auch die Aufsichtsräte sollen mehr Geld bekommen. Bei manchen Gesellschaften werden die Bezüge sogar verdoppelt.

Wir stellen höhere Anforderungen auch an die Aufsichtsräte. Wir erwarten effektive Kontrolle, schließlich steht viel Geld auf dem Spiel. Es geht hier ja nicht um einen Nebenjob, sondern um zum Teil erheblichen Arbeitsaufwand. Das bekommt man nicht zum Nulltarif. Dass heißt aber auch, dass die Aufsichtsratsmandate pro Kopf begrenzt sein müssen.

Sollte man die Manager-Gehälter deckeln, wie es Bayerns Ministerpräsident Stoiber und Bundes-Justizministerin Zypries ins Gespräch gebracht haben?

Das wäre der falsche Weg. Manager-Gehälter lassen sich nicht staatlich regulieren. Im Übrigen würde es dem Standort Deutschland schwer schaden.

Das Interview führte Rolf Obertreis.

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