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Wirtschaft: Merck-Betriebsrat begrüßt Nein zu Schering

Aufsichtsrat von Schering stimmt Bayer-Angebot zu

Berlin - Die Mitarbeiter des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns Merck haben den Rückzug von Merck aus dem Bietergefecht begrüßt. „Wir sind erleichtert“, sagte Betriebsratschef Flavio Battisti dem Tagesspiegel. Das Angebot sei zwar korrekt gewesen, Merck wäre nach der Übernahme aber zu sehr von den Banken abhängig gewesen. Battisti geht davon aus, dass Merck weiter nach geeigneten Übernahmekandidaten suchen wird. „Ich erwarte, dass wir uns weiterhin umschauen, um unsere ethische Basis zu verstärken.“ Ethische Medikamente sind verschreibungspflichtige Arzneimittel.

Merck hatte sein Übernahmeangebot für Schering am vergangenen Freitag zurückgezogen. Am Abend zuvor hatte der Leverkusener Bayer-Konzern angekündigt, eine eigene, höhere Offerte für den Berliner Pharmakonzern vorzulegen. Bayer bietet 86 Euro pro Aktie, das sind insgesamt 16,3 Milliarden Euro. Der Konzern erwartet nach einer Fusion des eigenen Pharmabereichs mit Schering den Wegfall von 6000 Arbeitsplätzen weltweit. Das wären rund zehn Prozent der Stellen in diesem Bereich. Der Schering-Aufsichtsrat hat der Bayer-Offerte am Montag zugestimmt und sich damit der Vorstands-Meinung angeschlossen.

Es sei fraglich, ob die Schering-Mitarbeiter mit Bayer besser fahren würden als mit Merck, sagte Betriebsrat Battisti. Bayer plane deutlich mehr Stellen abzubauen als die von Merck zuvor genannten 4500. „Außerdem hätten die Kulturen von Merck und Schering sicherlich besser zusammengepasst als die Kulturen von Bayer und Schering“, sagte er.

Der Chef des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer, Werner Wenning, will demnächst mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über den Arbeitsplatzabbau reden. Dies werde Anfang der Woche in einem Telefonat geschehen, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Montag in Berlin. Nach seinen Angaben soll es dabei in erster Linie um den Erhalt der deutschen Standorte sowie um die Zahl der Arbeitsplätze gehen. „Zu gegebener Zeit“ sollen weitere Mitglieder der Bundesregierung einbezogen werden.

Wo die Arbeitsplätze gestrichen werden und wie stark die deutschen Standorte betroffen sind, ist nicht bekannt. Die Betriebsräte von Schering und Bayer waren bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Eine Sprecherin des Großaktionärs Allianz, der 11,4 Prozent der Schering-Aktien hält, wollte die Bayer-Offerte nicht bewerten. Sie verwies nur auf eine frühere Aussage von Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner, wonach Schering eine reine Finanzbeteiligung sei. Die Allianz sei generell bereit, sich von ihrem Paket zu trennen, sagte er.

Maren Peters

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