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Wirtschaft: Milder Winter macht das Tanken billiger

Niedriger Ölpreis gleicht höhere Mehrwertsteuer aus / Experten erwarten weiter sinkende Preise

Berlin - Die starke Anhebung der Steuern auf Treibstoff zum Jahreswechsel ist durch den Preisverfall beim Öl weitgehend wettgemacht worden. Benzin und Diesel kosten nach Angaben aus der Branche nur noch ein bis zwei Cent mehr als am 31. Dezember. Die Tendenz sei weiter fallend, sagte Rainer Wiek vom Branchenfachdienst EID dem Tagesspiegel am Dienstag, „auch wenn es zwischenzeitlich zu Preiserhöhungen kommen kann“.

Vor Silvester hatten viele Autofahrer noch einmal vollgetankt, weil die höhere Mehrwertsteuer und die Beimischungspflicht von Biosprit Treibstoff am 1. Januar auf einen Schlag um fünf bis sieben Cent je Liter verteuerten. Der Dezemberabsatz lag bei Benzin und Diesel um sieben Prozent über dem des Vorjahresmonats, wie der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) am Dienstag mitteilte. Beim Diesel lag das Plus sogar bei 13,5 Prozent. Deshalb geht der MWV davon aus, dass der Absatz Anfang Januar zunächst schwächer ausfiel.

Der Automobilclub ADAC hat zwar in der Nacht zu Dienstag wieder eine leichte Anhebung bei den Tankstellenpreisen festgestellt. Anlass für Kritik sieht der ADAC dadurch aber nicht. „Die Preise sind momentan im Lot. Weder nach oben noch nach unten gibt es viel zu meckern“, sagte Andreas Hölzel, Verkehrsexperte des Clubs. Die Steuerlast sei nun mal sehr hoch. Am Dienstagmorgen war Super in Berlin mit rund 1,24 Euro im Schnitt an Markentankstellen im Vergleich mit 19 anderen großen deutschen Städten am billigsten. Beim Diesel ist Berlin im unteren Mittelfeld – allerdings nur 0,2 Cent von der günstigsten Stadt München (1,087 Euro) entfernt.

EID-Experte Wiek schätzt: „Der Markt sieht weiter recht schwach aus. Es bleibt günstig für den Autofahrer.“ Seit Anfang des Jahres seien die Preise für Benzin und Diesel in Rotterdam stark gefallen. Und das wirke sich auch auf die Tankstellenpreise aus. Eine Tonne Super kostete am 2. Januar, dem ersten Handelstag dieses Jahres, im Einkauf 545 Dollar und derzeit etwa 470 Dollar. Beim Diesel ging es von 540 auf 496 Dollar runter.

Auch beim Rohstoff Erdöl gibt es weiter einen Preisverfall. US-Leichtöl notierte zuletzt bei gut 52 Dollar je Barrel (159 Liter), etwa 1,6 Prozent niedriger als am Vortag. Anfang des Jahres lag die Notierung noch bei etwa 61 Dollar – und im vergangenen Sommer bei 78 Dollar.

„Es gibt ausreichend Rohöl – und es ist nichts zu sehen, was den Markt beunruhigen könnte“, sagte MWV-Sprecherin Barbara Meyer-Bukow. Im vergangenen Jahr sorgten zunächst die Ölförderländer Venezuela und Nigeria für Unsicherheit, später der Atomstreit mit dem Iran. Derzeit debattiere die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) darüber, ob es nicht eine weitere Förderkürzung geben müsse, um den Preisverfall zu stoppen. „Aber es herrscht Skepsis, ob die Opec die Pläne tatsächlich umsetzt“, sagte Meyer-Bukow.

Saudi-Arabien, das mächtigste Opec-Mitglied, meldete sich auch zu Wort. Ölminister Ali al-Naimi sagte, er sehe keinen Grund für ein Krisentreffen des Kartells. Zuvor hatten sich Vertreter Venezuelas besorgt gezeigt

Zum Preisverfall wesentlich beigetragen hat – neben der guten Angebotslage – der milde Winter. Dadurch ist die Nachfrage nach Heizöl schwach. Davon profitieren die Fahrer von Dieselfahrzeugen, denn der Treibstoff gehört zur gleichen Produktgruppe wie Heizöl. Beim Benzin ist die Nachfrage ohnehin im Winter traditionell schwächer. All das führt zu vergleichsweise hohen Lagerbeständen in den Industriestaaten, den größten Ölverbrauchern. Dadurch werden Engpässe unwahrscheinlich – und Ölkontrakte für Spekulanten unattraktiver.

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