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Wirtschaft: Militär-Airbus bleibt ein europäisches Flugzeug MTU und Rolls-Royce bekommen Auftrag für A400M-Triebwerke

Berlin ( dr/hwi). Aufatmen bei Europrop International (EPI), dem Triebwerkskonsortium, dem die deutsche MTU, RollsRoyce die spanische ITP und der staatliche französische Konzern Snecma angehören.

Berlin ( dr/hwi). Aufatmen bei Europrop International (EPI), dem Triebwerkskonsortium, dem die deutsche MTU, RollsRoyce die spanische ITP und der staatliche französische Konzern Snecma angehören. In letzter Minute ist es EPI doch noch gelungen, den Auftrag für die Triebwerke des Militärairbus A400M zu bekommen. Das Auftragsvolumen für die mehr als 750 Triebwerke für insgesamt 180 vierstrahlige Militärflugzeuge wird auf rund zwei Milliarden Euro geschätzt. Nun muss noch der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages den Bau des Militär-Airbus beschließen.

Viermal soll EPI nachgebessert haben, um sich gegen die Konkurrenz von Pratt&Whitney durchzusetzen. MTU-Sprecher Odilo Mühling nennt keine Zahlen, räumt aber ein, dass man schließlich mit einem Gesamtpaket für den Antrieb erfolgreich gewesen sei. Das Angebot bezieht sich auf die kommenden 30 bis 40 Jahre und umfasst neben den Triebwerken auch Zusatzleistungen der Industrie. Zum Beispiel die Bereitstellung von Prüfeinrichtungen und von Hydraulik-Versuchen. Im Übrigen seien mehrere Angebote für Aufträge auf einem so hart umkämpften Markt durchaus üblich. Zu Forderungen aus der Politik äußert sich Mühling nicht. Die Aufforderung, verbesserte Angebote vorzulegen, sei jedenfalls immer vom Luft- und Raumfahrtkonzern EADS, der zu 60 Prozent an dem Airbus-Projekt beteiligt ist, und nie von Seiten der Politiker gekommen.

Einen politischen Einfluss weist auch Christian Poppe, Sprecher von EADS, zurück. „Den Vertrag kann jeder Betriebswirt oder Controller unterschreiben. Wir sind überzeugt, dass wir mit diesem Triebwerk die beste Lösung gefunden haben.“

Doch der Einfluss der Politik lässt sich an den Äußerungen von Airbus-Chef Noël Forgeard ablesen. Sprach dieser vor einer Woche noch von Pratt&Whitney als eindeutigem Sieger, entdeckte er wenig später die „politische Dimension“. Dem Vernehmen nach soll Frankreichs Staatspräsident Jaques Chirac am Rande des Verteidigungsgipfels Ende April in Brüssel („Pralinengipfel“) bei Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vorstellig geworden sein, um einen europäischen Militärtransporter mit amerikanischem Triebwerk zu verhindern.

Erleichterung in Brandenburg

Die Motoren- und Turbinen-Union im brandenburgischen Ludwigsfelde wird die mehr als 7500 PS starken Triebwerke vom Jahr 2005 an montieren. „Damit werden nicht nur die rund 600 bestehenden Arbeitsplätze bei MTU gesichert, sondern noch weitere 150 bis 200 geschaffen“, sagt Unternehmenssprecher Stefan Meyer. Bis 2010 sollen wegen der Auftragsvergabe an den Standort südlich von Berlin rund 1000 Menschen beschäftigt werden.

Auch Rolls-Royce in Dahlewitz profitiert von der Entscheidung für das Triebwerk der EPI. „Wir sind sehr froh, dass dieses europäische Triebwerk produziert wird. Damit können wir die etwa 1000 Arbeitsplätze in Dahlewitz sichern“, so Firmensprecher Norbert Burgner. „Rolls-Royce wird wichtige Einzelteile produzieren – welches Produktionspaket wir aber am Ende bekommen, steht noch offen.“

Auf der politischen Ebene zeigte man sich erleichtert. Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) sprach von einem „kräftigen Schub“ für die Luftfahrtindustrie in Brandenburg. Junghanns: „Neben den Arbeitsplätzen in den Triebwerkshallen rechnen wir mit weiteren neuen Stellen in der Zulieferindustrie.“ Ähnlich äußerte man sich bei der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB). Freude auch im Rathaus von Ludwigsfelde: „Für den Standort Ludwigsfelde hätte es nicht besser kommen können“, sagt der städtische Wirtschaftsförderer Wilfried Thielicke. Die Arbeitslosenquote liegt in Ludwigsfelde bei 13 Prozent – und damit schon heute deutlich unter dem Landesdurchschnitt von mehr als 19 Prozent.

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