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Wirtschaft: Migranten schaffen eine Million Jobs

Studie: Zahl der Selbstständigen ausländischer Herkunft ist deutlich gestiegen – quer durch alle Branchen

Berlin – Unternehmer, die aus dem Ausland stammen, haben in den vergangenen Jahren in Deutschland eine Million Arbeitsplätze geschaffen. Die Zahl der Selbstständigen mit Migrationshintergrund ist seit 1991 um mehr als 60 Prozent auf 290 000 gestiegen. Bei den Türken hat sich die Zahl sogar verdoppelt. Das geht aus einer aktuellen Studie zur Bedeutung der „ethnischen Ökonomie“ in Deutschland hervor, welche die Universität Mannheim im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erstellt hat.

Die ökonomische Bedeutung der Migranten werde in Deutschland immer noch unterschätzt, sagte der Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, Rezzo Schlauch (Grüne). „Waren es vor einigen Jahren noch der Kebab-Imbiss, die Änderungsschneiderei oder die Taverne, die das Bild bestimmten, sind Migranten heute in nahezu allen Branchen tätig.“ Auch wenn der Großteil immer noch in der Gastronomie oder im Handel arbeitet, nimmt die Zahl derjenigen zu, die etwa als Steuerberater oder Kreditvermittler ihre Landsleute beraten. Vor allem in Großstädten wie Berlin sind sie aktiv. Im Jahr 2004 existierten schätzungsweise 5800 kleine und mittelständische Betriebe türkischer Herkunft in Berlin, die laut IHK einen Jahresumsatz von etwa 3,5 Milliarden Euro erwirtschaften.

Ausländer haben häufiger den Mut zur Unternehmensgründung als Deutsche. Auf 10 000 Erwerbspersonen kommen 182 ausländische und nur 122 deutsche Gründer. Die Kehrseite der Medaille: Es werden auch mehr Betriebe wieder geschlossen. Motiviert werden die Gründer laut der Studie in erster Linie durch den Wunsch, mehr verdienen und eigene Ideen umsetzen zu können. Etwa ein Fünftel der befragten Türken gibt außerdem an, dass die Selbstständigkeit Alternative zur Arbeitslosigkeit ist. Für ihren Betrieb sind ausländische Unternehmer bereit, mehr Einsatz zu zeigen. Ihre Wochenarbeitszeit liegt im Schnitt bis zu sechs Stunden über derjenigen von Deutschen, die rund 50 Stunden beträgt.

Bei der Ausbildung hinken ausländische Betriebe dagegen immer noch hinterher. Am besten schneiden noch die türkischen Betriebe ab, von denen 15 Prozent ausbilden. Bei deutschen Unternehmen liegt der Anteil bei 30 Prozent.

Jeder vierte bis fünfte ausländische Selbstständige erhält finanzielle Unterstützung aus dem familiären Umfeld. Staatliche Fördermittel erhalten dagegen deutsche Existenzgründer dreimal so häufig. Banken sind eher zurückhaltend, gründungswilligen Migranten Kredite zu gewähren. „Es gibt ein riesiges Problem bei der Gewährung von Kleinstkrediten“, sagt Ahmet Ersöz von der deutsch-türkischen Unternehmervereinigung Berlin-Brandenburg.

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