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Wirtschaft: Microsoft schlägt Google

Softwarekonzern steigt für 240 Millionen Dollar bei der Internetgemeinschaft Facebook ein

Berlin - Im Kampf um die Werbemilliarden im Internet hat Microsoft gegenüber Google einen Punkt gemacht. Der Softwarekonzern übernimmt für 240 Millionen Dollar (168 Millionen Euro) einen Anteil von 1,6 Prozent an der beliebten Internetgemeinschaft Facebook. Insgesamt wird Facebook so mit 15 Milliarden Dollar bewertet. Auch Konkurrent Google soll an einem Einstieg interessiert gewesen sein. Das im Februar 2004 gegründete Unternehmen hat inzwischen fast 50 Millionen Nutzer weltweit. Neben der Anteilsübernahme vereinbarten Microsoft und Facebook eine Erweiterung ihrer Werbepartnerschaft.

Noch geht es bei den Werbeeinnahmen von Facebook jedoch keineswegs um Milliarden. Derzeit macht das Unternehmen des 23- jährigen Mark Zuckerberg im kalifornischen Palo Alto mit 300 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp 150 Millionen Dollar. Auch ist Facebook immer noch kleiner als das soziale Netzwerk MySpace, das der Medienkonzern News Corp von Rupert Murdoch 2005 für 580 Millionen Dollar kaufte. Doch Facebook wächst wesentlich schneller als MySpace: Seit Januar kommen täglich im Schnitt 200 000 Nutzer hinzu.

Zuckerberg gründete Facebook im Wohnheim der Harvard University, wo er studierte. Anfangs war Facebook nur so etwas wie ein elektronisches Jahrbuch für Harvard-Studenten, bevor es sich für andere Universitäten öffnete und heute jedermann zugänglich ist. Die Mitglieder sind vorwiegend Studenten und junge Berufstätige. Sie nutzen das Netzwerk, um sich zu präsentieren, Freunde zu finden, zu kommunizieren und zu spielen. Softwareentwickler bauen an immer neuen Anwendungen. Facebook könnte sich dann für die Mitglieder zur zentralen Anlaufstelle im Netz entwickeln, eine Community, wo man alles erledigen kann: von der Kommunikation bis zum Einkauf.

In Deutschland hat Facebook nach Angaben der Marktbeobachter von Nielsen Online weniger als 200 000 Nutzer. Hier zu Lande ist Google spitze, mit 28,4 Millionen Nutzern im September. Das deutsche Facebook-Pendant StudiVZ kam vergangenen Monat auf 2,6 Millionen Nutzer, ebenso wie MySpace. Die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern zählte dagegen die einzelnen Seitenaufrufe. Hier hatte StudiVZ, das wie der Tagesspiegel zur Holtzbrinck-Gruppe gehört, im September mit knapp 3,7 Milliarden mit Abstand die meisten Klicks auf seinen Seiten.

Was für ein wirtschaftliches Potenzial die Internetfirmen in den sozialen Netzwerken sehen, zeigt sich darin, dass Yahoo bereits vor einem Jahr angeblich eine Milliarde Dollar für Facebook zahlen wollte. Gründer Zuckerberg lehnte ab, meinte, sein Unternehmen sei deutlich mehr wert. Ob die enorme Bewertungssteigerung, die das Unternehmen in den vergangenen Monaten erlebt hat, gerechtfertigt ist, bezweifelt etwa Philipp Bohn von Berlecon Research. „Das Geschäftsmodell, das eine Bewertung von 15 Milliarden Dollar rechtfertigen soll, ist nicht klar“, sagt der Analyst. Mehr Geld könne das Unternehmen nur durch mehr Werbung verdienen. „Doch das schränkt die Attraktivität für den Nutzer stark ein“, sagt Bohn. „Werbung wird schnell lästig.“ Auf Seiten, wo sehr persönlich kommuniziert werde, ganz besonders.

Da die Nutzer der Gemeinschaften bei ihrer Anmeldung persönliche Angaben zu Lebensumständen und Vorlieben machen, hofft die Werbeindustrie mit weniger aber dafür gezielter Werbung eine größere Wirkung zu erreichen. Auch hier ist Bohn skeptisch: „Das kann erhebliche Probleme mit dem Datenschutz geben.“ Eine andere Einnahmemöglichkeit wären Mitgliedsbeiträge, doch die lassen sich gerade bei jungen Leuten nur schwer durchsetzen. „Möglichkeiten für zusätzliche Einnahmen sehe ich nur in Anwendungen, die dem Nutzer einen Mehrwert bringen, etwa wenn man Facebook auch auf dem Handy nutzen kann“, sagt Bohn. Eine entsprechende Plattform für Software- Entwickler hat Facebook gerade eingerichtet. Und Facebook für den Taschencomputer Blackberry gibt es seit gestern.

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