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Mehr Netto: Die Qual der Wahl

Wie Sie bei der Krankenversicherung und bei Medikamenten sparen können: Beiträge, Bonusmodelle, Wahltarife - so finden Sie die richtige Krankenkasse.

Über 90 Prozent der Leistungen sind bei allen Krankenkassen identisch. Doch die restlichen zehn Prozent haben es in sich: Wer nach der passenden Versicherung sucht, verirrt sich schnell im Angebotswirrwarr aus Hunderten von verschiedenen Beitragsmodellen, Zusatzleistungen und Bonusangeboten. Wir sagen Ihnen, worauf Sie bei der Kassenwahl achten müssen.

Persönlicher Kontakt. „Zuerst sollte man sich fragen, wie sehr man auf den persönlichen Kontakt mit seiner Krankenkasse angewiesen ist“, sagt Dörte Elß, Gesundheitsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin. Vor allem ältere Menschen halten nicht viel von Onlineberatungen und Servicehotlines. Die Kasse mit dem größten Filialnetz ist die AOK. In Berlin hat sie 21 Niederlassungen. Wer dagegen nur sporadisch Kontakt zu seiner Kasse aufnimmt, sollte nach Meinung der Verbraucherschützerin vor allem auf den Beitragssatz achten. Günstig sind vor allem Betriebskrankenkassen (siehe Tabelle).

Chronisch Kranke. Zu welcher Gruppe von Versicherten gehören Sie und welche Extras brauchen Sie? Für chronisch Kranke rentieren sich Hausarztmodelle, bei denen sich der Versicherte verpflichtet, immer zuerst seinen Hausarzt aufzusuchen. Gut sind Hausarztmodelle dann, wenn Sie nicht nur die Praxisgebühr sparen, sondern auch andere Vorteile haben, zum Beispiel besonders schnell Termine bei Fachärzten vermittelt bekommen. Wer unter Diabetes, Asthma, Brustkrebs oder koronaren Herzerkrankungen leidet, sollte nach speziellen Disease-Management-Programmen fragen. Fast alle Kassen haben für diese Krankheiten entsprechende Chronikerprogramme.

Familien. Versicherte mit Kindern sollten sich besonders für den Fall absichern, dass sie den Haushalt wegen einer Erkrankung zeitweise nicht selbst führen können. Einige Kassen bieten eine über den gesetzlich vorgegebenen Umfang hinausgehende Haushaltshilfe an: Die Techniker Krankenkasse (TK) beispielsweise finanziert eine Haushaltshilfe auch dann, wenn das Kind bereits 14 Jahre alt ist. Gesetzlich vorgeschrieben wäre eine Hilfe nur bei bis zu 12-jährigen Kindern. Außerdem zahlt die TK auch dann, wenn Sie ambulant behandelt werden und nicht nur bei Krankenhausaufenthalten.

Selbstständige. Selbstständige, die in der GKV versichert sind, sollten besonders auf den günstigsten Beitragssatz achten, da sie sich ihre Prämie nicht mit einem Arbeitgeber teilen. Erkundigen Sie sich außerdem, in welchem Umfang für Sie wichtige Leistungen von der Kasse mitfinanziert werden. Die Securvita BKK übernimmt beispielsweise viele Kosten von alternativen Heilverfahren.

Bonusmodelle. Wer an Fitness-Kursen teilnimmt oder regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung geht, fördert seine Gesundheit und kann seine Beiträge reduzieren: Ein übersichtliches Bonusmodell, mit dem Sie bis zu 250 Euro pro Jahr sparen können, bietet die BKK VBU. Einen ähnlich hohen Bonus zahlt die AOK, allerdings nach einem komplizierten Bausteinprinzip. Erkundigen Sie sich vorher immer genau, welche Bedingungen für den Bonus zu erfüllen sind und ob mit von Krankenkassen angebotenen Kursen zusätzliche Gebühren verbunden sind.

Selbstbehalttarife. Das sind Angebote, bei denen Sie verpflichtet sind, sich in einer bestimmten Höhe an Arztkosten zu beteiligen und im Gegenzug günstigere Prämien zahlen. Dabei binden Sie sich für drei Jahre an Ihre Krankenkasse. Und nicht nur das: „Wenn man krank wird, zahlt man drauf“, warnt Verbraucherschützerin Elß.

Beitragsrückerstattung. Besser als Selbstbehaltstarife. Bei der Beitragsrückerstattung zahlen Sie den vollen Beitrag und bekommen beispielsweise eine Monatsrate erstattet, wenn Sie innerhalb eines Jahres keine Leistungen in Anspruch nehmen mussten. Wer sich für ein solches Modell entscheidet, bindet sich ebenfalls für drei Jahre an seine Kasse. „Mit einem solchen Angebot muss man umzugehen wissen“, sagt Expertin Elß. „Es wäre fatal, einen dringenden Arztbesuch am Jahresende ausfallen zu lassen, nur um die Rückerstattung zu kassieren.“ Als besonders preiswert empfiehlt Elß das Angebot der BIG Direktkrankenkasse.

Fazit: Rückerstattungs- und Selbstbehalttarife richten sich an dauerhaft gesunde Menschen, Bonusmodelle sind dagegen etwas für jeden Versicherten. Der günstigste Beitragssatz ist eine erste wichtige Orientierung bei der Suche. Entscheidend für die Kassenwahl ist dann aber, ob die Kasse die für Sie relevanten Extras anbietet.

Einen ausführlichen Überblick über die Angebote der Kassen finden Sie im aktuellen Heft von Finanztest (6/2008).

Johannes Pennekamp

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