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Ist ganz gut gelaufen: Allianz-Chef Michael Diekmann kann zufrieden sein.

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Update

Milliardengewinn: Die Allianz trotzt Niedrigzinsen und Naturkatastrophen

Flut, Hagel, Sturm, Zinsflaute: Die Allianz hat alle Widrigkeiten des Jahres 2013 weggesteckt und sechs Milliarden Euro verdient. Die Dividende soll steigen, dennoch stürzt der Aktienkurs ab.

Eigentlich hätte es für die Allianz ein schwarzes Jahr werden müssen. Weite Teile Deutschlands versanken erst in den Fluten und wurden später von Hagel heimgesucht, die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) machte das Geldverdienen an den Kapitalmärkten schwer, und in den USA kehrten Anleger scharenweise Pimco, dem erfolgsverwöhnten kalifornischen Vermögensverwalter im Allianz-Konzern, den Rücken. Aber Europas größter Versicherer hat all das locker weggesteckt. Unterm Strich verdiente der Konzern sechs Milliarden Euro und damit rund 15 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. „In einem politisch und wirtschaftlich herausfordernden Umfeld erzielte die Allianz 2013 ein sehr gutes Ergebnis und dieses Niveau wollen wir auch in diesem Jahr halten“, sagte ein sichtlich zufriedener Michael Diekmann am Donnerstag in München. Der Konzernchef kündigte an, dass auch die Aktionäre profitieren sollen. Die Allianz will die Dividende um 18 Prozent auf 5,30 Euro je Aktie erhöhen.
Dass der Versicherer dennoch zu den größten Verlierern im Dax gehörte, liegt zum einen an Gewinnmitnahmen der Anleger, zum anderen an den eher vorsichtigen Prognosen für das laufende Jahr. Für 2014 rechnet Diekmann nämlich nicht mit großen Sprüngen. Das operative Ergebnis, also der Gewinn aus dem eigentlichen Versicherungsgeschäft, soll in diesem Jahr bei zehn Milliarden Euro „plus/minus 500 Millionen Euro“ liegen. Das entspricht in etwa den 10,1 Milliarden Euro, die man bereits im vergangenen Jahr im Versicherungsgeschäft verdient hat.
Der Grund für den Erfolg: „Das Versicherungsgeschäft läuft gut“, sagte Commerzbank-Analyst Frank Kopfinger dem Tagesspiegel. So gut, dass die Allianz sogar die 1,2 Milliarden Euro verkraften konnte, die ihr durch Naturkatastrophen entstanden sind. Hagel, Flut und Stürme kosteten den Versicherer 2013 rund 500 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Dennoch verdiente der Konzern im Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft dank höherer Preise und vorsichtiger Vertragsabschlüsse prächtig. Mit 5,3 Milliarden Euro steuerte die Sachsparte mehr als die Hälfte zum Konzerngewinn bei.

Probleme bei Pimco: Hat sich "Investment-Guru" Gross verspekuliert?

3,2 Milliarden Euro kamen aus der Vermögensverwaltung – trotz der Mittelabflüsse bei Pimco. Dessen Gründer, „Investment-Guru“ Bill Gross, hatte weiter auf US-Staatsanleihen gesetzt und den allmählichen Ausstieg der US-Notenbank Fed aus den milliardenschweren Anleiheläufen nicht erwartet. Unterm Strich zogen die Anleger im vergangenen Jahr bei Pimco und der kleineren deutschen Schwester Allianz Global Investors zwölf Milliarden Euro ab. Pimco soll nun breiter aufgestellt werden. „Man darf es sich nicht zu oft leisten, dass man in der Performance nicht mithalten kann“, mahnte Diekmann. Für 2014 erwartet er nun einen Gewinn aus der Vermögenssparte von 2,5 bis 2,9 Milliarden Euro.

In der Lebensversicherung setzt die Allianz auf ihre neuen Produkte ohne lebenslange Garantien. Diese sind seit Juli auf dem Markt und haben sich seitdem rund 20 000 Mal verkauft. Im Schlussquartal hätten die „Perspektive“-Angebote am Neugeschäft bereits einen Anteil von 50 Prozent, betonte Diekmann.
Mit der neuen Lebensversicherung reagiert die Allianz auf die niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten. Mit fest verzinsten Wertpapieren – dem Löwenanteil der Kapitalanlagen – lässt sich derzeit kaum Geld verdienen. Eine Besserung ist nicht in Sicht, wie neue Zahlen vom Donnerstag zeigen. Wegen des milden Winters in Deutschland und den damit verbundenen niedrigen Energiepreisen ist die Inflation hierzulande im Februar auf 1,2 Prozent und damit den geringsten Wert seit August 2010 gesunken. Das setzt die EZB unter Zugzwang, ihre Geldpolitik weiter zu lockern.
Hinzu kommt die anhaltende Kreditklemme im Süden der Euro-Zone. Im Januar wurden 2,2 Prozent weniger Darlehen vergeben als im Vorjahresmonat, teilte die EZB in Frankfurt mit. Die schleppende Darlehensvergabe könnte dazu führen, dass die EZB den Banken sogar mit Strafzinsen das Horten von Geld verleidet. Derzeit liegt der Zins, zu dem die Banken überschüssiges Geld bei der EZB parken können, noch bei null.

Der Aufsichtsrat der Allianz lässt sich mit seiner Entscheidung über die künftige Führung Zeit. „Das steht weder heute noch in den nächsten Wochen auf der Tagesordnung“, sagte Diekmann, der jetzt 59 Jahre alt ist. Sein Vertrag läuft wie der von vier seiner Vorstandskollegen Ende des Jahres aus. Der Aufsichtsrat habe erklärt, er wolle im Oktober darüber entscheiden, sagte Diekmann. Nach einem Bericht des „Manager Magazins“ soll Diekmanns Vertrag nochmals um zwei Jahre verlängert werden. Damit hätten die beiden als „Kronprinzen“ gehandelten Oliver Bäte und Markus Rieß ein Jahr mehr Zeit, sich zu profilieren. Rieß ist seit 2010 Chef der Deutschland-Tochter, Bäte ist für das Versicherungsgeschäft in Süd- und West-Europa zuständig. (mit dpa)

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