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Wirtschaft: Mexiko

Politisches UmfeldDie seit 67 Jahren regierende Staatspartei Partido Revolucionario Instituticional(PRI) hat bei den letzten Regionalwahlen weitere Bedeutungsverluste hinnehmenmüssen.Anläßlich der für Juli angesetzten Wahlen,bei denen neben sechs Gouverneuren auch der Bürgermeister von Mexiko-Stadtermittelt wird und 500 Mandate für den Kongreß vergeben werden,ist von einer nochmaligen Schwächung der PRI auszugehen.

Politisches Umfeld Die seit 67 Jahren regierende Staatspartei Partido Revolucionario Instituticional(PRI) hat bei den letzten Regionalwahlen weitere Bedeutungsverluste hinnehmenmüssen.Anläßlich der für Juli angesetzten Wahlen,bei denen neben sechs Gouverneuren auch der Bürgermeister von Mexiko-Stadtermittelt wird und 500 Mandate für den Kongreß vergeben werden,ist von einer nochmaligen Schwächung der PRI auszugehen.Sogar derVerlust der Parlamentsmehrheit ist nicht auszuschließen.Die ungünstigenPrognosen haben die PRI bereits dazu veranlaßt, einige mit den Oppositionsparteienvereinbarte Modifikationen der Wahlgesetzgebung im Allein-gang nachträglichabzuändern.Darüber hinaus gewinnen innerparteiliche Streitigkeitenbei der PRI immer mehr an Gewicht, wobei regelmäßig der Verdachtvon Veruntreuungen sowie Verstrickungen in den Drogen-handel eine Rollespielen.Vor diesem Hintergrund traut man Präsident Zedillo keine ein-schneidendenstrukturellen Reformen während seiner Amtszeit mehr zu.Die Umsetzunglau-fender Vorhaben (Privatisierungen und eine Reform der Sozialversicherung)ist zugleich star-ken Verzögerungen unterworfen. Binnenwirtschaft Die gesamtwirtschaftliche Situation ist gegenwärtig durch die Überwindungder Anpassungsrezession (die der Peso-Krise zum Jahreswechsel 1994/95 nachfolgte)bei nachlassendem Preisdruck gekennzeichnet.Nach jüngst veröffentlichtenAngaben nahm das BIP im vergan-genen Jahr um 5,1% zu - im vierten Quartalbelief sich die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresquartalsogar auf 7,6%.Gestützt auf eine restriktive Geld- und Finanzpolitikgelang es, die im Zuge der drastischen Peso-Abwertung losgetretene Preislawinewieder zu stoppen.Die Inflationsrate betrug im Januar noch 26,4%, nachdemsie Ende 1995 den Spitzenwert von 52% erklommen hatte.Bei weiterhin sinkendenReallöhnen (im dritten Quartal lagen die Mo-natsverdienste im VerarbeitendenGewerbe noch um inflationsbereinigte 9,1% unter dem Vorjahres- und 1,2%und dem Vorquartalsniveau) und Produktivitätssteigerungen im VerarbeitendenGewerbe von 5,3% in den ersten drei Quartalen 1996 und 11,7% im drittenQuartal (gegenüber dem jeweiligen Vorjahreszeitraum) kann ein weitererRückgang der Inflationsrate für das laufende Jahr unterstelltwerden.Obwohl die Lohnabschlüsse deutlich hinter den Preisteigerungsratenherhinken, konnte 1996 dennoch ein leichter Anstieg der Binnennachfragebeobachtet werden, der auf Beschäftigungszuwächse zurückzuführenist.Darüber hinaus zeichnet allein der Lageraufbau für rund 2Prozentpukte Wirtschaftswachstum verantwortlich.Demgegenüber sankder Außenbeitrag (als Saldo von Ex- und Importen von Waren und Dienstleistungen)leicht unter das Vorjahresniveau, wenngleich die Ausfuhren für sichgenommen