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Im September startet Citroën „Multicity“, das erste rein elektrische Carsharing in Deutschland.

© Citroën

Mietsysteme: E-Autos sind in Berlin kaum zu kriegen

Stromausfall in Berlin: Wer in der Hauptstadt der Elektromobilität unkompliziert ein E-Auto mieten will, der muss lange suchen.

Berlin - Das Wachstum wirkt dynamisch: plus 33 Prozent. Doch die absolute Zahl der Elektroautos, die im ersten Halbjahr in Deutschland neu zugelassenen wurden, fällt nicht ins Gewicht: knapp 1600. Im gleichen Zeitraum wurden nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes fast 1,9 Millionen neue Benziner oder Dieselfahrzeuge angemeldet. Der Vergleich zeigt, dass batteriebetriebene Fahrzeuge trotz des großen öffentlichen Interesses eine Randerscheinung im Straßenverkehr bleiben. Dabei verhalten sich die Verbraucher paradox: In Umfragen bekundet eine Mehrheit Neugier auf die innovativen Fahrzeuge – nur kaufen mag die teuren Mobile kaum jemand.

„Bevor Sie ein Elektroauto kaufen, probieren Sie es aus“, empfiehlt deshalb der ökologische Verkehrsclub VCD. Doch so einfach ist das nicht. Selbst in Berlin, der selbsternannten Hauptstadt der Elektromobilität, muss man einige Mühe aufbringen, um zum Beispiel bei Carsharing-Anbietern an ein E-Auto zu kommen.

Die beiden herstellerbasierten Carsharer Drive-Now (BMW) und Car-2-Go (Daimler/Smart) haben aktuell gar keine Elektroautos in ihren Berliner Flotten – planen aber Großes. Car-2-Go will im kommenden Jahr 300 Elektro-Smarts in Berlin rollen lassen, 1000 konventionelle Autos werden bereits vermietet. „Zu Testzwecken“ würden schon in den kommenden Monaten einige wenige Fahrzeuge an der Spree zur stationsungebundenen Miete angeboten, kündigt ein Sprecher an. Anderswo ist man schneller: Insgesamt rund 600 E-Smarts hat Car-2-Go unter anderem in Ulm, Stuttgart, Amsterdam und San Diego auf der Straße.

BMW ist zögerlich

Der Wettbewerber Drive-Now ist in Berlin noch zurückhaltender, obwohl das Gemeinschaftsunternehmen von BMW und Sixt gerade sein Carsharing in San Francisco mit 70 Elektrofahrzeugen gestartet hat. „Höchstwahrscheinlich im kommenden März/April“ werde man „zehn bis 15“ Elektromodelle in die Berliner Flotte (500 konventionelle Autos) aufnehmen, sagt ein Sprecher. „Wenn es etwas wärmer wird.“ Bei winterlichen Minustemperaturen macht die empfindliche Batterie von E-Autos schneller schlapp, auch weil die Heizung Energie verbraucht.

Es ist allerdings nicht das Wetter, das die Hersteller abschreckt. „Die Ausstattung mit öffentlichen Ladesäulen ist in Berlin nicht optimal“, sagt ein Drive-Now- Sprecher. Die Infrastruktur müsse stimmen, bevor man mit einigen Dutzend oder gar mehreren 100 Elektroautos an den Start gehe. Tatsächlich schmückt sich Berlin zwar mit dem dichtesten Netz an Ladesäulen. Von den 500 Stationen sind aber nur 220 öffentlich, der Rest verteilt sich auf private und gewerbliche Anschlüsse für einen geschlossenen Nutzerkreis. „Das ist noch sehr ausbaufähig“, räumt ein Sprecher der Agentur für Elektromobilität ein. Städte wie Amsterdam oder Paris seien deutlich weiter als die Bundeshauptstadt. Um das zu ändern, hat das Land Berlin gerade den Aufbau und Betrieb einer öffentlichen Ladesäulen-Infrastruktur im Stadtgebiet europaweit ausgeschrieben. Das ambitionierte Ziel: Bis 2020 sollen 1400 öffentliche und 2300 private Ladepunkte zur Verfügung stehen.

Die Bahn fährt voraus

Am weitesten bei der Elektrifizierung ihrer Carsharing-Flotte ist die Deutsche Bahn. 50 der 205 Berliner Flinkster-Fahrzeuge sind elektrisch. Das Angebot soll im Rahmen des öffentlich geförderten Projekts „BeMobility 2.0“ ausgebaut werden. „Carsharing von Elektrofahrzeugen kommt bei den Kunden gut an“, sagt eine Sprecherin. Nach der Preissenkung für „e-Flinkster“ – Elektroautos kosten nun das gleiche wie die Verbrenner der gleichen Fahrzeugklasse – seien die Buchungszahlen gestiegen.

Flankiert wird das Bahn-Angebot in Kürze vom bislang größten Versuch, in Berlin Elektroautos im Carsharing einzusetzen. Am 5. September startet offiziell der französische Autohersteller Citroën „Multicity – das erste rein elektrische Carsharing-Programm in Deutschland“. Insgesamt 100 Citroën C-Zero-Kleinwagen stehen Firmen- und Privatkunden dann zur Verfügung. Die Franzosen drehen mächtig auf: 500 Elektroautos sollen es in Zukunft in Berlin werden.

Wo man in Berlin Elektroautos mieten kann

Wer in Berlin spontan ein Elektroauto mieten will, wird am ehesten bei der Bahn fündig. Wählen können Kunden (www.flinkster.de) zwischen zwei Tarifmodellen – mit oder ohne monatliche Gebühr (zehn Euro). Bahncard-Besitzer sparen in beiden Tarifen 50 Euro. Der Tagespreis z. B. für einen Mini-E liegt bei 21 Euro, pro Kilometer fällt eine Stromverbrauchspauschale von 26 Cent an. Bereits registrieren kann man sich – auch bei Flinkster – für das Citroën-Elektro-Carsharing, das am 5. September startet (www.multicity-carsharing.de). Neben der Bahn und Citroën bietet auch Peugeot (www.mu.peugeot.de) den elektrischen Kleinwagen iOn (baugleich zum Citroën C-Zero) zur Miete an. Ein Tag kostet 44 Euro, ein Wochenende 115 Euro. Das Unternehmen Seg-2-Go vermietet in Berlin seit Anfang Juli auch das elektrische Renault-Mobil Twizy (www.twizy2go.de). Eine Stunde mit dem futuristischen Fahrzeug kostet 29 Euro, ein ganzer Tag 99 Euro – inklusive Vollkasko und Ladestrom. Am Berliner Standort der Kette „Lautlos durch Deutschland“ (030/88766234) kann man mehrere E-Autos kleinerer Anbieter mieten. Zum Beispiel das Modell Mia für 30 Euro pro Stunde und 120 Euro pro Tag.

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