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Nicht im Schlussverkauf. Der neue Metro-Chef Olaf Koch hat die Gespräche mit Bietern für die Warenhauskette Kaufhof überraschend auf Eis gelegt. Foto: dpa

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Wirtschaft: Metro will Kaufhof behalten

Handelskonzern bricht Verkaufsverhandlungen ab, weil das Kapitalmarkt-Umfeld nicht stimmt.

Berlin - Überraschende Wendung in den Verhandlungen über die Zukunft von Galeria Kaufhof: Metro will die Warenhauskette nun doch nicht verkaufen – jedenfalls jetzt nicht. „Die aktuelle Lage am Kapitalmarkt bietet keine geeigneten Rahmenbedingungen für eine so wichtige Transaktion“, sagte der neue Vorstandschef Olaf Koch, der den Führungsposten bei Metro zum ersten Januar von Eckhard Cordes übernommen hat.

Cordes hatte den Verkauf von Kaufhof vorangetrieben. Zwei ernsthafte Interessenten hatte es zuletzt gegeben: den Eigentümer des Kaufhof-Konkurrenten Karstadt, Nicolas Berggruen, und den österreichischen Immobilieninvestor René Benko. Sein Gebot soll bei rund zwei Milliarden Euro gelegen haben. Beide potenziellen Käufer bekräftigten am Dienstag ihr Interesse: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, sagte ein Sprecher Benkos. Das Angebot stehe weiter, es sei auch nicht abhängig von der Lage an den internationalen Kapitalmärkten. Berggruen wiederum ließ mitteilen: „Wir respektieren die Entscheidung der Metro, den Verkaufsprozess im Moment auszusetzen. Vom Konzept Warenhaus in Deutschland sind wir weiterhin überzeugt.“

Metro-Chef Koch erklärte, an der bisherigen Portfoliostrategie der Metro ändere sich nichts. Im Klartext heißt das: Metro will Kaufhof weiterhin verkaufen. Aber Koch will die Warenhauskette mit 24 500 Mitarbeitern und 140 Filialen lieber erst einmal selbst weiterentwickeln, als sie unter Wert abzugeben. Für einen Verkauf müssten alle Parameter stimmen, nicht nur der Preis, sondern auch die Zukunftsperspektiven für das Unternehmen, die Mitarbeiter und die Lieferanten, sagte ein Sprecher. Bei dem derzeitigen Umfeld auf dem Kapitalmarkt gebe es jedoch keine Aussicht auf eine gesicherte Finanzierung über die Zeit. Dabei sehe sich Metro auch nicht unter Druck, Kaufhof verkaufen zu müssen. In den vergangenen Jahren habe das Unternehmen seine operativen Gewinne steigern können, sagte ein Sprecher.

Das wichtige vierte Quartal mit dem Weihnachtsgeschäft verlief jedoch für den Konzern wenig erfreulich, wie Metro am Dienstag bekannt gab. Der Handelskonzern setzte von Oktober bis Dezember mit 19,5 Milliarden Euro 1,3 Prozent weniger um als im Vorjahresquartal. Leichte Rückgänge musste Metro auch im deutschen Heimatmarkt hinnehmen. Zuwächse verbuchte der Konzern allein in Asien. Bei Kaufhof sanken die Erlöse sogar um 4,6 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Der Umsatz sei in hohem Maße von den Textilverkäufen abhängig, erklärte ein Sprecher. Und die ungünstigen Wetterverhältnisse hätten sich negativ auf den Bekleidungsverkauf ausgewirkt.

Im Gesamtjahr setzte Metro 66,7 Milliarden Euro um – 0,8 Prozent weniger als noch 2010. Seine Gewinnprognose bekräftigte der Konzern jedoch. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern und vor Sonderfaktoren werde leicht unter dem Vorjahresniveau von 2,4 Milliarden Euro liegen, hieß es. Ihre Bilanz will die Metro aber erst am 20. März vorlegen.

An der Börse kam die überraschende Entscheidung, den Verkauf zu stoppen, positiv an: Daher legte die Metro-Aktie trotz des enttäuschend verlaufenen Weihnachtsgeschäfts bis zum Abend um 4,1 Prozent zu und gehörte damit zu den größten Gewinnern im Dax. Metro könne offensichtlich warten, bis sich das Umfeld für einen Verkauf des Kaufhofs wieder verbessert habe und setze nicht auf einen kurzfristigen Verkaufserlös, sondern auf ein „gutes Ergebnis“, erklärten die Analysten der Landesbank LBBW.

Skeptisch äußerte sich der Handelsexperte Thomas Roeb. „Kaufhof hat keine Wachstumsaussichten“ und die Lage der Warenhäuser dürfte sich „in den kommenden Jahren eher verschlechtern als verbessern“, sagte er „Handelsblatt Online“. Für Metro sei Kaufhof daher „ein Klotz am Bein“. Die Gewerkschaft Verdi äußerte sich nicht zum Aussetzen der Verkaufsverhandlungen. Verdi stand den Plänen des Managements kritisch gegenüber, weil die Gewerkschaft den Verlust von Arbeitsplätzen befürchtete.

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