mit 15% nochmals deutlich zulegen konnten.Das zeitgleiche Anziehender Importnachfrage ist aber nicht zuletzt Ausdruck einer jetzt stärkerenInvestitionsdynamik.Insgesamt haben sich die Wachstumsperspektiven deut-lichaufgehellt.Die mit knapp 20% noch recht niedrige Sparquote sowie das durchAbwertungen und Rezession angeschlagene mexikanische Finanzwesen sind jedochstrukturelle Hemmnisse, die das Wachstumspotential des Landes begrenzen. Außenhandel Einem Ausfuhrwachstum in 1996 von 21% stand ein Anstieg der Einfuhren um24% gegenüber.Bei den Aus- und Einfuhrmengen betrug der Abstand zwischenden Wachstumsraten sogar 6 Prozentpunkte.Der Handelsbilanzüberschußsank leicht auf 6,4 Mrd.US-$ (1995: 7,1 Mrd.US-$).Diese Entwicklung beruhtnicht zuletzt auf der fortlaufenden realen Aufwertung des MexikanischenPeso.Gegenwärtig nutzt die Zentralbank starke Peso-Notierungen zurAuf-stockung ihrer Reservebestände, formuliert allerdings kein explizitesWechselkursziel mehr.Trotz dieser jetzt flexibleren Wechselkurspolitikwertete die mexikanische Währung 1996 unter Einrechnung des Inflationsgefälleszu den wichtigsten Handelspartnern wieder um 12% auf.Darüber hinausbegrenzt der geringe Wertschöpfungsanteil bei den Exportgüterndie Möglichkeiten zu Erwirtschaftung höherer Handelsbilanzüberschüsse,auch wenn der Anteil der Konsumgütereinfuhren am Gesamtimport von 12%vor Ausbruch der Peso-Krise auf zuletzt 7% vermindert werden konnte.Eingutes Drittel der Gesamteinfuhr sind Lieferungen an die sogenannten Maquiladoras,die in Grenznähe zu den USA angesiedelten Montage- und Veredelungsbetriebe.Knapp die Hälfte besteht aus Zwischenprodukten des Verarbeitenden Gewerbes,die größtenteils von exportorientierten Unternehmen bezogen werden. Zahlungsbilanz Der niedrigere Außenhandelsüberschuß kommt auch in einemhöheren Leistungsbilanzdefizit zum Ausdruck.Zwischen Januar und Septemberwurde bei den laufenden Transaktionen ein Fehlbetrag in Höhe von 0,2Mrd.US-$ verzeichnet.Für das Gesamtjahr 1996 wurde zuletzt ein Erwartungswertvon 1,4 Mrd.US-$ oder 0,5% des BIP genannt.Da diesem Defizit allein inden ersten neun Monaten 4,7 Mrd.US-$ an Devisenzuflüssen aus Direktinvestitionengegenüberstanden, bereitet die Finanzierung des Leistungsbilanzsaldosderzeit keine Probleme.Darüber hinaus profitierte Mexiko zuletzt vonder Annäherung der Kapitalmarktrenditen für Emerging Markets andie Verzinsung von US-Papieren.Der auffälligste Posten in der Zah-lungsbilanzwar deshalb die Begebung internationaler Anleihen, die Mexiko 1996 bruttoeinen Kapitalzufluß in Höhe von rund 18,6 Mrd.US-$ eintrug undumfangreiche Tilgungszahlungen an öffentliche Gläubiger ermöglichte.Unter anderem wurde im Januar die letzte Tilgungsrate auf die 12,5 Mrd.US-$, die von den USA im Rahmen des Exchange Stabilization Fund bereitgestelltwurden, vorzeitig überwiesen.Darüber hinaus kaufte man auch Brady-Bondszurück um sie durch unbesicherte Papiere zu ersetzen.Die Kapitalzuflüssegestatteten zudem binnen Jahresfrist einen Anstieg der Devisenreserven um2,6 Mrd.US-$ auf 19,4 Mrd.US-$.Die Importdeckungsquote bleibt mit zweiabgesicherten Monatsimporten allerdings niedrig. Verschuldung Die Bruttoauslandsverschuldung war 1996 auch nominal rückläufig.Der Schuldenstand