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Mein ERSTES Geld (100): Altöl im Gesicht

Nach der siebten Klasse arbeitete ich in den Sommerferien zwei Wochen im Melkanlagenbau in Sanitz bei Rostock. Ich war 14 Jahre. Ab dem Alter durfte man in der DDR Ferienjobs annehmen.

Mein Bruder arbeitete im Kreisbetrieb für Landmaschinentechnik und hatte mir den Ferienjob vermittelt. Ich verrichtete Handlangertätigkeiten wie Löcher in die Wand stemmen und ähnliche Dinge. Einmal sollte ich das Differentialgetriebe eines Lastwagens ausbauen helfen. Man hatte mir aber nicht verraten, dass man dazu erst das Öl ablassen muss. Das ganze Öl landete auf meinem Gesicht und meiner Arbeitskleidung. Wahrscheinlich gehörte das in der Werkstatt zum Initiationsritus. Ich verdiente 1,50 Mark pro Stunde. Was ich mit dem Geld gemacht habe, weiß ich nicht mehr genau. Ich nehme an, dass ich mir damit Bücher im Antiquariat kaufte. 80 Prozent meines Taschengeldes ließ ich damals im Antiquariat. Ich weiß aber noch, dass mir mein Bruder aus Dank für die geleistete Arbeit seine Wrangler-Cordjacke – selten, hellblau, schick – überließ. Ich war selig.

Aufgezeichnet von Cornelia Freiheit

Nils Busch-Petersen (45) wurde in Rostock als Sohn eines Kinderarztes geboren und studierte Jura. Als Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes vertritt er 2000 Unternehmen. Er lebt mit seiner Familie in Pankow.

Nils Busch-Petersen

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