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Wirtschaft: Mehr Stahl als nötig

Arcelor kürzt Produktion wegen Überangebot auf dem europäischen Markt

Düsseldorf Der Luxemburger Arcelor-Konzern kürzt nach einem glänzenden Ergebnis im Auftaktquartal 2005 erneut seine Produktion. Im ersten Halbjahr werde Arcelor insgesamt 1,5 Millionen Tonnen Stahl weniger schmelzen als im Vorjahreszeitraum, teilte der Konzern am Dienstag mit.

Arcelor reagiert damit auf den momentanen Angebotsüberschuss insbesondere auf den europäischen Stahlmärkten. Hohe Lagerbestände bei den Stahlverarbeitern und im Handel sowie eine durch den starken Euro ausgelöste Importflut machen den Produzenten zu schaffen. Aber auch in China, dessen Stahlhunger den jüngsten Boom in der Branche ausgelöst hatte, wächst das Angebot seit Monaten schneller als der Stahlverbrauch, sagt Analyst Pascal Spano von der Deutschen Bank. Nach einer Studie von ABN Amro sind die aktuellen Preise für Warmbreitband von ihrem Höchststand zu Jahresbeginn um neun Prozent gesunken. Aber immer noch liegen sie 37 Prozent über dem Durchschnittspreis seit dem Jahr 2000.

Auch die Konkurrenz stemmt sich mit einer Angebotsverknappung gegen einen weiteren Rutsch der Stahlpreise. Thyssen-Krupp wird bis Ende Juni 500000 Tonnen, Salzgitter 100000 weniger Stahl schmelzen. Der neue Weltmarktführer Mittal Steel und der italienische Stahlkonzern Riva haben ebenfalls Produktionskürzungen angekündigt.

Seit Anfang April haben sich wichtige für die Stahlproduktion benötigte Rohstoffe drastisch verteuert. Der Preis für Kokskohle hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, Eisenerz wurde um mehr als 70 Prozent teurer. Versuche der Stahlhersteller, diese Kosten über höhere Preise an die Kunden weiterzugeben, schlugen in vielen Fällen fehl. Im ersten Quartal 2005 hat Arcelor dennoch von den besseren Konditionen der Jahresverträge mit den Automobilherstellern profitiert, während sich der Kostenanstieg in Grenzen hielt. Mit einem Gewinn vor Steuern und Zinsen von fast 1,4 Milliarden (Vorjahr: 409 Millionen) Euro erzielte der Konzern sein bislang höchstes Quartalsergebnis. Die Erwartungen der Analysten wurden um rund 250 Millionen Euro übertroffen. mjh/HB

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