sank um 3,6 Mrd.US-$ auf 170,5 Mrd.US-$.Dies waren153% der Exporteinnahmen aus dem Verkauf von Waren und Dienstleistungenund 59% des BIP.Die Fälligkeitsstruktur der Verbindlichkeiten läßtfür 1997 einen deutlich niedrigeren Schuldendienstkoeffizienten alsim Vorjahr erwarten.In den Folgejahren dürfte er aber wieder ansteigen,sofern man die augenblicklich günstige Situation nicht zu weiterenvorzeitigen Tilgungen nutzt. Kennzahlen zur Länderbeurteilung : MEXIKO Einwohnerzahl: 92,3 Mio. 1994 1995 1996* 1997** 1. Handelsbilanzsaldo (Mio.US-$) -18467 7089 6417 2590 2. Warenexport in % des Warenimports 76,7 109,8 107,2 102,5 3. Exportwachstum auf Dollarbasis (%) 17,3 30,7 20,6 12,6 4. Ölausfuhr in % des Gesamtexports 12,2 10,6 .. .. 5. Leistungsbilanzsaldo (Mio.US-$) -29418 -654 -1436 -5200 6. Leistungsbilanzsaldo in % des Bruttoinlandsprodukts (nominal) -7,9 -0,3 -0,5 -1,7 7. Direktinvestitionen des Auslands (Mio.US-$, netto) 10972 6963 6400 8000 8. Auslandsverschuldung (Mio.US-$) 162425 174081 170493 172342 a) in % eines Jahresexports 1) 217,9 186,1 153,3 139,3 b) in % des Bruttoinlandsprodukts 43,8 69,7 59,2 55,1 9. Schuldendienstkoeffizient (%) 1) 29,1 24,2 31,9 23,6 davon Zinsendienstkoeffizient (%) 1) 15,8 14,3 12,1 11,0 10. Verschuldung gegenüber ausländischen Banken (Mio.US-$) 76833 73377 71316 .. davon mit Restlaufzeit bis zu einem Jahr (%) 51,3 45,4 47,7 .. davon mit Restlaufzeit bis zu zwei Jahren (%) 54,6 51,3 54,0 .. 11. Guthaben bei ausländischen Banken (Mio.US-$) 25876 33525 35921 .. 12. Währungsreserven (Mio.US-$), ohne Gold 6278 16847 19433 20900 13. Währungsreserven in Monatsimporten (Monate) 1) 0,7 2,1 2,0 1,9 14. Reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (%) 3,5 -6,9 5,1 4,5 15. Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (US-$, nominal) 3989 2762 3119 3324 16. Inflationsrate (%) 7,0 35,0 34,4 19,4 17. Finanzierungssaldo des Staatshaushalts in % des Bruttoinlandsprodukts -3,8 0,5 0,0 -1,0 18. Investitionen in % des Bruttoinlandsprodukts 23,5 19,4 22,0 22,5 1) Waren, Dienstleistungen. * geschätzt; ** Prognose ..Zahlen nicht verfügbar Erfreulich ist, daß der Anteil kurzfristiger Verbindlichkeitenan der Gesamtverschuldung in-zwischen deutlich zurückgegangen ist.Während er sich zum Jahresende 1994 auf 37% belief, lag er Ende vergangenenJahres nur noch bei 23%.Noch sind die Verbindlichkeiten mit Lauf-zeitenbis zu einem Jahr aber mehr als doppelt so groß wie die mexikanischenReservebestände.Hinzu kommt, daß die Phase, in der sich ausländischeAnleger bei Kurzläufern zurückgehalten haben, im laufenden Jahrwohl ihr Ende finden dürfte und das attraktive Zinsniveau im Zusammenhangmit dem stabilisierten Wechselkurs neue Interessenten anziehen dürfte.Eine erneute Verschlechterung der Fristenstruktur wäre also nicht überraschend.Im Frühwarnsystem des Bereichs Volkswirtschaft erzielt Mexiko mittlerweilestark verbesserte Werte.Selbst unter der Annahme, daß im laufendenJahr per Saldo wieder kurzfristiges Kapital ins Land fließt, wirdnur noch ein knapp über der kritischen Schwelle liegendes Gesamtergebnisausgewiesen.Damit kann die Anfälligkeit gegenüber Währungskrisenderzeit als moderat bezeichnet werden.

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