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Wirtschaft: Mercedes hat sich verbremst

680000 Fahrzeuge der S- und E-Klasse müssen in die Werkstatt/Elektronik könnte falsche Signale senden

Berlin - Mercedes-Benz muss schon wieder Autos in die Werkstätten rufen. Nachdem erst vor wenigen Wochen 43000 Fahrzeuge der S-Klasse wegen eines möglichen Fehlers an der Heckdeckelfeder untersucht werden mussten, trifft es jetzt die E- und die S-Klasse, bei denen die elektronische Bremse nicht richtig funktionieren könnte. In Deutschland sind nach Angaben von Mercedes-Sprecher Wolfgang Zanker 225000 Fahrzeuge betroffen, weltweit sind es 680000. Mercedes rechnet für die Rückrufaktion inklusiver möglicher Reparaturen mit einem Aufwand von maximal 25 Millionen Euro, sagte Zanker dem Tagesspiegel. Nach den bisher gemeldeten Beanstandungen von Mercedes-Fahrern geht das Unternehmen davon aus, dass höchstens ein Promille der Autos, die mit dem neuen elektronischen Bremssystem ausgerüstet sind, auch tatsächlich repariert werden muss.

Konkret betrifft es E-Klasse-Modelle, die nach März 2002 hergestellt wurden und S-Klasse-Autos ab Oktober 2001. In diese Fahrzeuge baute Mercedes das neue Bremssystem „Sensotronic Brake Control“ (SBC) ein, nach Aussage des Unternehmens das modernste elektronische Bremsüberwachungssystem, das derzeit auf dem Markt ist. Den möglichen Defekt am System beschreibt Mercedes-Sprecher Zanker folgendermaßen: Wenn die elektronische Überwachung nicht plausible Signale sendet, schaltet das gesamte Bremssystem automatisch von einer elektronischen in eine hydraulische Steuerung um. Das hat wiederum zur Konsequenz, dass der Autofahrer kräftiger und länger auf das Bremspedal treten muss, um die gewohnte Bremswirkung zu erreichen. Trotzdem, und darauf legt Mercedes Wert, funktioniert die Bremse und werde auch weiterhin in die Fahrzeuge der Oberklasse eingebaut.

Zanker zufolge werden in den nächsten Tagen alle Halter der betroffenen Autos angeschrieben und gebeten, eine Werkstatt aufzusuchen. Für die Untersuchung des SBC müssen die Mercedes-Fahrer rund eine Stunde einkalkulieren. Sowohl die Untersuchung als auch gegebenfalls die Auswechselung des Systems zahlt Mercedes. Die letzte große Rückrufaktion betraf vor wenigen Tagen die Fahrer diverser Baujahre des VW Passat und verschiedener Audi-Modelle. Wegen eines eventuell defekten Gelenks an der Vorderachse rief der VW-Konzern 870000 Autos in die Werkstatt, davon 410000 in Deutschland. Vor allem auf Grund des Einsatzes von Elektronik gibt es mehr Pannen. Von 1995 bis 2003 verdreifachten sich die vom Kraftfahrtbundesamt registrierten Rückrufe.

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