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Wirtschaft: Microsoft engagiert Berliner Ex-Senator Wolfgang Branoner soll dem Softwarekonzern das Geschäft mit Behörden sichern – Sorge vor Linux

Berlin (msh). Microsoft Deutschland hat sein Topmanagement umgebaut und will das Geschäft mit öffentlichen Kunden stärken.

Berlin (msh). Microsoft Deutschland hat sein Topmanagement umgebaut und will das Geschäft mit öffentlichen Kunden stärken. Dazu wurden zwei neue Positionen geschaffen: Der ehemalige Berliner CDUWirtschaftssenator Wolfgang Branoner wird künftig für das Geschäft mit Behörden, Ministerien und anderen Institutionen zuständig sein. Neu ist auch die Stelle von Dorothee Belz geschaffen worden. Belz soll sich künftig um Rechtsfragen kümmern. Mit den personellen Veränderungen ist auch ein organisatorischer Umbau verbunden.

Am späten Donnerstagabend hatte der weltweit größte Software-Konzern erneut gute Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt. Microsoft steigerte seinen Gewinn um 28 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar und den Umsatz um elf Prozent auf 8,07 Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahresquartal. Microsoft verfügt derzeit über einen Bargeldbestand von 49 Milliarden Dollar. Grundlage für Microsofts Erfolg sind noch immer das PC-Betriebssystem Windows und die Büroanwendungen wie Word oder Excel, bei denen der Konzern fast ein Monopol besitzt.

Microsoft fürchtet aber den wachsenden Erfolg der freien Software Linux. In den vergangenen Monaten hatten insbesondere Kunden aus dem öffentlichen Sektor ihre Software auf Linux umgestellt, um Kosten zu sparen und mehr Unabhängigkeit von Microsoft zu erlangen. Zuletzt hatte der Konzern eine schwere Niederlage erlitten, als die Stadt München rund 14 000 städtische Computer auf Linux umstellte. Wolfgang Branoner soll künftig den Kontakt zu den öffentlichen Auftraggebern pflegen. Über entsprechende Erfahrungen und Kontakte dürfte der gelernte Verwaltungswissenschaftler verfügen. Von 1998 bis 2001 war er in Berlin Senator für Wirtschaft und Technologie.

Im Rahmen einer weltweiten Neuorganisation wird Microsoft das Großkundengeschäft nach Industriesegmenten aufgliedern. Dazu gehören die Bereiche Finanzdienstleister, Öffentlicher Sektor, Medien, Handel und Hersteller. Besonderes Augenmerk richtet Microsoft künftig auf kleinere Firmenkunden und hat sich dafür mit der Übernahme der Software-Häuser Greatplains und Navision verstärkt. Der Konzern erhöhte sein Marketing-Budget im vergangenen Quartal von 1,5 Milliarden auf 2,1 Milliarden Dollar, um den Mittelstand besser anzusprechen.

In Deutschland ist die Integration von Navision noch in vollem Gange. Branchenkreise berichten, dass es dabei auch zu Unmut in der Belegschaft gekommen sein soll. „Die Kulturen von Navision und Microsoft sind sehr unterschiedlich, da sind Spannungen unausweichlich“, heißt es. Ein Microsoft-Sprecher sagte, dass derzeit sehr viele Stellen neu besetzt werden. Zu Entlassungen sei es aber nicht gekommen. Im Gegenteil: Die Mitarbeiterzahl von Microsoft Deutschland ist im vergangenen Jahr um 100 Personen gestiegen.

Mit der Konzentration auf Geschäftskunden treibt Microsoft seine Strategie voran, in neuen Geschäftsbereichen Fuß zu fassen. Dazu gehören die Unterhaltungselektronik (Spielkonsole X-Box), das Internetportal MSN und professionelle Anwendungen für Geschäftskunden. Zwar konnten diese Sparten im vergangenen Quartal ihren Umsatz steigern, doch sind sie noch weit davon entfernt, profitabel zu arbeiten.

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