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Wirtschaft: Messechef Hosch holt Frankfurter Juristen - Fünf neue Messen angekündigt

Der seit einem halben Jahr amtierende Berliner Messechef Raimund Hosch setzt Zeichen: Bis Mitte des Jahres will er die Geschäftsführung straffen, zwei Geschäftsführer scheiden aus. Das Messe- und Kongressgeschäft wird künftig in der Hand des neuen Geschäftsführers Christian Göke liegen.

Der seit einem halben Jahr amtierende Berliner Messechef Raimund Hosch setzt Zeichen: Bis Mitte des Jahres will er die Geschäftsführung straffen, zwei Geschäftsführer scheiden aus. Das Messe- und Kongressgeschäft wird künftig in der Hand des neuen Geschäftsführers Christian Göke liegen. Er soll auch das Internet-Geschäft vorantreiben. Doch das ist nicht alles. Mindestens fünf neue Messen will der neue Messechef in den nächsten Jahren in Berlin etablieren.

Der neue Mann bei der Messe Berlin ist nicht neu im Messegeschäft. Seit 1997 ist der 35 Jahre alte Jurist bei der Messe Frankfurt (Main) für den Geschäftsbereich Kommunikations- und Freizeitveranstaltungen und die Entwicklung des Neugeschäfts zuständig. Zuvor war Göke mehrere Jahre bei der Unternehmensberatung Roland Berger. Die bisherigen Geschäftsführer Jochen Martin und Karl-Joachim Kierey werden "in freundschaftlichem Einvernehmen" ihren Dienst beenden, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe Berlin, Raimund Hosch, dem Tagesspiegel. Sowohl Martin (58), der die Messen betreut, als auch Kierey (59), der für das Kongressgeschäft, Gastveranstaltungen und die Gastronomie zuständig ist, werden dem Unternehmen weiter als Berater zur Verfügung stehen. Kaufmännischer Leiter bleibt weiterhin Christoph Fischer.

Unter dem neuen Geschäftsführer Göke soll das Messe-und Kongressgeschäft stärker gebündelt und der Messeplatz Berlin aktiver vermarktet werden. Vor allem das neue Geschäftsfeld Internet inklusive e-commerce soll ausgebot werden. "Gerade dieses Geschäft dürfen wir uns nicht von anderen wegschnappen lassen", sagte Hosch. Der neue Messeschef drückt aber nicht nur beim Thema "virtuelle Messe" auf das Tempo. Er arbeitet auch mit Nachdruck daran, neue Messen nach Berlin zu bekommen. "In den nächsten drei Jahren wird es mehr als fünf neue Messen in Berlin geben." Genauer will der Messechef nicht werden. Nur soviel: Sie werden aus den Bereichen Telekommunikation, Dienstleistungen und Tourismus stammen. Und spätestens in drei Monaten, so verspricht Hosch, werde er mehr dazu sagen können, wie eine Messe rund um Dienstleistungen und Hotel aussehen könnte.

Eines weiß der Messe-Chef aber schon jetzt ganz genau: Er wird andere mit ins Boot nehmen. "Es werden nicht nur eigene Veranstaltungen, sondern auch Joint Ventures sein." So will Hosch auch die Erfahrung privater internationaler Messeveranstalter auf den asiatischen Märkten oder den USA nutzen, um internationale Messen in Berlin aufzubauen. "Uns fehlen dazu ganz einfach die internationalen Kontakte, warum sollen wir von deren Erfahrung nicht profitieren". Hosch hält aber auch Partnerschaften mit in Deutschland ansässigen privaten Messeveranstaltern für möglich. Besonders dann, wenn sie in anderen Landstrichen Deutschlands Regionalmessen durchgeführt haben, die man hierher "exportieren" könnte.

Die neuen Veranstaltungen müssten nach drei Jahren schwarze Zahlen schreiben. "Wenn die Messen nicht laufen, kill ich sie." Normalerweise wäre es schon ein Erfolg, wenn von fünf neuen Messen zwei überleben würden. Bisher hat der neue Messechef die Messen "aroma" (Küche) abgesetzt, momentan prüft er die Kunstmesse Artforum, die bisher ein Zuschussgeschäft ist.

Flops kann sich Hosch auch deshalb nicht leisten, weil er in den nächsten Monaten den Umbau des Südeingangs in Angriff nehmen will: "Das wird uns 100 bis 110 Millionen Mark kosten", sagt er. Das generelle grüne Licht für den Bau hat er schon, jetzt fehlt "nur noch die Baugenehmigung". Wenn alles gut geht, will er noch dieses Jahr mit dem Bau beginnen und in zwei Jahren abschließen. Auf die Messe kommen auch mit dem Ausbau des Internetgeschäfts Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe zu. Investitionen, die Hosch gerne auch mit privaten Investoren teilen würde. Undenkbar scheint ihm dies heute nicht mehr, nachdem im neu gewählten Aufsichtsrat mehr Industrie-Vertreter sitzen.

Das Internet-Geschäft wird deshalb viel kosten, weil Hosch nicht nur die üblichen Dienstleistungen, wie online buchen oder zahlen, vorschweben. Langfristig will er einen "virtuellen Marktplatz" für die einzelnen Messen aufbauen. "Damit wollen wir auch zwischen den einzelnen Messeterminen immer eine Messeplattform bieten können", sagte Hosch. Als ersten Schritt schwebt ihm ein online-Dienst für die e-home (9. bis 12. November 2000) vor. Die neue Messe rund um den digitalisierten Haushalt eigne sich besonders für die Internet-Nutzung.Aufholen will Hosch auch beim Auslandsgeschäft. Hier will er schon in den nächsten Wochen einen internationalen Partner nennen. Der einzige Weg für die Messe Berlin, um bei den stark wachsenden Märkten im Ausland mit von der Partie zu sein. Von einer Messekooperation, wie sie etwa die Messen München, Hannover und Düsseldorf für Auslandsmessen eingegangen sind, hält Hosch nichts. "Bei mir dürfen die Messen nicht erst nach vielen Jahren positive Renditen erwirtschaften."

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