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Wirtschaft: Microsoft macht mobil

Der Softwarekonzern investiert seine üppigen Gewinne in neuen Märkten

Der größte Softwarekonzern der Welt ist noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Eine Zeit lang sah es so aus, als ob Microsoft von den amerikanischen Kartellbehörden wegen seines Fast-Monopols bei Betriebssystemen für PCs in seine Einzelteile zerlegt werden könnte. Inzwischen ist diese Gefahr weitgehend gebannt und Microsoft kann sich weiter über seine sprudelnden Gewinne aus dem Geschäft mit Windows-Betriebssystemen und Büroanwendungen wie Word oder Excel freuen.

Die Welt der Computer ist Microsoft-Gründer und Chefstratege Bill Gates aber längst zu klein geworden. Das Ziel heißt Expansion. Gates will seine Software auf jedem erdenklichen Gerät sehen, dass von den Verbrauchern genutzt wird: seien es Mobiltelefone, Organizer oder Spielkonsolen. Neuestes Ziel sind die neuen Multimedia-Handys mit farbigen Bildschirmen, die Microsoft mit einer eigenen Software bestücken will. Ähnlich erfolgreich wie bei den Organizern will Microsoft diesen Markt aufrollen.

Da kommt dem Konzern die Cebit Recht, um seine neuen Produkte zu präsentieren. Auf dem unverändert 3000 Quadratmeter großen Stand wird zum Beispiel die neueste Version der Bürosoftware „Office 11“ präsentiert. Ein besonderer Coup ist Microsoft mit den Tablet PCs geglückt. Bei dieser neuen Laptop-Geräteklasse, die zur diesjährigen Cebit durchstartet, kann direkt auf dem Bildschirm geschrieben werden. Microsoft hat dafür eine spezielle Schrifterkennungs-Software entwickelt, die erheblich effektiver ist als bei den kleinen Organizern. Die Tablet PCs sind in der Lage, ganze Sätze auf einmal zu analysieren und in das Computersystem zu übersetzen – und das mit einer erstaunlichen Treffergenauigkeit. Interessant daran ist jedoch nicht allein die Technik, sondern auch das Geschäftsmodell. Denn Microsoft hat es geschickt verstanden, dem gesamten Gerätetyp den Windows-Stempel aufzudrücken, ohne dass der Softwarekonzern dafür auch nur ein einziges Gerät herstellen muss.

Die Hardware stammt vielmehr von verschiedenen Computer-Herstellern von Acer bis zu Siemens-Fujitsu. Während die Hardware-Produzenten sich nun im ganz normalen Wettbewerb messen lassen müssen, verdient Microsoft in jedem Fall. Denn nur mit der speziellen Betriebssystem-Erweiterung von Windows XP wird aus den Geräten ein echter Tablet PC. Durch seinen mehrjährigen Entwicklungsvorlauf sowie durch die besseren Möglichkeiten, die neuen Funktionen in Windows integrieren zu können, hat Microsoft gegenüber anderen Software-Herstellern dabei einen fast uneinholbaren Wettbewerbsvorsprung, der dem Unternehmen zumindest auf dieser Hardware-Plattform eine weitere Quasi-Monopolstellung garantiert.

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